„Verstehe den Sinn des Lebens“

Yoga Sutra 2.39 Ist Aparigraha fest begründet, versteht man den Sinn des Lebens. Aparigraha heißt Unbestechlichkeit. Wenn du bestechlich bist, dann bist du verwirrt über den Sinn des Lebens. Bist du unbestechlich, verstehst du den Sinn des Lebens. Sinn des Lebens ist jetzt hier recht hoch gegriffen. Aber es gibt kleine Sinne und es gibt größere Sinne. Aparigraha wird auch manchmal als „Nichtannehmen von Geschenken“ übersetzt. Aparigraha wird manchmal auch als „Zufriedenheit“ übersetzt. Zufriedenheit wird aber im nächsten Kapitel oder in den nächsten Versen beschrieben, denn Zufriedenheit, Santosha, gehört zu den Niyamas. Das kann Patanjali also hier nicht meinen. „Nichtannehmen von Geschenken“ kann er auch nicht meinen, denn Ahimsa Paramadharma, Ahimsa ist die höchste Pflicht. Angenommen, dein Kind gibt dir ein Geschenk und du nimmst es nicht an, dann ist das Kind stark gekränkt. Angenommen, dein Ehepartner gibt dir etwas und du nimmst es nicht an, ist er gekränkt. Auch wenn Kollegen zu Weihnachten kleine Geschenke machen, dann ist es wichtig, dass man auf diese Weise Liebe zeigt und dankbar ist. Aber es gibt eine Art von Geschenken, auf die du verzichten solltest. Das sind die Geschenke, die gegeben werden, um deine ethische Freiheit zu behindern. Wenn jemand dir ein Geschenk gibt und du weißt, nachher kannst du nicht mehr ethisch das tun, was du für ethisch richtig hältst, dann ist das ein Geschenk, auf das du verzichten solltest. Z.B. bist du Yogalehrer und ein Verwandter bietet dir an, ein Zentrum zu bezahlen, du solltest nur dieses und jenes nicht unterrichten oder das und das beachten. Dann solltest du ein solches Geschenk nicht annehmen. Gibt dir jemand einen größeren Gefallen, ohne dass er es konkret spezifiziert, aber irgendwo offen lässt, irgendwann wird er auf dich zukommen, dann kannst du den Gefallen erwidern, dann solltest du das nicht annehmen. In gewissem Maße gibt es ein Geben und ein Nehmen, das ist schon richtig. Nur, du solltest keine Geschenke annehmen, die dich zu etwas verpflichten, was dich ethisch unfrei macht und was dich irgendwo dazu zwingt, Dinge zu tun, die nicht richtig sind. Daher überlege gerade am heutigen Tag, „Habe ich irgendwelche Geschenke in den letzten Wochen oder Monaten angenommen, die mich jetzt unfrei machen?“ Wenn ja, „Wie könnte ich diese Geschenke zurückzahlen, ohne unfrei zu sein?“ Oder auch, „Könnte ich mich einfach innerlich davon freimachen?“ Manches wird ja noch nicht einmal mit Hintergedanken gegeben, nur wir fühlen uns dann dazu verpflichtet. Manchmal geben Menschen vielleicht auch Geschenke mit Hintergedanken. Aber wir können sie annehmen, ohne diesen Hintergedanken zu entsprechen. Noch besser ist natürlich, du nimmst solche Geschenke gar nicht erst an und dann kannst du klarer überlegen, „Was ist meine Aufgabe“? Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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