Bhadrasana – heldenhaft zu streben – HYP I.53

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 53. Vers


„Als nächstes die Bhadrasana. Lege die Knöchel über die Seiten der Sivni, den Teil zwischen Anus und Hodensack, den Damm, den rechten auf die rechte und den linken auf die linke Seite.“


Hier beschreibt er Bhadrasana, das auch als Gorakshasana bezeichnet wird, was letztlich auch eine Variation ist von Virasana. Bhadrasana – Bhadra heißt Held, Virabhadrasana ist auch die stehende Heldenstellung. Virabhadra oder auch Bhadra heißt, dass du bereit bist, auch heldenhaft zu sein. Auf dem spirituellen Weg ist Mut etwas Wichtiges. Beim letzten Mal hat Swatmarama ja auch schon über den Löwen gesprochen. Es gilt, dass du auch mal bereit bist, zu brüllen wie ein Löwe. Ein Held muss aber nicht immer nur brüllen, es gibt auch Helden, die mehr schweigende Helden sind. Auf dem spirituellen Weg brauchst du in vielerlei Hinsicht Heldenhaftes. Auf dem spirituellen Weg geht es darum, dass du heldenhaft das tust, was zu tun ist.

Was heißt, alles heldenhaft zu tun, was zu tun ist? Das beginnt schon, morgens früh aufzustehen. Es gilt, dass du morgens früh aufstehst, ob du magst oder auch nicht. Wenn du morgens früh z.B. merkst, du bist müde, dann stehst du trotzdem auf, um AsanasPranayama und Meditation zu üben. Du übst es, ob du es magst oder nicht. Ein Held ist jemand, der nicht einfach nur seinen Wünschen und Gefühlen folgt. Der Held folgt auch mal seinen Wünschen und Gefühlen, aber er ist bereit, auch Dinge zu tun, auch die er nicht mag. Er folgt seinem Prinzip. Damit kommt man zum nächsten Prinzip von Held. Ein Held hat höhere Prinzipien, er kämpft für die gute Sache. So kannst du überlegen, was ist die gute Sache, für die du dich einsetzt?

Zum einen vermutlich die Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung, höheres Bewusstsein, ansonsten würdest du vermutlich diesen Podcast jetzt nicht hören. Es geht dir darum, nach Höherem zu streben für dich selbst. Zum anderen hast du vermutlich auch hohe Ideale, um etwas in dieser Welt zu bewirken. Hier kannst du dir immer wieder bewusst machen: „Was will ich bewirken in dieser Welt?“ Auch dafür gilt es dann, heldenhaft einzustehen. Ein Held riskiert auch mal etwas. Ein Held stellt seine Prinzipien auch wieder über das, was sonst alles folgt. Auch hier, wenn du jetzt etwas Großes bewirken willst, dann musst du dort auch geschickt umgehen. Ein Held ist nicht einer, der einfach nur draufhaut. Ein Held ist auch nicht einer, der einfach so tut, was ihm in den Sinn kommt. Ein Held ist jemand, der sich einem höheren Ziel gewidmet hat und der diesem höheren Ziel folgen will und das dann mit Umsicht. Manchmal wird er spontan sein, manchmal wird er den Eingebungen folgen, manchmal wird er jede Chance ergreifen und manchmal wird er wissen, er muss sich zurückhalten, manchmal muss er Geduld haben und manchmal muss er viel tun, manchmal muss er sehr viel tun, manchmal muss er über sich selbst hinauswachsen. Und das geht beim Helden, weil er eben für die gute Sache sich einsetzen will und weil er seinen Moment abwartet.

Ein Held ist als nächstes nicht einer, der alles alleine macht. Allein kannst du in dieser Welt nicht mehr so viel bewirken. Ein Held muss auch mit anderen zusammenarbeiten. Ein Held muss sich auf verschiedene Menschen einstimmen können. Ein Held muss mit verschiedenen Charakteren umgehen können. So kannst du selbst überlegen, gelingt es dir, heldenhaft zu sein? Gelingt es dir, heldenhaft nach dem Höchsten zu streben? Das ist vielleicht etwas, was du eher alleine machst. Gelingt es dir, dich für die gute Sache einzusetzen? Das ist etwas, wo du mit anderen Menschen umgehst, wo du mit anderen Menschen umgehen lernen kannst, wo du andere motivieren kannst. Ein Held ist durchaus auch jemand, der selbst bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, der auch mal kämpft, der sich nicht einfach die Verantwortung wieder wegnehmen lässt. Es ist nicht einer, der sich beleidigt in eine Ecke zurückzieht.

Auch das beobachte ich bei sehr vielen Menschen. Die setzen sich für die gute Sache ein, sie werden nicht gelobt, sie bekommen nicht die Anerkennung, sie bekommen nicht die Dankbarkeit und dann ziehen sie sich in die Schmollecke zurück. Sei nicht so, sei heldenhaft! Ein Held wird weitermachen. Er wird manchmal geduldig sein, er muss abwarten können. Aber ein Held ist bereit, für die gute Sache vieles zu tun. So überlege am heutigen Tag, willst du heldenhafter sein als bisher? Oder bist du schon heldenhaft? Und heldenhaft, wie gesagt, nochmal zusammengefasst, heißt, hohes Ziel oder mehrere höhere Ziele, für die du dich einsetzen willst. Bereit sein, dafür vieles zu geben. Bereit sein, dafür auch durchaus deine eigenen Wünsche, Bedürfnisse, Bequemlichkeit zurückzustellen. Bereit sein, mit anderen zusammenzuarbeiten. Bereit sein, auch über Gefühle wie Frust und wie Beleidigtsein hinauszuwachsen, nach dem Höheren zu streben. Das Heldenhafte muss natürlich auch mit Demut verbunden sein. Ich vermute, das weißt du. Das Heldenhafte muss verbunden sein mit Hingabe an Gott. Das Heldenhafte sollte verbunden sein mit dem tiefen Gefühl, Instrument zu sein in den Händen eines Höheren.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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