Kinderyoga in der Grundschule

Hallo alle zusammen,

ich biete über das Bildungspacket seit diesem Schuljahr im Mittagsband einer Grundschule Kinderyoga an. Das bedeutet konkret, dass Mädchen von 13 Uhr bis 14 Uhr in meinen Stunde kommen können, aber nicht müssen. Bisher kamen vor allem dies Mädels aus der zweiten Klasse, fünf bis neun Stück. Jetzt ist es so, dass die Kinder dieser Grundschule von ihren Eltern bereits in der ersten Klasse in das Korsett der Ganztagesbeschulung gesteckt werden und teilweise von morgens bis mittags um 17 Uhr unterricht haben. Während des Unterrichts der Hausaufgabenbetreuung und der AG's müssen die Kinder "funktionieren" sonst gibts Strafarbeiten oder schlechte Noten. Während der Mittagspause bzw. Mittagsbandes besteht für die Kinder die einzige Möglichkeit sich frei zu bewegen... Klartext: Sie ticken aus!!! Ich leite hauptberuflich ein Jugendzentrum und habe es vorwiegend mit Kindern und Jugendlichen mit viel Entwicklungspotential zu tun... Aber, diese Situation stellt mich vor ein Fragezeichen... Die Mädels kommen also zu mir und möchten nur Toben, Schlagen und Schreien... Die Einführung von Ritualen, wie das eines Anfangskreises ist schier unmöglich... Sie hören nicht auf mich... Ich weiss, dass ich eine gesunde Autorität ausstrahle... Aber, bei diesen Mädels kann man tatsächlich nur drohen!!! Da hab ich keine Lust drauf! Also, versuche den Raum und die Themen und die Energie, die sie mitbringen aufzunehmen und zu integrieren... mit Kinderyoga im "klassischen Sinn" hat das nicht mehr viel zu tun... Wir machen Rennspiele, Schreispiele und, wenn sie dann etwas ausgepowert sind, klappts vielleicht mal mit ner kleinen Geschichte am Schluss... Bewegungsgeschichten sind zwar gewünscht von den Kindern, habe ich aber bisher nicht gemacht, weil ich auf meine Stimme aufpassen muss und es einfach viiiieeeel zu laut ist...
Tja, vielleicht hat da der eine oder die andere bereits Erfahrungen gesammelt und hat ne ähnliche Situation durchlebt. Über wohlwollende Impulse bin ich dankbar ;)

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Antworten

  • Liebe Monika
    vielen Dank für deine weisen Worte.

    Herzliche Grüße
    Abdellatif

  • Lieber Abdellatif,

    Versuche es vielleicht mal mit kleinen eigenen Geschichten - Kinder im allgemeinen und insbesondere Schulkinder haben durchweg eigene Phantasie - und viel zu erzählen , wenn wir uns die Zeit nehmen zuzuhören.. Ausserdem bedeutet Kinderyoga ja nicht generell Asana-Geschichte. Wir lehren und praktizieren klassisches Yoga - dazu gehören Asana-Körperübungen, Pranayama - Atemübungen, Dhyana-Meditation, Ayurveda-die Lehre vom gesundem Leben, Vedanta-Philosophie... all das können wir entwicklungsgerecht mit den Kinder erleben - und die Kinder haben ein feines Gespür dafür ob du authentisch bist, als Mensch und Lehrender. Nicht in einer Stunde - nach und nach.Ich sage bewußt erleben - nicht unterrichten im Stil der Regelschule.
    All die geschilderten Probleme können nicht mit noch mehr Abwechslung und rigiden Strafmaßnahmen gelöst werden. Was sie auf jeden Fall nötiger haben als noch mehr Abwechslung ist Einfachheit, im Sein, in der Lehrerpersönlichkeit, im Angebot - wiederkehrende Struktur, Heilige und heilende Rituale am Anfang und Ende der Stunde und unser Einfühlungsvermögen: was brauchen die Kinder im Moment - an Zuwendung, Zuhören, Miterleben, Herzensöffnung. In erster Linie geht es im Kinderyogaunterricht nicht um die Befriedigung unseres Lehrenden-Ego`s -
    Wenn du kleine Menschen als Störenfriede - also als den Frieden störende Wesen siehst, frage dich welchen und wessen Frieden sie in diesem Moment stören - und aus welchen Gründen. Nimm dir Zeit dafür zu reflektieren. Auf jeden Fall geht es immer wieder um das Kindeswohl in dieser einen Stunde, welche wir mit ihnen verbringen.
    Om Shanti - Monika Adele Camara, www.monika-adele-camara.de

