Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, 4. Vers: „Sushumna shunya padavi brahma randhrah mahapathah shmashanam shambhavi madhya margash chety eka vachakah.“ - „Sushumna, der leere Pfad. Brahma Randhrah, die Öffnung Brahmans. Der großartige Weg, der Verbrennungsgrund, Shambhavi, und der mittlere Pfad, all das sind Ausdrücke für die gleiche Sache.“

In diesem Vers gibt Swatmarama so einen Schlüssel für indische Mythen. Letztlich geht es ja in aller Spiritualität darum, Gott zu verwirklichen. Es geht darum, das Höchste zu erfahren. Um dort hinzukommen, wird die Kundalini erwachen, die innere spirituelle Kraft, die göttliche Kraft. Was auch ausdrückt, göttliche Gnade, denn letztlich wird die höchste Verwirklichung nicht erreicht durch eigenes Bemühen, sondern sie wird erreicht durch Gnade. Diese Gnade ist im Menschen drin. Diese Segenskraft nennt sich Kundalini. Wir können etwas tun, dass die Segenskraft wirken kann, wir können Unreinheiten aus dem Weg räumen, wir können voller Hingabe sein, wir können Gott lieben, wir können andere Menschen lieben, wir können uns bemühen, das Richtige zu tun. Aber nachher ist es die göttliche Energie an sich, die göttliche Gnade an sich, die uns zur Gottesverwirklichung führt. Und diese Gnade, der Weg der Gnade kommt letztlich in der Sushumna, er kommt bei der inneren Leere, er kommt über die Brahma Randhrah.

Wenn auch immer in einer Mythologie von einem leeren Weg gesprochen wird, wenn auch immer davon gesprochen wird von einem großartigen Weg, wenn dort von einem Verbrennungsgrund die Rede ist, wenn dort von Shambhavi, also Segensenergie, die Rede ist, wenn von dem mittleren Weg, Madhya Marga, die Rede ist, dann heißt das immer, damit wird die Sushumna gemeint, die feinstoffliche Wirbelsäule, damit wird Segensenergie gemeint, damit wird der Weg der Kundalini-Erweckung gemeint. Damit kannst du dir auch wieder bewusst machen, letztlich egal, welchem spirituellen System du folgst, es geht darum, das Höchste zu verwirklichen. Namen sind viele, aber Gott ist eins. Wege sind viele, aber Wahrheit ist eins. Es gibt so viele Ausdrücke für die gleiche Sache. Langfristig gesehen wird diese Gnade in dir wirken. Öffne dich dafür. Bitte diese Gnade, in dir zu wirken. Immer wieder wende dich an Gott, immer wieder wende dich an die göttliche Mutter, immer wieder wende dich an die Weisheit des höheren Selbst, immer wieder wende dich an den Segen deines Meisters, immer wieder bitte darum, dass du das Höchste erfährst.

Es ist als Aspirant auch wichtig, diese hohen Ideale zu behalten, nicht im Alltag allein zu versinken und vielleicht die Praktiken entweder halbherzig zu üben oder sie sein zu lassen. Sei dir bewusst, die Erfüllung deines Strebens und all deines inneren Strebens kommt, wenn du Gott verwirklichst. Und um Gott zu verwirklichen, dazu praktiziere. Aber praktiziere mit Hingabe, praktiziere mit Bewusstheit. Es reicht nicht aus, nur physisch zu praktizieren und die Übungen körperlich zu machen, es ist wichtig, vom Herzen her. Wenn du einem Menschen Gutes tust, tue es mit Liebe, tue es mit Hingabe, tue es im Bewusstsein, dass Gott in dir dem Gott im anderen dient. Wenn du atmest, atme immer wieder bewusst. Im Bewusstsein, dass der Atem wie eine Erinnerung ist, dass Gott in dir wirkt. Wenn du praktizierst, praktiziere es mit der Sehnsucht, Gott zu erfahren. Und praktiziere es mit der Bitte, dass Gott in dir wirken möge. Wenn du meditierst, meditiere mit der Sehnsucht, Gott zu erfahren. Aber dann mit der Demut, dass du weißt, erst wenn es Gott so will, wirst du ihn tatsächlich erfahren.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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