Guten Morgen – Heute ist ein guter Morgen

Guten Morgen! Ist heute ein guter Morgen? Ja, ein sehr guter Morgen. Warum? Ihr habt meditiert, ihr habt Mantras gesungen, manche haben Pranayama vorher gemacht. Und ihr werdet nachher noch Yogaasanas üben, euch gesund ernähren, an einem wunderschönen spirituellen Kraftort. Das alles ist ein sehr guter Morgen.

Nicht immer und für jeden auch ein angenehm vergnüglicher Morgen. Manche mögen vielleicht sagen, am Sonntag früh, im Urlaub, ein angenehm vergnüglicher Morgen sieht vielleicht etwas anders aus. Man schläft bis 09:00 oder 10:00 Uhr, dann vielleicht Frühstück im Bett. Es gibt noch alles Mögliche andere, was Menschen dort machen können. Für manche, vermutlich für keinen von euch, gehören dann noch andere vergnügliche Sachen dazu. Zigarette, was gibt es in Bayern, Weißwurst mit Bier als Frühstück. Es gibt Menschen, die empfinden das als angenehm vergnüglich. Ich vermute, für die Mehrheit der Anwesenden gibt die Vorstellung schon einen Schauder über den Rücken. Aber manche von euch werden auch angenehm vergnüglich finden, was nicht nur gesund ist.

 

Es gibt eine alte Schrift, die nennt sich Katha UpanishadUpanishad sind die ganz alten Weisheitsschriften, viele tausend Jahre alt, gehören zu den ältesten Schriften der Menschheit, die heute noch verwendet werden. Und da gibt es ein Zwiegespräch zwischen einem Lehrer namens Yama und einem Schüler namens Naciketas. Und der Nachiketas will wissen: „Wie komme ich zum Unsterblichen? Wie komme ich zur Verwirklichung des höchsten Selbst?“ Und der Yama antwortete: „In dieser Welt gibt es zwei Wege.“ Das ist natürlich eine Vereinfachung, es gibt noch sehr viel mehr, aber erst mal so zum Rhetorischen passt das gut. Es gibt Shreyomarga und es gibt Preyomarga. Shreyomarga ist der Weg des Guten, Preyomarga, der Weg des Angenehmen.

 

In der westlichen Kultur finden wir etwas Ähnliches, wenn auch eher wertend. Wir finden Herkules am Scheideweg. Dann gibt es den Weg der Tugend und den Weg des Lasters. Wobei man vergisst, kaum einer würde jetzt sagen: „Ich habe bewusst den Weg des Lasters gewählt.“ Mir ist noch keiner begegnet, der das gesagt hat. Deshalb, realistischer ist, der Weg des Guten und der Weg des angenehm Vergnüglichen. Und Yama fährt dann fort: „Der Weg des Angenehmen ist zunächst schön und nachher weniger schön. Der Weg des Guten ist manchmal am Anfang weniger schön und nachher schön.“

Krishna spricht auch in der Bhagavad Gita über drei Arten von Freuden. Krishna auch wieder der Lehrer, spricht zu einem anderen Schüler, nämlich Arjuna, und er sagt: Es gibt drei Arten von Freuden. Die eine Freude ist am Anfang wie Nektar und nachher wie Gift. Das ist die rajasige Freude, die aus Kontakt mit den Sinnen entsteht und der man folgt, ohne darüber nachzudenken. Dann gibt es die sattvige Freude, die ist manchmal am Anfang wie Gift und nachher wie Nektar und sie ist das, was gesund ist, den Menschen erhebt und vielleicht zu Anfang eben nicht das ist, was wir gerne machen. Also z.B. morgens früh aufstehen, meditieren, für manche Menschen nicht so einfach, für manche Menschen einfach. Aber die, für die es nicht so einfach ist, können es nachvollziehen. Aber wenn man das gemacht hat eine Weile, man fühlt sich besser, man hat mehr Energie, man ist gesünder, man fühlt sich harmonischer. Eine Weile muss man das tun, was nicht nur angenehm ist, aber gut ist.

Dann gibt es noch eine dritte Art von Freude, die eigentlich keine Freude ist, das ist die so genannte tamasige Freude. Das heißt, die Freude, wo man am Anfang schon weiß, es ist nicht wirklich Freude, aber man macht es trotzdem, weil man es nicht lassen kann. Während man es macht, ist es keine Freude und nachher erst recht nicht. Es betrifft z.B. alle möglichen Süchte, die man nicht seinlassen kann. Also, tamasig. Und dann sagt Krishna noch, „und entsteht nur aus Verblendung“. Rajasig – erst vergnüglich und nachher nicht so gut. Z.B. eine Tafel Schokolade essen, ist erst mal für viele schön und vergnüglich. Und danach, nach Sugarhigh, Zuckerhoch folgt Zuckertief. Wenn man es öfters macht, kommt der ganze Insulin-, Zuckerstoffwechsel durcheinander und dann wundert man sich, dass der Geist eher Neigung hat entweder zu Depressionen oder zu Unruhen usw. Also, darauf zu verzichten und stattdessen was Gesünderes zu essen, z.B. Karotten oder Rosinen, ist vielleicht zunächst mal eine Überwindung, aber nachher umso gesünder. Und jetzt gibt es aber glücklicherweise noch die sattvigen Freuden höheren Grades, die sind zu Anfang wie Nektar, während wir sie machen, sind sie wie Nektar und nachdem wir sie gemacht haben, sind sie auch wie Nektar.

Und das ist manchmal bei Menschen, sie haben natürliche Neigung zu was Gutem. Viele von euch werden sicher einige Obstsorten haben, die sie besonders gern mögen. Manche mögen z.B. Vollkorn, auch Vollkornnudeln mit Gemüsesoße. Äußerst vergnüglich, wenn man schon daran denkt, vergnüglich, wenn man es isst und vergnüglich nachher. Also, Nektar am Anfang, in der Mitte und am Ende. Und häufig für Menschen, die es eine Weile gemacht haben. Wer regelmäßig meditiert hat, dort ist irgendwo die Vorstellung, wenn man morgens aufwacht gleich: „Ah, jetzt kann ich meditieren.“ Vorfreude. Man setzt sich hin und meditiert: „Ah, ich kann meditieren.“ Und nachher hat man Energie und Freude, die den Tag über geht. Und dann die Vorstellung, dass man mal einen Morgen nicht meditieren kann, die wiederum ist dann nicht so schön.

 

Also, diese Arten von Vergnügen oder Freuden gilt es, zu unterscheiden und dann Shreyomarga immer wieder zu gehen. Und öfters heißt das, muss man auch etwas tun, was einem nicht liegt. Es ist es aber wert. Und wenn man regelmäßig das gemacht hat, was gut für einen ist, im Laufe der Zeit mag man das Gute. Gut, und manchmal wird man auch mal das Vergnügliche machen, und manchmal wird man mit sich selbst geduldig sein, um Schritt für Schritt voranzukommen. Krishna sagt auch in der Bhagavad Gita, einer wichtigen Yogaschrift: „Yoga ist Geschick im Handeln.“ Man muss auch mit sich selbst geschickt umgehen und das tun, was man letztlich machen kann. Aber mit Unterscheidungskraft und mit Herz, mit Verstand, und dann umsetzen.
Hari Om Tat Sat

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

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