Flexibel und Rückgrat zeigen – HYP I.28

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 28. Vers
„Vama uru mula arpita daksha padan janor bahir veshtita vama padam pragrihya tishthet parivartita angah shri matysa nath uditam asanam syat.“
„Den rechten Fuß an den Ursprung des linken Oberschenkels platzieren, den linken Fuß neben die Außenseite des Knies stellen. In der Position verharrt der Yogi mit gedrehtem Körper. Das ist die Position, die von Matsyendra beschrieben wird.“

Das ist also Matsyendrasana, der Drehsitz. Der Drehsitz hat viele verschiedene Wirkungen und Swatmarama wird in den nächsten Versen darüber sprechen. Zunächst, Ardha Matsyendrasana ist halber Drehsitz, Matsyendrasana wäre der volle Drehsitz, das kannst du dir von deinem Yogalehrer erklären lassen oder in Büchern nachschauen, was da der Unterschied ist. Drehsitz hat auch psychische Bedeutung, der gilt auch als Meisterstellung, Matsyendra. Indra heißt auch, der Herr der Götter. Matsya, der Fisch. Matsyendra ist dann der Herr der Götter der Fische, was auch heißt, das betrifft das Unterbewusstsein, das heißt, du fühlst dich wohl, wie ein Fisch im Wasser. Es heißt auch, du fühlst dich verbunden mit allem. Ein Fisch ist über das Wasser mit allem verbunden. Er ist nicht so getrennt, er trinkt das Wasser, in dem er sich befindet. Matsyendrasana wird eben auch als Meisterstellung bezeichnet. 


Meister steht hier für Verschiedenes. Wenn du dir den Drehsitz vergegenwärtigst als Yogastellung, du bist aufgerichtet, deine Wirbelsäule ist aufgerichtet. Das steht für Rückgrat zeigen. Im Drehsitz spielt die Wirbelsäule eine entscheidende Rolle. So musst du im Alltag auch öfters Rückgrat zeigen. Du räkelst deinen Kopf nach oben. Es ist wichtig, dass du im Drehsitz nicht eingesunken bist. Das steht dafür, dass du hohe Ideale hast und dass du dich nach dem Höchsten sehnst, dich nach dem Höchsten ausrichtest, versuchst, herauszufinden, was das Höchste von dir will und versuchst, wirklich das Höchste zu erfahren. Gleichzeitig lässt du aber auch beide Beckenknochen auf dem Boden, soweit es möglich ist. Das heißt, du bleibst auch in der Erde, du hast Erdung. Und du drehst dich. Drehen steht dafür, dass du flexibel bist. Du wölbst deinen Brustkorb nach vorne. Das steht dafür, dass du dich auch anderen zuwenden willst. Das steht für die Meisterstellung, das steht dafür, wenn du Verantwortung übernimmst, wenn du eine Führungsposition übernehmen willst, ist das alles wichtig. Es ist wichtig, geerdet zu sein. Es ist wichtig, einen gesunden Realitätssinn zu haben, es ist wichtig, praktisch auch zu sein.

Es ist wichtig, Rückgrat zu zeigen. Nicht immer ist es einfach. Immer wieder kommen Schicksalsschläge, immer wieder kommt Kritik, immer wieder wird es schwierig. Dabei ist es wichtig, Rückgrat zu zeigen. Und es ist wichtig, dein Leben nach hohen Idealen auszurichten. Dafür steht, den Kopf nach oben zu geben. Es ist wichtig, öfters mal dich anzupassen an andere. Rückgrat zeigen und trotzdem flexibel sein, das ist das große Kunststück. Immer nur flexibel sein, das ist auch nicht gut. Immer nur Rückgrat zeigen, ist auch nicht gut. Du musst flexibel sein und Rückgrat zeigen und dich dabei anderen Menschen zuwenden, denn selten kannst du etwas alleine erreichen. Und gegen andere etwas zu machen, auf die Dauer ist auch nicht gut. Daher, mit offenen Herzen auf andere zugehen, flexibel sein, Rückgrat zeigen, gut geerdet, ausgerichtet nach oben, nach dem Göttlichen. Das ist die Meisterstellung, das ist die Haltung, die du haben kannst, um viel Gutes zu bewirken im Alltag.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

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