Geeignete Pranayamapraxis – HYP II.16

Suche die geeigneten Mittel aus.

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 16. Vers: „Pranayamena yuktena sarva roga kshayo bhavet ayuktabhyasa yogena sarva roga samudgamah„ - „Durch geeignete Atemübungen (Pranayama) wird die Zerstörung, Überwindung aller Krankheiten bewirkt. Ungeeignete Praxis hingegen bewirkt eine Verstärkung.“


Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen, den Hatha Yoga Pradipika Kommentaren. Mein Name ist Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, www.yoga-vidya.de. Und ich will dir mit den täglichen Inspirationen Inspiration für den Tag geben. Ich interpretiere momentan die Hatha Yoga Pradipika, aber weniger als Kommentar über Hatha Yoga an sich, sondern ich nehme diese Verse als Inspiration für das spirituelle Leben im Alltag und für ein geschicktes Leben im Alltag, für hoffentlich ein glücklicheres Leben im Alltag. Ich mache mir dabei kein Konzept, sondern ich lese und erzähle dir dann, was ich denke, was dir vielleicht hilfreich sein könnte.

Heute sind wir beim zweiten Kapitel der Hatha Yoga Pradipika, einem Grundlagenwerk des Hatha Yoga, geschrieben von einem Yogi namens Swatmarama. Er sagt, durch geeignete Atemübungen, durch geeignetes Pranayama, werden die Krankheiten überwunden, wird alles Leiden überwunden. Ungeeignete Praxis hingegen bewirkt eine Verstärkung. Was sind geeignete Pranayamas? Geeignete Pranayamas heißt, du übst das, was für dich geeignet ist. Das heißt, du überlegst, welche Atemübungen passen. Zunächst für den Anfänger ist es relativ einfach. Du übst so, wie es dein Yogalehrer sagt. Normalerweise bei Yoga Vidya beginnt man mit der einfachen Bauchatmung, man geht weiter mit der Wechselatmung, mit kurzem Anhalten. Dann lernt man langsam die Wechselatmung weiter, dann kommt irgendwann Kapalabhati dazu, dann folgt der vollständige Yogaatem. Die geeignete Pranayamapraxis für die Mehrheit der Menschen für den Alltag ist: Zwei bis drei Runden Kapalabhati, fünf bis zehn Runden Wechselatmung. Das kannst du steigern auf drei Runden Kapalabhati und dann zwanzig Minuten Wechselatmung. Durch eine solche Pranayamapraxis aktivierst du das Prana eben durch die Kapalabhati-Übung und du sorgst dafür, dass die Pranas, die Lebensenergien, harmonisiert werden, insbesondere durch die Wechselatmung. Du kannst deine Pranayamapraxis auch anpassen.

Angenommen, du hast ein Kapha-Temperament und insbesondere du hast eine Kapha-Störung, du bist etwas müde und träge, dann hilft mehr Kapalabhati. Du würdest z.B. fünf Runden Kapalabhati üben, etwas schnelleres Kapalabhati und die Ausatmungen auch erhöhen. Angenommen, du hast eine Vata-Störung, du bist also eher unruhig mit Schlafstörungen, dann würdest du die Kapalabhati-Praxis reduzieren, du würdest langsameres Kapalabhati üben und nur zwanzig bis dreißig Ausatmungen machen, die aber umso mehr. Und du würdest mehr Zeit mit der Wechselatmung verbringen. Manchmal hilft es, dass du etwas genauer überlegst, du überlegst: „Was ist für mich gut?“ Das gilt jetzt nicht nur für das Pranayama. Im Yoga gibt es mehrere Schritte. Das erste ist, du lernst die Übungen. Als zweites, du praktizierst die Übungen. Als drittes, du lernst, die Praxis an die Bedürfnisse deines Organismus anzupassen. Dort ist manchmal nicht hilfreich, wenn du dort etwas boniert denkst: „So müsste ich es machen.“ Es ist gut, es zu lernen, aber sowie du es gelernt hast, dann überlege: „Wie müsste ich die Praxis anpassen.“ Das heißt, nicht nur in der Yogapraxis, aber auch in der Yogapraxis. Das gilt z.B. auch bei dem Sonnengruß und bei den Asanas.

