Wie wir Wünsche auflösen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute zu Patnajalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da die Wünsche und Eindrücke durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Dieser Vers ist interessant, denn er gibt Tipps, wie wir Wünsche reduzieren oder auch auflösen können. Er sagt, dass Wünsche zusammengehalten werden durch Ursache, durch Wirkung, durch Unterstützung und durch Objekte. Wenn man einen dieser Faktoren wegnimmt oder auch mehrere, dann können Wünsche überwunden werden.

Natürlich kannst du dich erstmal fragen: „Warum will ich überhaupt Wünsche überwinden? Wünsche sind doch gut.“ Aber ich nehme an, wenn du jetzt diesen Text liest, dann hast du dich schon damit beschäftigt und weißt, dass ein Grund für Unzufriedenheit letztlich Wünsche sind. Wünsche machen einen auf verschiedene Weisen unglücklich. Entweder, du hast einen Wunsch und du kriegst das Objekt des Wunsches nicht. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch, der erfüllt wird, aber du hast Angst davor, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwindet. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch der erfüllt wird, und dann wird das Objekt des Wunsches wieder von dir weggenommen. Dann ist die Konsequenz wieder Leiden. Oder du hast einen Wunsch, das Objekt des Wunsches wird erfüllt, der Wunsch ist erfüllt, und jetzt stellst du fest, dass es nicht das war, was du dir wirklich gewünscht hast. Der Wunsch macht dich nicht so glücklich, wie du gedacht hast. Die Konsequenz ist also wieder Leiden.

Letztlich kann ein Wunsch dich unglücklich machen. Jeder Wunsch kann dich unglücklich machen, wenn du daran verhaftet bist. Wünsche sind natürlich auch eine Art instinktive Intuition, das zu wählen, was gut für einen ist. Die meisten deiner Wünsche sind ja ein Ausdruck von Bedürfnissen und letztlich etwas, was gut ist. Nur ist es gut, sich von der Sklaverei der Wünsche zu lösen.

Wenn du deine Wünsche als Vorschläge deiner inneren instinktiven Intelligenz ansiehst, dann kannst du schauen, ob du die Wünsche erfüllen willst oder nicht. Dann hast du eine reife Einstellung dazu. Dann wiederum können Wünsche dich glücklich machen. Du hast einen Wunsch und erkennst: „Ja, die Erfüllung des Wunsches ist ganz sinnvoll.“ Dann erfüllst du den Wunsch, bist glücklich, nimmst aber nicht an, dass der Wunsch dich dauerhaft glücklich macht. Du weißt auch, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwinden kann. So kannst du das Objekt des Wunsches genießen und gleichzeitig ein gesundes Leben führen.
Die Unterdrückung von Wünschen allein nutzt nichts, einfach nur gegen Wünsche anzukämpfen ist auch nicht gut. Aber zu lernen, Wünsche auch mal zu beherrschen, zu lernen, spielerisch mit Wünschen umzugehen, das ist etwas, was dich zu Kaivalya, zur Befreiung führt. Und zwar nicht nur im absoluten Sinne, sondern auch im relativen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stärke beim Umgang mit deinen Wünschen!

Bis zum nächsten Mal

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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