Hatha Yoga Pradipika, 4. Kapitel, 1. Vers: „Namah shivaya gurave nada bindu kalatmane niranjana padam yati nityam tatra parayanah.“ - „Ehrerbietung an Shiva, den großartigen Lehrer, dessen Essenz, Atman, NadaBindu und Kala ist. Wer Shiva vollkommen hingegeben ist, der wandelt rein in seinen Fußabdrücken.“


Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe des Hatha Yoga Pradipika Podcasts! Wir sind jetzt im vierten Kapitel, 1. Vers. Viertes Kapitel hat zum Thema „Meditation, Samadhi, Befreiung“. Die Hatha Yoga Pradipika ist ja eine spirituelle Schrift. Viele Menschen denken ja, dass Hatha Yoga nur Körperübungen ist, aber das stimmt nicht, Hatha Yoga ist auf einer Ebene Körperübungen. Hatha Yoga, z.B. im Ayurvedasystem, dient der Gesundheit. Hatha Yoga ist aber auch eine Technik, um Energien zu erwecken, ist Teil des Kundalini Yoga. Und Hatha Yoga ist eine Weise, um den Geist zu beherrschen, um letztlich die Gedanken und Emotionen zu transzendieren, um zu dem zu kommen, was du wirklich bist. Man kann sagen, es gibt verschiedene Weisen, wie du das Höchste verwirklichen kannst.

Das eine ist Jnana Yoga. Jnana Yoga, kurz zusammengefasst, ist: Frag, „wer bin ich“, erkenne dein Selbst und sei frei. Die Technik den Jnana Yoga ist die Analyse. Du überlegst: „Wer bin ich?“ Du stellst fest: „Das, was ich beobachten kann, das bin ich nicht. Mein Ich ist beständig und was auch immer ich beobachten kann an sich verändernden Emotionen und Gedanken und Identifikationen und Wahrnehmungen, das bin ich nicht. Und wenn du dich davon löst und dann wirklich tief analysierst, „wer bin ich“, kommst du dazu: „Ich bin reines Bewusstsein, ewig und unendlich, unabhängig von allem anderen, Satchidananda.“ Eine zweite Weise, das höchste Selbst zu verwirklichen, ist durch Bhakti Yoga. Bhakti YogaHingabe zu Gott: „Oh Gott, Du machst alles. Oh Gott, Dein Wille geschehe. Oh Gott, bitte hilf mir. Oh Gott, du bist die Ursache für Bindung, du bist die Ursache für Befreiung. Oh Gott, Oh göttliche Mutter, bitte hilf mir, diese Befreiung zu erfahren.“ Und wenn du diese tiefe Hingabe hast, löst du dich vom Ego, du löst dich von allem Bedingten und so wird dich Gott zur Befreiung hinführen.

Eine dritte Weise ist, durch Ruhe des Geistes. Patanjali im Yoga Sutra sagt: „Yoga ist das Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken im Geist. Dann kommst du zu deinem wahren Wesen.“ Dann ruhst du in deinem wahren Wesen, dann hast du die Selbstverwirklichung erreicht. Also, beherrsche deine Gedanken, mache deinen Geist ruhig, dann erfährst du dein wahres Selbst.

Und eine weitere Weise geht durch Kundalini Yoga. Erwecke die Kundalini. Wenn du die Kundalini erweckst, dann wird die Kundalini dich in höhere Bewusstseinsebenen führen und dich schließlich zur Verwirklichung führen. Ein Zwischending ist noch das Karma Yoga, uneigennütziges Dienen. Du handelst für andere. Du handelst im Dienst an anderen. Und so löst du dich von deinem Ego. Und wenn du dich wirklich sehr weit ausdehnst mit deiner Bewusstheit, kommt die Gotteserfahrung von selbst. Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika hat natürlich den Schwerpunkt auf der Kundalini-Yoga-Art. Du erweckst die Kundalini. Über das Erwecken der Kundalini wird der Geist ruhig und du erreichst die höchste Verwirklichung. Aber in der Hatha Yoga Pradipika werden auch die anderen Wege immer wieder erwähnt. Zum einen wird immer wieder erwähnt, dass es wichtig ist, für andere Gutes zu tun. Es wird nicht so häufig erwähnt, aber doch in einigen Versen. Dann wird sehr häufig erwähnt, dass es wichtig ist, den Geist zu beherrschen, dass es wichtig ist, konzentriert zu sein, also der Raja Yoga Weg. Und immer wieder wird auch auf Jnana Yoga hingewiesen, wo es eben heißt, dass Gott Atman ist, das reine Selbst, dass dein Selbst unendlich ist und dass du dich mit nichts identifizieren sollst. Aber besonders häufig wird auf Bhakti Yoga hingewiesen, so auch in diesem Vers.

Ehrerbietung an Shiva, Ehrerbietung an Gott, Ehrerbietung an den Lehrer, denn der Lehrer, der verkörpert den Atman, den du erreichen willst. Er ist auch jenseits von Nada, Bindu und Kala, jenseits von allen möglichen Klang und Gedanken, jenseits von allen Wahrnehmungen, jenseits der Zeit und jenseits der Samen dieser Existenz. Und indem du Gott hingegeben bist, indem du auch deinem verwirklichten Meister hingegeben bist, egal, ob er noch im Körper ist oder nicht mehr im Körper ist, führt dich das dazu, was du wirklich bist. Du kannst darüber nachdenken und du kannst dir bewusst werden: „Ja, Selbstverwirklichung ist möglich, Gottverwirklichung ist möglich.“ Und sie ist möglich durch Jnana Yoga: Frag „wer bin ich“, erkenne dein Selbst und sei frei. Sie ist möglich durch Bhakti Yoga: „Oh Gott, bitte hilf mir. Dein Wille geschehe.“ Sie ist möglich durch Raja Yoga, den Geist ruhigstellen, harmonisieren, meditieren, durch Hatha und Kundalini Yoga, das vollständige Erwecken der Kundalini durch starke Energiearbeit. Und für all das ist Karma Yoga, das uneigennützige Dienen, wichtig. Und das Klügste ist, du kombinierst die Methoden und je nachdem, was gerade in dir angesagt ist, übst du mal das eine mehr und mal das andere.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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