Forsche, erkenne, verwirkliche

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute interpretiere ich etwas aus dem Buch „Licht, Kraft und Weisheit“ von Swami Sivananda, aus dem kleinen Kapitel „Forsche, erkenne, verwirkliche“. Schon die Überschrift ist wie ein Dreischritt auf dem spirituellen Weg. Der erste Schritt ist Forschen. Forschen, Selbsterforschung, sich fragen: „Wer bin ich?, Was ist wirklich? Was ist unwirklich? Was war vor der Geburt? Was kommt nach dem Tod? Was ist wahres Glück? Was ist die Welt?“ Diese Fragen sind ewige Fragen, die sich der Mensch seit Jahrtausenden, vielleicht noch länger, immer wieder stellt. Und diese Fragen finden keine intellektuelle Antwort, da mag sich die Wissenschaft noch so sehr bemühen. Diese Fragen sind letztlich transzendente Fragen, also Fragen, die über das hinausgehen, was mit Sinnen, Intellekt und wissenschaftlichen Apparaten zu ergründen ist. Aber es gibt etwas im Menschen, das jenseits des Intellekts liegt und jenseits der Sinne. Das ist die Intuition. Wenn Swami Sivananda von „erkenne“ spricht, meint er nicht einfach nur die intellektuelle Erkenntnis, sondern eine tiefere intuitive Erkenntnis, die schließlich zur Verwirklichung führt. Die großen Weisen, Heiligen, Meister und Meisterinnen verschiedenster Traditionen sind letztlich zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Ausgedrückt wird das in den unterschiedlichsten Worten, aber unterschiedliche Worte drücken noch immer die gleiche Wirklichkeit aus. Ob man nun Wasser sagt oder Water oder Aqua oder Pani oder Chalam, es ist alles das Gleiche. Es spielt keine Rolle, ob wir es jetzt Gott nennen oder Brahman oder das Absolute oder die kosmische Intelligenz oder das Nicht-Beschreibbare. Wir meinen das Gleiche. Wir können es erfahren. Wir können es verwirklichen. Aber zuerst gilt es, es wirklich zu erforschen. Sivananda sagt nicht, glaube und verwirkliche. Obgleich es im Bhakti Yoga und in vielen Religionen sehr wichtig ist, fest im Glauben verankert zu sein. Aber über den Glauben kommt auch hier die Praxis. Und aus der Praxis kommt dann auch irgendwann die Verwirklichung. Aus der Erforschung kommt die Praxis und dann die Erfahrung. Aus der Erfahrung kommt eine tiefere Erkenntnis, die zur höchsten Verwirklichung führt. „Halte die Leuchte der Rechtschaffenheit in der Hand. Lasse deine Gedanken um göttliche Liebe kreisen. Bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Zügle die Sinne. Mache den Geist ruhig und hefte ihn auf das Göttliche. Schwinge dich ein in die Regionen der Seligkeit. Du wirst die kosmische Einheit schauen.“ Karma Yoga, Rechtschaffenheit, dienen und das Rechte tun, das sind alles Aspekt, die Swami Sivananda hier behandelt. Patanjali sagt im Yoga Sutra, dass unethisches Handeln zu endlosem Leid und Unwissenheit führt. Vielleicht wird man durch unethisches Handeln kurzfristig kleinere Erfolge haben, vielleicht sogar großen Reichtum scheffeln, aber der dauert nicht lange. Er macht sicherlich nicht glücklich und sicherlich führt er nicht zur höheren Erkenntnis. „Lasse deine Gedanken um göttliche Liebe kreisen.“ Das ist ein interessanter Ausdruck, denn es wird nicht immer einfach sein, Gott und alle Menschen sofort zu lieben. Wir können uns dann überlegen: „Wie könnte ich das machen? Wie wäre ich, wenn ich göttliche Liebe hätte? Wie könnte ich die göttliche Liebe annehmen?“ „Bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg.“, sagt Swami Sivananda. Das ist natürlich nicht so einfach. Man kann sich nicht einfach sagen: „So, heute bewahre ich Gleichmut in Erfolg und Misserfolg.“ Aber wir können daran arbeiten. Wir können es immer wieder tun. Und wir können uns immer wieder bewusst machen, dass nicht der Erfolg zählt, sondern der Gleichmut. Wenn wir das wissen, dann fällt es auch leichter, gleichmütig zu sein. „Gib Kummer, Sorgen und Ängste auf, lass dich durch Misserfolge nicht entmutigen.“ Klingt einfach, oder? Angenommen, man hat irgendein Buch, das man nicht mehr bracht. Man gibt das Buch auf und schenkt es jemandem. Das ist einfach. Oder man stellt fest, dass sich auf dem eigenen Schreibtisch zuviel angesammelt hat. Man gibt diese überflüssigen Gegenstände auf und wirft sie in den Papierkorb. Oder man stellt fest, im Bücherregal stehen zu viele Bücher, also gibt sie an eine Stadtbücherei (oder wenn sie spirituell sind, in die Yoga Vidya Bibliothek). Das ist einfach. Dann hat man was aufgegeben. Aber Kummer, Sorgen und Ängste aufgeben, das ist nicht ganz so leicht. Irgendwo im Unterbewusstsein hängt man daran. Man hängt an seinem Kummer, seinen Sorgen und Ängsten. Um solche Gefühle aufzugeben, muss man sie erstmal wirklich aufgeben will. Und das ist auch nicht ganz einfach. Da ist es gut, mit dem Kleinen anzufangen. „Lass dich durch Misserfolg nicht entmutigen.“ Natürlich, wenn wir uns bemühen, diese Dinge aufzugeben, klappt nicht alles gleich. Aber wir können es immer wieder versuchen. Stück für Stück legen wir so diese Gefühle ab. „Forsche, erkenne und verwirklich.“ Ich wünsche dir dafür alles Gute! Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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