    Start
  • Vielen Dank für deine Anteilnahme :)
    Den Tipp mit den Lehrer hatte ich schon beherzigt. Die Lehrer waren der Auffassung "sofort aus der Gruppe werfen, es gebe Nachrücker auf der Warteliste", wären schon bekannt in der Schule. Nun, ich habe ein Problem damit. Wozu mache ich das eigentlich, wenn ich die rauswerfe, die ich eigentlich erreichen wollte. Auf der anderen Seite schmerzt es mich um die, die von den Störenfrieden beeinträchtigt werden. Alles nicht so einfach :)
    Werde mal bei Karmakids stöbern.

    Lieben Gruß
    Abdellatif

  • Hallo Abdellafif,

    da hast Du eine ganz schön heftige Herrausforderung erwischt. Dafür wünsche ich Dir viel, viel Kraft :-) Gute Anregungen findest Du auf der Internetseite von Karmakids. Dort gibt es Spiele, Geschichten und fertige Stunden. Vieeeel Abwechslung brauchen die heutigen Kinder leider, ist unser Zeitgeist. Vielleicht kannst Du auch mit einem Lehrer/ Sozialarbeiter abklären, welche Konsequenzen Du einsetzen kannst bei Regelverletzung. Bei einzelnen Unlust habenden Kindern half die Erlaubnis, sich an den Rand setzen zu dürfen und nur zuzugucken (Regel: Niemand wird zum Mitmachen gezwungen, aber andere daran hindern ist nicht). Die Drohung des Rausschmisses finde ich nicht so wirklich schön, hilft aber manchmal schon, weil es dem ein oder anderem Kind doch zu denken gibt.

    Liebe Grüße von Helma

  • Hallo zusammen,
    der letzte Eintrag zu diesem Thema ist fast vor einem Jahr verfasst worden. Bei mir ist dieses Thema sehr aktuell. Seit Oktober erteile ich jeweils montags zwei Gruppen Yogaunterricht a 45 Minuten. Am Anfang waren alle sehr interessiert. Ich habe auch (nachdem ich die Beiträge gelesen hatte) mit austoben begonnen. Mittlerweile kommt nicht mal mehr das an. Auch wollen sie immer etwas neues. Boykottieren in Zweier- oder Dreiergrüppchen das Mitmachen. Von einigen störenden Krachern (Viertklässler mit hohem Erpressungspotential) ganz zu schweigen. Die AG besteht noch bis zu den Sommerferien.
    Meine Bitte an Euch, gibt es Geschichten, also für Viert- und Drittklässler die ich mir herunterladen könnte. Ich habe mir das Kinderyoga Spielbuch Buch von Ursula Albert gekauft. Finde es ehrlich gesagt nicht gerade anziehend. Im Moment überlege ich mir irgendeine Geschichte die ich mit Asanas fülle. Aber vielleicht hat jemand eine Idee oder möchte ein gebrauchtes Buch verkaufen. Würde mich sehr über ein paar Antworten freuen.
    Ganz liebe Grüße
    Abdellatif

  • Viele Infos über Kinderyoga in der Schule findest du im neuen kinderyoga Portal, insbesondere auf http://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/yoga-in-der-schule.html

