Ruhe durch Beherrschung des Atems – HYP II.75

Hatha Yoga Pradipika, 2. Kapitel, 75. Vers
„Durch Kevala Kumbhaka erreicht der Yogi den Zustand des Raja Yoga, der Ruhe durch Beherrschung. Darüber gibt es keinen Zweifel. Durch Kumbhaka wird die Kundalini erweckt und durch die erweckte Kundalini wird die Sushumna frei von allen Hindernissen und Unreinheiten. Und so wird Vollkommenheit erreicht im Hatha Yoga.“

Wir sind jetzt in den letzten Versen der Hatha Yoga Pradipika des zweiten Kapitels. Und in diesem zweiten Kapitel beschrieb ja Swatmarama das Pranayama. Durch Pranayama wird die Vollkommenheit des Raja Yoga erreicht. Wenn du Raja Yoga erreichen willst, also den Yoga der Meditation, wenn du Herrschaft über deinen Geist erreichen willst, dann gilt es, Pranayama zu praktizieren. Durch Pranayama wird dein Geist zur Ruhe gebracht. Durch Pranayama kannst du letztlich deine Kundalini erwecken und damit andere Bewusstseinsstufen erreichen. Und indem du die Kundalini erweckst, erreichst du die Vollkommenheit. Halte das im Hintergrund. Wann immer dein Geist nicht so ist, wie du ihn gerne hättest, wann immer dein Geist entweder unruhig ist oder von Gier getrieben ist oder müde ist, träge ist, depressiv ist, dann überlege, ob du ausreichend Pranayama übst. Wann immer es dir schlecht geht, solltest du zunächst überlegen: „Sollte ich mehr Pranayama üben?“ Und sowie du mehr Pranayama übst, kannst du dann loslassen. Wenn du mehr Pranayama übst, wird dein Geist ruhig. Wird dein Geist ruhig, dann ist Freude da.

Wiederum, wenn du mehr Pranayama übst, hast du auch mehr Prana, die Kundalini wird erweckt, du kannst mehr bewirken, du kannst intensiver erfahren, dein Leben wird erfüllter sein. Und dann, wenn du mehr Pranayama übst, dann werden schließlich Unreinheiten verschwinden, Hindernisse werden verschwinden, du erfährst die Einheit. Daher möchte ich dich nochmals ermutigen, überlege, übst du genug Pranayama und übst du Pranayama bewusst genug? Und nimmst du dann auch die Momente, wenn du Pranayama geübt hast, um wirklich Yoga zu erfahren, Einheit zu erfahren, Verbundenheit zu erfahren? Es reicht nicht nur aus, die Übung physisch zu machen, sondern mache sie auch bewusst und mit dem Geist. Auch jetzt, während ich spreche, kannst du bewusst auch Pranayama üben. Du kannst die Einatmung spüren und die Ausatmung spüren, du kannst die Einheit spüren. Du kannst jetzt nochmals diese Übung machen von Sahitah zu Kevala Kumbhaka als kleine Atemübungen, um Einheit zu erfahren.

Atme bewusst ein, Bauch hinaus, atme bewusst aus, Bauch hinein. Einatmen, nimm bewusst auf, ausatmen, lasse bewusst los. Einatmen, spüre Energie in dich hineinströmen, ausatmen, spüre Verbundenheit mit allem im Äußeren. Einatmen, öffne dich für göttlichen Segen, ausatmen, gib diesen Segen weiter als Wohlwollen überall hin. Einatmen, Licht von oben strömt in dich hinein, berührt dein Herz mit Freude und Liebe. Ausatmen, vom Herzen her schicke Wohlwollen, Verbundenheit, Liebe in alle Richtungen. Dann atme ein und nimm Energie auf, dann anhalten, spüre in deinem Herzen. Atme aus, schicke vom Herzen her Wohlwollen in alle Richtungen, halte kurz an, fühle dich verbunden. Einatmen, öffne dich für Licht und Kraft von oben. Anhalten, fühle dich berührt im Herzen mit Freude und Liebe. Ausatmen, schicke Freude und Liebe in alle Richtungen. Anhalten, fühle dich verbunden. Jetzt atme sanfter ein, atme sanft und wenig aus. Atme sanft ein, atme sanft aus. Atme wenig ein, wenig aus. Und jetzt beachte die Ein- und Ausatmung nicht mehr weiter und fühle die ganze Zeit diese Verbundenheit, diese Ruhe, diese Einheit, fühle diese Stille, spüre die Stille, erfahre diese innere Ruhe, spüre dich verbunden, fühle dich eins mit der Weltenseele, voller Liebe und Freude.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

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