Das Tor zur Befreiung - HYP III.105

Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, 105. Vers
„Udghatayet kapatam tu yatha kunchikaya hathat kundalinya tatha yogi mokshadvaram vibhedayet.“
„Genauso wie einer eine Tür mit einem Schlüssel aufsperrt, so öffnet der Yogi die Tür zur Befreiung mit großer Anstrengung.“


Die Tür zur Befreiung. Es ist wichtig, dass du verstehst, im normalen Alltagbewusstsein zu sein, ist Gebundenheit. Letztlich bist du gebunden. Du bist gebunden an die Identifikation mit dem Körper, gebunden an die Identifikation mit deiner Psyche und Persönlichkeit. Du bist gebunden durch Wünsche und die Vorstellung, dass die Wunscherfüllung dich glücklich macht. Du bist gebunden an zwanghafte Gedanken, die auftauchen können. Du bist gebunden, indem du vergessen hast, wer du wirklich bist. Es gibt ein Tor zur Befreiung. Das Tor zur Befreiung ist die Erweckung der Kundalini. Eine Möglichkeit. Das Tor zur Befreiung ist Hingabe zu Gott. Ein anderes Tor zur Befreiung ist die höchste Erkenntnis, dir bewusst zu machen: „Aham Brahmasmi.“ Tor zur Befreiung heißt, den Geist zur Ruhe zu bringen. Dann ruhst du in deinem wahren Wesen. Man kann sagen, es gibt verschiedene Weisen, wie du das Höchste erfährst. Und um es jetzt nochmal zusammenzufassen: Es gibt den Weg des Jnana Yoga, wo du sagst: „Neti, Neti, ich bin nicht Körper, nicht Psyche. Iti, Iti, ich bin das Unendliche, das Ewige.“

Es gibt Bhakti Yoga, bedingungslose Hingabe an Gott: „Oh Gott, Dein Wille geschehe. Oh Gott, bitte hilf mir, das Höchste zu erfahren.“ Es gibt Raja Yoga: Bringe den Geist zur Ruhe. Ist der Geist zur Ruhe gebracht und das Bewusstsein intensiviert, dann erfährst du deine wahre Natur. Es gibt Kundalini Yoga. Kundalini Yoga: Erwecke die Kundalini. Ist die Kundalini erwacht und in der Sushumna, dann erfährst du das Höchste. Für alles ist auch Bemühung nötig. Selbst im Bhakti Yoga, wo du Gott alle Arbeit machen lässt und dich einfach hingibst, auch dort gilt es, dich zu bemühen. Sowohl Patanjali im Yoga Sutra als auch Krishna in der Bhagavad Gita sagt: „Abhyasa und Vairagya, damit kannst du das Höchste erfahren.“

Abhyasa – bemühe dich. Vairagya – lasse los. Übe mit großer Intensität und dann lasse los und vertraue Gott. Übe mit großer Hingabe auch Bhakti, also Hingabe an Gott, und dann spüre, ob Gottes Gnade dich ihn/sie spüren lässt. Praktiziere mit großer Intensität Asanas und Pranayama, mit großer Konzentration. Und dann lasse los und sei bewusst, welche Erfahrung kommt. Setze dich hin für die Meditation, mit großer Intensität wiederhole dein Mantra. Und dann lasse los und spüre, welche Erfahrung jetzt kommen will. Abhyasa – Übung, und Vairagya – Loslassen. Engagiere dich für das Karma Yoga, bewirke Gutes mit all deiner Kraft. Und dann lasse los, sei dir bewusst, es hängt nicht alles an dir, letztlich, Gottes Wille geschehe. So gibt es viele Möglichkeiten, denke darüber heute nach: Was heißt Abhyasa und Vairagya im Alltag?

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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