Die Erlebnisse hängen von deiner Interpretation ab

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, im 4. Kapitel, 8. Vers: „Aus diesem dreierlei Karma reifen die Früchte entsprechend der Art der Wünsche.“

Patanjali ist ja schon im zweiten Kapitel auf Karma eingegangen. Wenn wir auf Karma, also auf das, was kommt, reagieren, dann hat das Früchte. Und je nachdem, welche Wünsche und Neigungen wir haben, sind die Früchte unterschiedlich. Die Früchte sind nicht nur künftiges Karma, sondern letztlich auch unsere eigene Erfahrung.

Angenommen, jemand macht dir ein Kompliment. Wenn du ein vertrauensvoller Mensch bist, dann denkst du sofort: „Ah, schön.“ und du bist dankbar dafür. Wenn du ein sehr skeptischer Mensch bist, dann denkst du: „Was will der schon wieder von mir?“ Und wenn du mit dieser Person schon negative Erfahrungen gemacht hast und sie macht dir ein Kompliment, dann wirst du dich fragen: „Was passiert jetzt? Wie ist das gemeint?“
Die Früchte vom gleichen Karma können entsprechend deiner Vasanas ganz unterschiedlich sein. Patanjali sagt, aus den Vasanas, also aus den Erfahrungen, aus diesem dreierlei Karma, reifen Früchte und die hängen sehr stark ab von den eigenen Wünschen und Neigungen.

Vieles hast du nicht in der Hand, was auf dich zukommt. Anderes hat man natürlich in der Hand. Deine Reaktion kannst du aber immer bis zu einem gewissen Maße steuern. Und da ist es durchaus gut, wenn du lernst, die Dinge positiver zu sehen, sie als Chancen zu ergreifen und nicht so sehr als Risiken. Es ist auch ein gewisses Training, erst einmal anzunehmen, dass andere Menschen es gut meinen. Das heißt natürlich nicht immer, dass sie das auch gut umsetzen und dass dann alles toll ausgeht, aber erstmal ist es schon mal sehr hilfreich, eine Grundfreundlichkeit gegenüber Menschen zu haben. Wenn du diese Vasana kultivierst und grundsätzlich davon ausgehst, dass alle Menschen es gut meinen, bis sie etwas tun, was dich vom Gegenteil überzeugt, dann hast du grundsätzlich sehr viel schönere Erfahrungen, als jemand, der ständig skeptisch durch die Welt geht.

Du kannst natürlich auch sagen: „Wer skeptisch durch die Welt geht, wird niemals enttäuscht und deshalb will ich lieber etwas skeptischer durch die Welt gehen.“ Wenn dich das glücklich macht, ist das natürlich auch in Ordnung. Es ist jedenfalls wichtig, zu verstehen, wie man das, was auf einen zukommt, interpretiert. Was man tatsächlich erfährt, das hängt sehr stark davon ab, was in einem selbst angelegt ist. Und wir können unsere Reaktionen bis zu einem gewissen Grad steuern.

Beobachte deine Reaktionen auf konkrete Ereignisse und überlege, wie häufig deine Reaktionen ein Produkt deiner Vasanas sind und ob es vielleicht möglich ist, dass du deine Reaktionen ein bisschen modellierst. Ich wünsche dir dafür große Achtsamkeit.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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