Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 16. Vers
„Utsahat sahasad dhairyat tattva jnanash cha nischayat jana sanga parityagat shadbhir yogah prasiddhyati.“
„Ernsthaftigkeit, Furchtlosigkeit , Beharrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Wissen und Vertrauen, Beenden von oberflächlicher Geselligkeit – durch diese sechs Tugenden wird das Yoga erreicht.“

Swatmarama spricht hier über das, was einem hilft, auf dem Yogaweg voranzuschreiten. Er sagt, Ernsthaftigkeit. Sei ernst auf dem spirituellen Weg, ernsthaft. Nicht zu ernst natürlich, also, Humor ist etwas Gutes, Lachen ist etwas Gutes, aber Oberflächlichkeit nutzt dir nicht viel. Sei ernsthaft. Yoga ist etwas, was du nicht nur tun solltest, wenn du mal Lust hast und wenn du mal Zeit hast, sondern es gibt nichts Wichtigeres als Yoga. Daher, übe ernsthaft. Und diese Ernsthaftigkeit kommt aus dem tiefen Wunsch, spirituell zu wachsen. Die Ernsthaftigkeit kommt daraus, dass du erkennst, es gibt nichts Wichtigeres als Yoga.

Das zweite ist Furchtlosigkeit. Sei mutig, schreite mutig voran. Öfters gibt es Gründe, dass du die Furchtlosigkeit, den Mut brauchst. Manchmal denkst du: „Ja, was hat diese Reinigungserfahrung zu sagen?“ Wenn du Hatha Yoga übst, kann es dir mal warm werden, weil das Prana fließt. Du kannst mal dein Herz-Chakra spüren, als ob das vor Freude irgendwo zerspringt. Du kannst manchmal feinfühlig sein. Du spürst manchmal die Wirbelsäule warm werden. Und es kann sein, dass du Bewusstseinsveränderung spürst und aus deinem Körper hinaus kommst. Für all das brauchst du Mut. Und du brauchst auch Mut, mal anders zu sein als andere. Menschen werden vielleicht öfters dich dafür loben, dass du Yoga übst, sie werden dich dafür achten. In unserer heutigen Zeit ist ja Yoga etwas sehr positiv Besetztes. Aber manchmal werden sie dich auch kritisieren, vielleicht weil du auch in deiner Ernährung sehr konsequent bist, vielleicht weil du in mancherlei Hinsicht etwas nicht so tust wie andere. Du brauchst den Mut, auch mal anders zu sein als andere. Du brauchst auch den Mut, wirklich deine Zeit zu nehmen für die spirituelle Praxis. Manchmal werden deine Freunde sagen: „Was ist dir wichtiger, Yoga oder ich?“ Dein Partner, deine Partnerin wird das vielleicht sagen, deine Kinder. Immer wieder wird die Ernsthaftigkeit deines Strebens in Frage gestellt werden. Sei mutig. Auch Jesus hat gesagt: „Strebe zuerst nach dem Königreich Gottes, dann wird euch alles andere von selbst zufallen.“ So, zuerst strebe nach Yoga, strebe nach Einheit. Yoga heißt ja Einheit. Strebe danach, auf dem spirituellen Weg voranzuschreiten. Erst danach kommt alles andere. Daher, sei auch mutig, denn Jesus sagt auch, dann wird dir alles andere von selbst zufallen. Sei also mutig. Tue das, was auf dem spirituellen Weg nötig ist, und du kannst davon ausgehen, es wird langfristig gut sein. Sei dabei beharrlich. Rom wurde nicht an einem Tag gebaut. Schritt für Schritt schreitest du auf dem spirituellen Weg voran.

Dazu gehört auch Geduld. Übe geduldig, übe beharrlich. Dann sagt er hier, Wahrhaftigkeit. Wahrhaftigkeit heißt auch, authentisch sein, es heißt auch, tue nicht, als ob du fortgeschrittener bist als du tatsächlich bist, gib nicht etwas vor, was du nicht bist. Und wenn du übst, übe auch mit Ernsthaftigkeit, in dem Sinne, dass du dabei bewusst bist. Übe nicht halbherzig. Halbherziges Üben ist zwar immer noch besser als gar nicht üben, aber wenn du etwas übst, übe es mit all deinem Herzen, übe es mit großer Bewusstheit. Tue das, was du tust, voller Enthusiasmus. Tue das, was du tust, mit großem Herzen. Also, sei wahrhaftig, authentisch, sei bewusst bei dem, was du tust.

Wissen, sagt er hier noch. Also, Wissen ist auch etwas Gutes. Wissen, könnte man hier sagen, sei bewusst, dass das, was du tust, gut ist. Es ist auch hilfreich, dass du dir bewusst machst, welche Asana wirkt auf welches Chakra. Es ist gut, wenn du dir bewusst machst: „Was ist Karma Yoga? Warum übe ich überhaupt Karma Yoga? Warum diene ich?“ Das Wissen um die kosmischen Zusammenhänge, das Wissen um den Sinn von dem, was du tust, das Wissen um die Wirkung der Yogapraxis, all das hilft dir, dass du bewusster üben kannst.

Und dann, habe Vertrauen. Habe Vertrauen, denn das, was du tust im Yoga, ist ja etwas Bewährtes. Gerade wenn du in einem klassischen Übungssystem übst, wie wir es z.B. bei Yoga Vidya machen, da kannst du sicher sein, so viele Menschen haben dort seit Jahrhunderten und seit Jahrtausenden damit geübt und höchste Bewusstseinszustände erreicht. Auch du wirst das langfristig tun. Du kannst Vertrauen haben. Und aus diesem Vertrauen heraus, kannst du regelmäßig üben.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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