Hatha Yoga Pradipika, 4. Kapitel, 10. Vers: „Vividhair asanaih kubhair vichitraih karanair api prabuddhayam maha shaktau pranah shunye praliyate.“ - „Durch das Praktizieren der verschiedenen Asanas, durch das Ausführen der vielen Kumbhas, also der vielen Atemübungen, und besonders durch das vollständige Erwecken der großen Kraft Shakti, geht das Prana, die Lebensenergie, in den Sushumna-Energiekanal ein und führt dich zu einer großen Ruhe.“


Hier beschreibt Swatmarama, wie der Hatha Yoga Prozess geht. Er hat vorher darüber gesprochen, es ist wichtig, dass du Sehnsucht hast nach der höchsten Wirklichkeit. Es ist wichtig, dass du Hingabe übst zu Gott. Und es ist wichtig, dass du Hingabe übst zum Meister, zum Satguru. Und dann ist es wichtig, dass du selbst praktizierst. Und du praktizierst die Asanas und die Pranayamas und die Meditation. Indem du das praktizierst, geht langsam das Prana in die Sushumna ein und langsam geht das Prana in die höheren Chakras und du erreichst die höchste Verwirklichung.

All das dauert natürlich auch seine Zeit, aber es ist wichtig, es zu praktizieren. Überlege, praktizierst du ausreichend? Überlege, praktizierst du mit Intensität? Überlege, praktizierst du mit Bewusstheit? Und hier richtet es sich erstmal besonders auf Asanas, Pranayama und Meditation. Und vielleicht ein kleiner Tipp: Übe ein klein wenig mehr. Übe ein klein wenig bewusster. Übe ein klein wenig intensiver. Und einmal die Woche insbesondere, übe mehr als sonst. Einmal die Woche, übe noch intensiver als sonst. Einmal die Woche, übe mit besonderer Hingabe. Motiviere dich immer wieder von neuem. Es mag sein, dass ab und zu Mal der innere Schweinehund kommt und sagt: „Ja, es ist so warm im Bett.“ Oder: „Ja, ich brauche ein bisschen mehr Schlaf.“ Oder: „Ich muss mich mehr um mich selbst kümmern.“ Sei dir bewusst, die beste Regeneration kommt durch die Praxis. Und am meistens kümmerst du dich um dich selbst, wenn du praktizierst. Und du kannst anderen am meisten geben, wenn du selbst mehr Prana hast. Mehr Prana bekommst du, indem du praktizierst. Wenn dein Geist dir alle möglichen Gründe gibt, warum du nicht praktizierst, lächle darüber. Sprich zu deinem Geist und sage: „Ja, danke, dass du mir diesen Vorschlag machst. Ja, danke, dass du mir auch diese Aspekte zu berücksichtigen gibst. Trotzdem, ich praktiziere jetzt trotzdem.“ Und wenn dein Geist sagt: „Ja, die Wohnung muss noch aufgeräumt werden, die Wäsche muss in die Waschmaschine und ich muss das und das machen. Die Emails müssen gecheckt werden und ich muss mich informiert halten.“ Dann kannst du deinem Geist sagen: „Ja, toll, dass du mich an all diese Pflichten erinnerst. Und ich werde jetzt trotzdem praktizieren.“ Entweder du sagst „und“ oder „trotzdem“. Und wenn du sagst: „Ich bin noch müde morgens, wie komme ich jetzt raus?“ Sage deinem Geist: „Toll, dass du mich vor Überforderung schützen willst. Und das beste Mittel gegen Überforderung ist spirituelle Praxis. Ich werde jetzt aufstehen.“

So lasse deinen Geist dir öfters Dinge sagen und praktiziere trotzdem. Praktiziere regelmäßig, praktiziere täglich und praktiziere bewusst. So wie Patanjali sagt im ersten Kapitel des Yoga Sutra: „Die Praxis wird fest begründet, wenn sie über einen längeren Zeitraum, ohne Unterbrechung, mit aufrichtiger Hingabe und Begeisterung praktiziert wird.“ Also, Abhyasa, Übung ist nötig. Tägliche Übung ist nötig, ohne Unterbrechung, es sollte keinen einzigen Tag Unterbrechung bei deinen spirituellen Praktiken geben. Es mag sein, dass du mal einen Tag pro Woche mit Asanas aussetzt, aber meditiere jeden Tag, übe Pranayama jeden Tag. Du kannst mal etwas mehr üben, du kannst mal etwas weniger üben. Mal ist es vielleicht etwas mechanischer und mal ist es mit mehr Hingabe, aber übe täglich. Und immer wieder, übe mit großer Intensität, übe immer wieder mit großer Hingabe. Es gibt nichts Wichtigeres als die spirituelle Entwicklung. Über spirituelle Entwicklung hilfst du allen Menschen in deiner Umgebung. Über spirituelle Entwicklung hast du die Kraft für all das, was du brauchst. Über spirituelle Praxis erfährst du das Höchste.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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