Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, 57. Vers
„Udare paschimam tanam nabher urdhvam cha karayet uddiyano hy asau bandho mrityu matanga kesari.“
„Der Yoga-Übende sollte den Bauch nach hinten saugen und den Nabel nach oben. Dieses Uddiyana Bandha ist ohne Zweifel der Löwe zum Elefanten des Todes.“


Was heißt diese Übung? Diese Übung heißt, du machst Uddiyana Bandha. Das kennst du inzwischen. Um es nochmal zu erklären: Am besten im Stehen, es geht aber auch im Sitzen. Du atmest erst tief ein, du atmest durch den Mund aus, dann ziehst du den Bauch ein. Wenn du willst, kannst du auch die Hände auf die Knie geben und den Bauch einziehen. Und dann, wenn der Bauch eingezogen ist, bringst du deine Augen nach oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen und konzentrierst dich auf die Stirngegend. So kommt der Geist nach oben. Das ist eine körperliche Übung, eine Übung für morgens und zwischendurch.

Ich hatte das letzte Mal schon darüber gesprochen, dass du Uddiyana Bandha auch interpretieren kannst als „den Geist nach oben heben“. So beschreibt er auch hier dieses Uddiyana, das nach oben Fliegen, das ist ja die wörtliche Bedeutung. Nach oben fliegen, nach oben schweben, nach oben bringen oder auch der Vogel, der nach oben fliegt. Das sind alles Bedeutungen von Uddiyana Bandha. Das steht auch dafür, dass du deinen eigenen Geist nach oben erhebst. Und der Elefant des Todes ist wie etwas Schweres, etwas Dunkles, was dich nach unten zieht. Und das kann Schwermut sein, das kann Depression sein, das kann ein Scheitern sein, das kann Frust sein, das kann schlechte Behandlung usw. sein.

Du kannst dich darauf einlassen, du kannst darüber lamentieren, du kannst dich als Opfer fühlen, du kannst hundert Gründe finden, warum es dir schlecht geht. Du kannst aber auch sagen: „Ich erhebe jetzt meinen Geist. Ich erhebe JETZT meinen Geist. Ich denke jetzt an Gott. Ich lächle jetzt. Ich schaue nach oben. Ich schaue nach oben zum Himmel. Ich schaue nach oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Ich spüre das Licht von oben. Ich überlege, wie würde es sich anfühlen, wenn es mir gut gehen würde? Oder wie würde sich Swami Sivananda fühlen? Oder wie fühlt sich ein großer Yoga-Meister?“ Überlege das. Oder: „Angenommen, ich wäre ein großer Yoga-Meister. Wie würde ich mich anfühlen?“ Überlege das. Und dann brauchst du nicht vom Elefanten des Todes behelligt zu werden. Du kannst nach oben fliegen. Du kannst dich nach oben bewegen. Und dann wirst du wie ein Löwe. Löwe ist voller Stärke, ist voller Kraft. Das Interessante ist, erst erhebst du deinen Geist, dann kommt der Löwe. Also nicht erst warten, dass die Stärke wieder kommt, sondern erhebe deinen Geist, erhebe deinen Geist nach oben, erhebe deinen Geist zum Göttlichen, erhebe deinen Geist zur Freude, zur Stärke, zum Licht oder einfach nach oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen. Oder einfach ein Mantra oder ein Gebet oder die Überlegung: „Wie wäre es, wenn es mir jetzt gut gehen würde?“

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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