  • ich teile deine Erfahrungen mit der Ganztags-Betreuung.
    Im grunde erfüllen die Kinder dabei das Versprechen der Regierung an die Gesellschaft-"Bildung" durch die Ganztagsschule zu erhalten. Ich leite seit September erstmalig eine "AG" mit meinem seit 1992 bewährtem Konzept des Afrikanischen Tanztheater, Körpertraining ist dabei mein Konzept "DancingFeet-Kinderyoga"..
    Auch hier kann ich deine Erfahrungen teilen. Seit 40 Jahren arbeite ich pädagogisch/therapeutisch mit Kindern und Jugendlichen aller Couleur.
    Jedoch diese Gruppe mit 6 7-8-Klässlern (5 Mädchen, davon 2 knapp 15 Jahre, der Rest 12 und ein 12-jähriger Junge) zehrt sehr an meinen Kräften. Abgesehen davon, das die Kinder, zumindest die älteren Mädchen, nur gezwungenermaßen und ohne jegliches Bedürfnis nach irgendeiner Bewegung bei mir ihre Zeit absitzen - und mit ihrer Anti-Energie den Rest der Gruppe mit in die Lethargie ziehen - kommt die negative Ausstrahlung der wuchtigen, übergroßen Jugendstil-Schule (ab 3.2. wird auf Mail-Verordnung des Direktors ab 8.00 morgens die Haupttüre verschlossen...) erschwerend dazu. Die allgemeine Verschlossenheit und ersichtliche Erschöpfung der Lehrer, Direktor eingeschlossen machen eine offene, kollegiale Kommunikation erst gar nicht möglich. - Fazit für mich: rund um ein neues Feld, um sich in yogischer Geduld zu über, demütig zu werden und neue, positive Wege mit den Kindern zu suchen.
    Ich glaube jedoch, das ich diese Gruppe nicht sehr lange halten werde - nicht wegen dem, für mich nach allem sehr verständlichem Verhalten der Kinder - sondern a) wegen der offensichtlich unerwünschten Kommunikation und b) der absoluten Fehl- und Unterbezahlung dieser hochsensiblen Aufgabe. Für mich ein Fall von fehlgeschlagener politischer Entscheidung - ausgetragen auf dem Rücken unserer Kinder.
    mit kollegialen Grüßen

    Monika Adele Camara, Fortbildungsreferentin BYV
    Leitung
    AFRIKUCO/INSTITUT - Europäische Akademie für Interkulturelle Tanz&Yogapädgogik, camara-artwork@gmx.de, Facebook.com/Afrikuco-Institut

  • Hallo Barbslie,

    ich habe vor zwei jahren eine ähnliche situation gehabt: die Kinder der ersten bis dritten Klasse waren tendentiell hoffnungslos überdreht. Ein "geordneter" Anfang und Ende an sich war so gerade noch möglich, aber es war irgendwie immer gefühlt ein "Gegenankämpfen". Irgendwer hatte immer den Drang aufs Fensterbrett zu klettern oder seine Matte zwecks Hauen zusammenzurollen... Es waren 16 Kinder in der Gruppe. anfangs hatte ich erst einige Sonnengrüße und eine Bewegungsgeschichte mit Asanas gemacht. Dann gab es ein yogisches Abtobespiel und zum Schluss eine kurze Fantasiereise. Teilweise kürzte ich die Geschichte spontan ein, weil immer mehr Unruhe durchkam. Na ja, nach einigen für mich doch sehr anstrengenden Stunden beschloss ich, mit austoben anzufangen. Das klappte wesentlich besser. Wenn es eben so war, machten wir in den 45 Minuten gerade mal 5 Minuten Asanas und tobten seeeehr viel. Die Kinder haben heutzutage oft zu wenig Möglichkeiten, sich zu bewegen und da muss man mit "ordentlichem" Yoga nicht noch einen draufsetzen, finde ich. Irgendwie muss man mit der Gruppe einen Weg finden. Die Kinder hatten mich regelrecht angestrahlt, als ich sie fragte, ob wir nicht lieber mal mit einem Spiel anfangen wollen. Für sich selber muss man aber auch einen Weg finden, womit es einem gut geht :-)
    Liebe Grüße von Helma

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