Der Achte Tag

© 2015 Text: Bhajan Noam

Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume,
verlockend anzusehen und gut zu essen,
und den Baum des Lebens mitten im Garten
und den Baum der Erkenntnis.
Und es ging aus von Eden ein Strom,
den Garten zu bewässern,
und teilte sich von da in vier Hauptarme.
Und Gott sprach: Sehet da,
ich habe euch gegeben alle Pflanzen,
die Samen bringen, auf der ganzen Erde,
und alle Bäume mit Früchten,
die Samen bringen zu eurer Speise,
und mitten im Garten den Baum des Lebens
und den Baum der Erkenntnis. –
Wenn euch nun eines Tages die Frage beschäftigt:
„Warum sind wir hier bei ihm
und weilen unter seinen Segen?“
So esst von den Früchten des Baumes der Erkenntnis,
und ihr werdet sehen alle Möglichkeiten,
welche die Freiheit, in der ich euch schuf, bietet.
Ihr seid Gäste in diesem Garten,
und ich bin zu Gast bei euch.

Und wisset und merkt es euch gut:
Die Früchte vom Baum des Lebens
Sind die Früchte des Erinnerns. –
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte,
und siehe, es war sehr gut.
Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

So wurden vollendet Himmel und Erde mit allem Lebendigen.
Und so vollendete Gott am siebten Tag seine Werke,
und ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken.
Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn,
weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.
Und Adam und Eva saßen mit Gott im Garten Eden,
und mit ihnen ihre spielenden Kinder Kain und Abel.
Und dieser siebente Tag währte viele ungezählte Jahre,
und kannte lange kein Ende in Gottes Ewigkeit. –

Doch einst, als Gott gerade mit den Kindern spazieren ging
und Adam und Eva allein waren, sprach Eva:
Lasst uns etwas erschaffen,
was wir alleine erschaffen haben,
denn wir sind doch wie Gott.
Adam aber erwiderte: Es ist doch alles da. –
Gott sprach von anderen Möglichkeiten, sagte Eva,
lasst uns eine Frucht vom Baum der Erkenntnis essen!
Iß meine mit, antwortete Adam
und lehnte sich entspannt zurück.
Da kam gerade Gott hinzu und sprach:
Das ist eine gute Gelegenheit, das Wissen zu erschaffen.
Geht ans Werk! Als Gott lebe ich in grenzenloser Weisheit,
und die teilt ihr mit mir.

Wissen hingegen ist etwas,
was nur der Mensch erschaffen kann.
Wissen reicht nicht an die Weisheit heran,
aber es ist ein Spiel, ein Zeitvertreib.
Und wo ich dieses Wort gerade benutze,
mit dem Erschaffen von Wissen,
werdet ihr auch zugleich die Zeit erschaffen.
Ihr lebt in der Ewigkeit, ihr lebt in der Weisheit mit mir;
es kann euch nicht schaden, aber vielleicht helfen.
So schickte Gott Adam und Eva zum Baum der Erkenntnis.
Da ward aus Abend und Morgen der achte Tag.“ –

- Bhajan Noam​ -

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Kommentare

  • Dieser Autor kommt leider nicht vom ergebnissorientierten Denken weg, in sofern könnte man meinen, das er völlig am eigenen Thema vorbei schreibt. Zwischen divergentem Denken und assoziativem Denken besteht allerdings ein kleiner aber feiner Unterschied. Divergentes Denken ist nicht ergebnisoffen. Es ist innerhalb unseres Systems noch eine zulässige Form des Denkens, da man erkannte, dass es sich für Problemlösungen in der Industrie oder in der Wirtschaft allgemein als nützlich erweist. Assoziatives Denken interessiert sich nicht für Ergebnisse, es hat Freude an der unendlichen Möglichkeit des Denkens selbst. Es ist nicht nützlich, man kann es nicht im Sinne unserer Produktionssteigerunsphilosophie nutzbar machen. Assoziatives Denken ist das Denken der Künstler, der Dichter, der Maler, der Komponisten, der Mystiker. Und es war allgemein das Denken der Menschen vor der Industrialisierung. Die wenigen übrig gebliebenen Naturvölker denken noch heute so. Tatsächlich ist es aber kein reines Denken. In Wahrheit ist es ein Öffnen des Geistes für die Intuition, die nun in das Denken einfließen darf und zum Segen bringenden Führer in eine lichtvolle Erkenntniswelt wird. ***     

  • Die Idee der Nation entstand erst im 17. Jahrhundert. Sie ist gemessen an der Menschheitsgeschichte sehr jung. Auch wenn die Welt nach orthodoxer Ansicht noch keine 6.000 Jahre alt ist, bleibt sie eine relativ neue Erfindung. Und dann sollte man nicht übersehen, dass Adam und Eva, die ersten Menschen waren - bis auf Lilith, die zu emanzipiert und rebellisch war und deshalb schnell wieder entsorgt wurde. Vor der Geburt von Kain und Abel waren sie nicht mal eine Familie, geschweige denn ein Clan oder gar ein Volk. Aus heutiger Sicht könnten es aber Perser, Türken oder Armenier gewesen sein. - "Oh, das sind unsere Vorfahren? Ist ja peinlich… kann man da nicht was drehen am Stammbaum?" Jaja, ihr Lieben, Alhamdulillah! :-)

     

         

  • Im Christentum wird die Bibel allzu oft wortwörtlich genommen. Das ist der jüdischen Tradition größtenteils ziemlich fremd. Man versucht den tieferen Sinn hinter den Aussagen der Tora zu verstehen und kommt dabei zu ganz anderen Ergebnissen. Die Bibel besteht aus Bildern und Metaphern und es gibt unendliche Querverbindungen zwischen den einzelnen Texten. Texte der Bibel sind Denkanstöße, die eigentliche Bibel entsteht aber beim lebendigen Auslegen, bezogen auf eine gegenwärtige Situation. Dass Jüdische Denken ist nicht linear sondern assoziativ. Das wird hier als sprunghaft, also als negativ, zumindest als unlogisch empfunden. In Wahrheit ist die Logik des linearen Denkens sehr eingeschränkt und verarmt. Ihr fehlt das individuelle kreative Moment. - Auf diese Stelle der Genesis bezogen, könnte man z. B. sagen: Da Gott psychologisch nicht ganz ungeschult war, wusste er natürlich, alles was er verbietet, macht die Menschen besonders neugierig. Vielleicht wäre den Menschen von alleine das Erforschen und Erfinden nie in den Sinn gekommen, sie hatten es ja bequem im Paradies. Es war also der Trick des Vaters, seine Söhne und Töchter zur Selbständigkeit zu erziehen mit fast modern wirkender Pädagogik, wenn man dabei Gottes Humor voraussetzt. ***

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