Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 36. Vers
„Siddham padmam tatha simham bhadram va iti chatush. tayam shreshtham tatrapi cha sukhe tishthet siddhasane sada“
Siddhasana, PadmasanaSimhasana und Bhadrasana, diese vier sind die wichtigsten Asanas. Von diesen ist Siddhasana die allerbeste und bequem zum fortwährenden Verweilen.“


Das sind jetzt vier Asanas, die insbesondere Sitzhaltungen sind. Siddhasana und Padmasana sind Haltungen, die du insbesondere für die Meditation üben kannst. Padmasana, der Lotussitz. Siddhasana wörtlich, der Sitz des Vollkommenen. In Siddhasana hast du eine Ferse zwischen Geschlechtsorganen und Anus oder im hinteren Teil der Scheide und die andere Ferse am Schambein. Also, du sitzt auf einem Kissen typischerweise, eine Ferse am Damm bzw. am hinteren Teil der Scheide, der andere Fuß auf der Wade und dann berührt die Ferse das Schambein. Das ist Siddhasana. Siddha heißt aber auch „vollkommen“. Asana heißt Haltung. Siddhasana heißt also auch, die Haltung des Vollkommenen. Es ist gut Siddhasana zu üben als Grundhaltung für Meditation und Pranayama, aber es ist auch gut, diese Einstellung eines Vollkommenen zu haben. Und dazu möchte ich dich auch motivieren. Irgendwann wirst du ja vollkommen sein.

Das ist so die Grundaussage im Yoga, die sagt, du wirst dich solange inkarnieren, bis du die Erleuchtung erlangt hast, bis du die Vollkommenheit erlangt hast. Du wirst also irgendwann vollkommen sein. Ja, das hört sich komisch an, aber du wirst irgendwann ein Meister sein, du wirst irgendwann ein Heiliger, eine Heilige sein. Und du kannst manchmal überlegen: „Angenommen, ich wäre heilig, angenommen, ich wäre ein Vollkommener, wie würde ich in der Situation denken? Wie würde ich in der Situation fühlen? Wie würde ich in der Situation handeln?“

Westlern fällt es oft schwer, sich selbst zu sagen: „Wie wäre ich, wenn ich heilig wäre?“ Oder: „Wie würde ich das machen, wenn ich heilig wäre?“ Oder: „Künftig werde ich ja irgendwann mal vollkommen sein. Wenn ich als Vollkommener in die Situation hineingeraten würde, in der ich jetzt bin, wie würde ich es machen?“ Vielleicht fällt es dir auch leichter, wenn du überlegst: „Wie würde Swami Sivananda es machen? Wie würde Swami Vishnu-devananda es machen?“ Du kannst also überlegen: „Angenommen, ein Meister wäre in der Situation, wie würde er es machen?“ Du könntest auch den Meister um Rat bitten und sagen: „Meister, wie würdest du es machen in der Situation? Und wie würdest du es mir raten?“
Angenommen, da wäre jetzt direkt vor dir ein Meister und du könntest ihn fragen. Frage ihn doch einfach! Swami Sivananda, letztlich ist er da. Du könntest sagen: „Lieber Meister, ich bin in der und der Situation, was soll ich tun?“ Und du kannst dich natürlich auch an die Vollkommenheit selbst wenden, an Gott, und Gott fragen oder das Göttliche: „Was soll ich tun?“ Hier hast du also vier verschiedene Möglichkeiten, wie du Siddhasana nutzen kannst. Erstens, überlege selbst: „Angenommen, ich wäre ein Vollkommener, ein Heiliger, ein Erleuchteter, eine Erleuchtete, wie würde ich in der Situation handeln?“ Das kannst du dich fragen. Du kannst des Weiteren fragen: „Angenommen, ein Vollkommener wäre in dieser Situation, ein Heiliger, eine Erleuchtete. Wie würde er, sie sich verhalten?“ Wenn du einen konkreten Bezug hast, wie ich z.B. zu Swami Sivananda oder Swami Vishnudevananda, dann kannst du überlegen: „Wie würde Swami Sivananda, wie würde Swami Vishnu-devananda sich dort verhalten?“ Drittes wäre: „Wie würde der Meister mir raten? Wenn ich jetzt den Meister fragen könnte, wenn er vor mir wäre, wenn ich ihn oder sie fragen würde, was würde er mir sagen?“ Oder du kannst direkt dich an Gott wenden und Gott fragen.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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