Angenommen, du hast eine bestimmte Asanapraxis. Angenommen, du merkst plötzlich, dass ein Nackenproblem kommt, dann ist wichtig, du passt die Praxis sofort an. Bei einem beginnenden Nackenproblem ist es erstmal gut, vielleicht auf Kopfstand zu verzichten, vielleicht Schulterstand sehr zu reduzieren oder auch mal ein paar Tage wegzulassen, den Fisch so zu machen, dass der Hinterkopf am Boden ist und nicht mehr der Scheitel. Du passt die schiefe Ebene an usw. Und es gilt, das sofort zu machen. Nicht zu denken: „Ich muss nur lange genug üben, dann geht es wieder weg.“ Viele Menschen erfahren das ja, wenn sie mit Yoga beginnen, dann hören verschiedene Krankheiten auf. Aber wenn du regelmäßig Yoga übst und dann während deiner Yogapraxis Krankheiten dazukommen oder Beschwerden, dann musst du sofort deine Asanapraxis daran anpassen. Und das gilt nicht nur für die Asanapraxis, aber es gilt auch für die Asanapraxis. Wenn du regelmäßig praktizierst und irgendeine Beschwerde eintritt, es kann ja durch einen Unfall sein, es kann durch eine Verspannung sein, es kann durch irgendetwas sein, man weiß ja nicht, wie der Körper dort ist, dann überlege: „Wie müsste ich meine Praxis anpassen?“ Und dann passe sie an.

Genauso auch, angenommen, du hast eine bestimmte Weise entwickelt, wie du bei deiner Arbeit vorgehst, wie du deine Aufgaben erledigst. Und irgendwo merkst du, es tut dir gerade nicht gut. Anstatt zu denken, „ich müsste es jetzt so machen“, überlege: „Wie könnte ich es machen, dass es mir entspricht?“ Recht häufig kommen Probleme dadurch auf, dass du denkst: „So und so muss es sein.“ Frage dich öfters: „Muss es wirklich sein? Könnte ich es etwas anders machen? Könnte ich es etwas anders machen, dass es für mich geeignet ist und für meinen Partner geeignet ist, für meine Familie, für meine Kollegen usw.?“ Erst lerne, das, was zu tun ist, dann mache das, was zu tun ist, und danach überlege: „Wie müsste ich es machen, dass es mir entspricht, dass es meinen Mitmenschen entspricht?“ Häufig hilft es auch, zu überlegen: „Was ist das Ziel? Warum mache ich das, was ich mache? Und sind die Mittel, die ich dafür nutze, wirklich die geeigneten? Was will ich erreichen? Was will der andere erreichen? Was wollen wir beide erreichen?“ Indem du deine eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse der anderen oder deine eigenen Ziele und die Ziele des anderen oder deine eigenen Anliegen und die Anliegen aller Beteiligten mitberücksichtigst, kannst du leichter dazu kommen, das zu tun, was wirklich nötig ist.“


Mehr Informationen über Yoga und weitere Inspiration auf unseren Internetseiten unter www.yoga-vidya.de. Dort findest du übrigens auch die gesamte Hatha Yoga Pradipika. Du brauchst bloß auf dieser Seite „Hatha Yoga Pradipika“ einzugeben, dann kommst du auf unser Hatha Yoga Pradipika Portal, dort findest du die vollständige Hatha Yoga Pradipika auf Devanagari, Sanskrit, in Transkription, in Übersetzung, verschiedene Kommentare, so dass du tiefer ins Hatha Yoga eindringen kannst.


Alles Gute, bis zum nächsten Mal!

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein