Aktiviere dein Verdauungsfeuer – HYP III.56

Hatha Yoga Pradipika, 3. Kapitel, 56. Vers
„Uddinam kurute yasmad avishrantam maha khagah uddiyanam tad eva syat tava bandho’bhidhiyate.“
„Weil der große Vogel mit diesem Bandha fortwährend zum nach oben Fliegen gebracht wird, wird dieses Bandha nach oben fliegend, also Uddiyana genannt. So wird dieses Uddiyana Bandha erklärt.“


Ich hatte schon das letzte Mal gesprochen über Uddiyana Bandha, eine sehr gute Übung morgens zum Aufwachen, bringt sofort deine Lebensgeister in Schwung, lässt dich sofort neue Energie spüren und erhebt deinen Geist. Sehr gut morgens vor der Meditation, auch sehr gut morgens vor den anderen Yoga-Übungen. Auch eine gute Übung zwischendurch. Der große Vogel fliegt nach oben. Was ist der große Vogel? Der große Vogel ist zum einen der Geist, also die menschliche Psyche. Der Vogel hat mehrere Flügel. Ein Flügel ist das Prana, der andere Flügel ist Apana. Beide Pranas fliegen auf diese Weise. Und dann kann auch der Geist nach oben gehen, dann fällt es leicht, dich auf Gott zu konzentrieren. Das ist etwas, was nicht nur für Uddiyana Bandha gilt.

Wenn du irgendwo merkst, es geht dir nicht gut, dann sei dir bewusst: „Ja, ich will mich nach oben erheben. Ich will zum Fliegen kommen. Ich will mein Bewusstsein zu Gott hinbringen.“ Es nutzt nichts, wenn du in einer niedrigen Situation lamentierst, also, wenn Dinge schiefgegangen sind, wenn du dich nicht wohlfühlst. Lamentieren wird dich nicht dort rausholen. Du kannst dir bewusst sein: „Ah, ich bin jetzt gerade irgendwo im Schlamassel gelandet, ich bin im Schlamm gelandet, ich muss mich erheben.“ Jetzt, statt zu überlegen, warum geht es dir schlecht – du wirst immer Gründe finden, warum es dir schlecht geht – überlege, wie kannst du dich erheben. Es ist selbst so, dass du dich deshalb erheben kannst, weil das, was dich in schlechte Stimmung versetzt hat, dass du das irgendwie loswerden kannst. So ist es leider nicht. Was viel mehr ist, du kannst überlegen: „Was erhebt mich?“ Überlege das als eine Weise, wie du heute umgehen willst. Wenn es dir nicht so gut geht, statt zu überlegen, „warum geht es mir schlecht“, überlege: „Wie könnte es mir gut gehen?“ Wenn du irgendwo merkst, du bist träge, überlege nicht, „warum bin ich träge“, du wirst nur viele Gründe dafür finden, sondern überlege: „Was bräuchte ich, dass ich wieder Kraft habe? Was bräuchte ich, dass es mir gut geht? Was bräuchte ich, um lächeln zu können? Was brächte ich, um lachen zu können?“ Oder noch besser, statt zu überlegen, was du brauchst, denn nachher wirst du auch wieder feststellen, „so viel brauche ich, das brauche ich und das brauche ich, das brauche ich, aber leider ist die Welt so, dass ich das nicht alles habe.“

Du kannst auch anders rangehen. Du kannst sagen: „Angenommen, ich wäre jetzt glücklich. Wie würde sich das anfühlen? Angenommen, ich hätte jetzt viel Energie. Wie würde sich das anfühlen? Angenommen, ich wäre in der Situation, in der ich bin, souverän, gelassen, voller Freude und Vertrauen. Wie wäre das?“ So erhebst du dich. Du musst gar nicht jetzt voller Energie und Vertrauen sein, du kannst nur überlegen: „Angenommen, ich wäre voller Vertrauen. Wie wäre das?“ Es gibt ja keinen Zwang. Du kannst dich ja auch irgendwo träge fühlen, das ist ja alles ok. Aber überlege: Angenommen, du würdest dich richtig gut fühlen. Angenommen, du würdest dich fröhlich und beschwingt fühlen. Angenommen, du würdest dich souverän und gelassen fühlen. Wie wäre das? Wie würde sich das jetzt anfühlen? Daher, erhebe so deinen Geist, mindestens vorrübergehend.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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