Das Ziel ist Vollkommenheit – HYP I.43

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 43. Vers
„Kim anyair bahubhih pithaih siddhe siddhasane sati prana anile savadhane baddhe kevala kumbhake utpadyate nirayasat svayam eva unmani kala.“
„Wozu viele andere Positionen, wenn Siddhasana, die Stellung des Vollkommenen, einmal perfektioniert ist. Der Fluss des Prana ist mit Kevala Kumbhaka gelenkt und gesteuert. Wahrlich, der Zustand von Unmani steigt sofort ohne Anstrengung, spontan und von alleine auf.“


Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen zum Hatha Yoga Pradipika Podcast. Mein Name ist Sukadev, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, und jeden Tag lese ich einen Vers aus der Hatha Yoga Pradipika und lasse dazu Gedanken fließen. Ich bereite diese Podcasts nicht vor, ich lese sie einfach vor, stimme mich vorher ein und lasse dann einiges fließen und hoffe, dass so Inspirationen kommen. Hier spricht Svatmarama über Siddhasana. Siddhasana, die Stellung des Vollkommenen. Siddhasana ist zum einen der Name einer Meditationshaltung. Eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus, die andere Ferse vor dem Schambein, der Rücken aufgerichtet und man kann dabei auch zum Punkt zwischen den Augenbrauen schauen. Swatmarama hat ja auch noch erzählt, man kann dabei Jalandhara Bandha üben. Du musst nicht alles wissen, was das alles heißt, zunächst mal heißt es also, eine gewisse Meditationshaltung. Und er sagt damit, wenn du in einer guten Meditationshaltung bist, dann kommst du zum Höchsten.


Siddhasana als Grundlage der Meditation. Meditation hat ja verschiedene Schritte. Erstens, Asana, Einnehmen der Sitzhaltung. Zweitens, Pranayama, Atmung. Drittens, Pratyahara, Rückzug des Geistes nach innen, Versetzen des Geistes in einen meditativen Zustand. Dann folgt Dharana, die eigentliche Meditationstechnik, die dann mündet in Dhyana, in tiefer Absorption in der Meditation, und Samadhi, ins Überbewusstsein. So kannst du sagen, die Perfektion von Asana ist Samadhi. Letztlich, eine Stufe der Meditation folgt auf die andere. Wenn du in Siddhasana vervollkommnet bist, also wenn du Samadhi erreicht hast, dann brauchst du, mindestens vom spirituellen Standpunkt aus, die anderen Asanas nicht mehr zu haben. Allerdings sind die anderen Asanas hilfreich, dass du tiefer in die Meditation gehst.

Swatmarama will dir damit sagen, sei dir bewusst, was das Ziel der ganzen spirituellen Praxis ist. Das Ziel ist Samadhi. Das Ziel ist, was er nennt, Unmani, der Zustand von höchstem Wert. Unmani heißt auch Edelstein, sehr wertvoller Edelstein. Mani heißt Edelstein, Unmani – ein unglaublich wertvoller Edelstein. Unmani hat auch eine zweite Bedeutung. Unmani heißt „jenseits des Geistes“. Manas heißt Geist. Unmani heißt „jenseits des Geistes“. Unmani Avastha – der Zustand jenseits des Geistes oder der Zustand, der höchste, der wertvollste aller Zustände. Den gilt es, zu erreichen und alles andere ist Mittel zum Zweck. Du übst die ganzen Asanas, um schließlich zu Samadhi zu kommen. Du übst die ganzen spirituellen Praktiken, alle Meditationen, alle Pranayamas, dein ganzes spirituelles Leben, der ganze Alltag, all das, um das Höchste zu erreichen. Mache dir das nochmals bewusst. Ich erlebe es immer wieder, dass Aspiranten das hohe Ziel irgendwann vergessen oder aus den Augen verlieren, denn es dauert ja eine Weile.

Aber es ist immer wieder gut zu wissen: „Ja, mein Leben hat ein sehr hohes Ziel. Das hohe Ziel ist die Selbstverwirklichung. Das hohe Ziel ist die Gottverwirklichung. Alles andere ist Mittel zum Zweck.“ Sei dir bewusst, nicht Mantrarezitation ist Sinn des Lebens, auch nicht eine fortgeschrittene Asana, wie den Spagat, zu beherrschen, ist das Ziel des Lebens, auch nicht das Ziel des Lebens, lange die Luft anzuhalten, auch nicht, Visionen zu haben oder irgendwo einen sehr starken Geist zu haben. All das kann hilfreich sein auf dem Weg dorthin, aber es geht darum, die Vollkommenheit zu erreichen. Darauf soll alles ausgerichtet sein. Und das ist auch die zweite Bedeutung von Siddhasana oder eine der vielen Bedeutungen von Siddhasana. Asana heißt ja auch Haltung, Siddha – Vollkommenheit. Und Siddhasana ist auch die Einstellung, die darauf ausgerichtet ist, Vollkommenheit zu erreichen. Und so sei deine Grundausrichtung im Alltag, mindestens heute und morgen, dass du dich auf das Höchste ausrichten willst, dass du dir bewusst bist, es geht um die Vollkommenheit, es geht um das Ewige, das Unendliche.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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