Beständiges Praktizieren ist der Erfolg – HYP I.65

„Vollkommenheit im Yoga und außergewöhnliche Fähigkeiten werden nicht erlangt, indem man die Kleidung eines Yogis trägt, auch nicht durch Reden über sie, sondern nur unermüdliches Praktizieren ist das Geheimnis des Erfolgs. Darüber gibt es keinen Zweifel.“
Hier geht es nochmals um die Wichtigkeit der Praxis. Übung macht den Meister, Übung macht die Meisterin. Steter Tropfen höhlt den Stein. Beständiges Praktizieren führt dazu, dass du die Wirkungen des Yoga erhältst. Es ist aber wichtig, dass du wirklich täglich praktizierst. Swatmarama erwähnt hier zwei Dinge, die zu seiner Zeit anscheinend schon Ablenkungen für Aspiranten waren und es bis heute geblieben sind. Zum einen ist es die Kleidung und zum zweiten ist es das viele Lesen, Reden oder Hören über etwas. Es ist gut, eine gute Yogakleidung zu tragen, ohne Zweifel. Und es ist gut, eine gute Yogamatte und ein gutes Yogakissen zu haben, all das hilft. Aber nur die beste Yogamatte zu haben und das beste Yogakissen, das allein reicht nicht aus, auch nicht die optimalste Yogakleidung.

 

Ich möchte dir trotzdem hier ein paar Tipps nochmals geben für eine gute Yogakleidung. Gute Yogakleidung heißt im Wesentlichen bequem und angenehm. Wenn du Yoga übst, ist es gut, eine Kleidung zu haben, die dir das erleichtert. Es ist gut, wenn die Kleidung öko ist, wenn sie aus Fair Trade ist, so kannst du mit einem guten Gewissen die Yogapraktiken üben. Es ist nicht ganz so schön, eine Yogapraxis zu beginnen: „Möge Frieden überall sein.“ Und du trägst Kleidung, von der du mit ein bisschen nachdenken wissen könntest, dass sie mit Kinderarbeit hergestellt wird, dass Menschen dafür ausgenutzt werden, dass die Farben, wenn sie hergestellt werden, bei Menschen Probleme in der Haut und in den Lungen produzieren usw. Also, ethisch ist wichtig, angenehm ist wichtig. Und so kannst du überlegen, ist die Kleidung, die du zum Yoga trägst, eine gute Kleidung, ist sie eine ethische Kleidung, ist sie öko, fühlst du dich wohl, ist sie für die Meditation förderlich? Du kannst so anfangen mit der Meditation und mit dem Yoga, dass du sagst: „Ich brauche eine gute Kleidung.“ Und es ist auch gut, dass du dann auch ansonsten überlegst: „Wo kann ich sonst noch Ökokleidung tragen aus Biobaumwolle? Wo kann ich sonst noch schauen, dass es Fair Trade ist?“ Besser, du kaufst dir halb so viel Kleidung, aber dafür öko, als so viel mehr Kleidung und dafür werden alle möglichen Menschen leiden müssen.

 

Also, beginne mit der Yogakleidung, auf diese Weise hast du schon mal etwas. Und das erinnert dich dann am Morgen: „Ja, die hohen ethischen Ideale des Yoga, die möchte ich auch im Alltag umsetzen.“ Genauso kannst du auch mit deinem Kissen überlegen: „Ist mein Kissen eines, auf dem ich gut sitze für die Meditation? Ist es gut für meine Wirbelsäule? Entlastet es meine Knie usw.“ Also schaue, ist dein Kissen wirklich gut. Und gerade, wenn du täglich meditierst, ist es gut, ein Kissen zu haben, auf dem du gut sitzen kannst. Oder auch deine Yogamatte. Auch bei der Yogamatte kannst du überlegen: „Ist das die richtige Matte? Fühle ich mich damit wohl?“ Auch hier kann man überlegen, wie wäre es mit ökologisch, und wie wäre es mit ethisch verträglich. Das ist heute nicht mehr ganz so einfach, denn populär sind ja diese Kunststoffmatten, diese Sticky Mats, wie sie früher genannt wurden. Da gibt es inzwischen auch einige Generationen, inzwischen sind sie ökologischer als früher und so kannst du das auch überlegen. Eine Matte, die viel riecht, eine Matte, die abfärbt usw. oder eine Matte, die irgendetwas auf deiner Kleidung zurücklassen würde, die wäre natürlich ganz besonders schlecht. Und vermutlich gibt es heute solche Matten nicht mehr oder sollte es mindestens nicht mehr geben. In früheren Zeiten waren mal die Wollmatten populär, mit Wolle ist es aber auch so eine Sache. Gerade die Wolle, wenn sie nicht von deutschen Schafen stammt, da weißt du nie, wie die Tiere behandelt werden. Es gibt Schafsherden, wo die Schafe sehr mit Achtung behandelt werden. Es gibt solche, wo es fast mehr ein Rupfen ist, wenn die Schafswolle von den Schafen genommen wird und die Schafe bluten danach. So ist das mit der Ethik gar nicht so einfach.

Die einfachste Sache wäre sicherlich eine Baumwollmatte, so wie es in Indien üblich ist oder eigentlich muss man sagen, üblich war. Inzwischen haben auch in Indien die Kunststoffmatten überhandgenommen. Aus guten Gründen, denn sie sind ja auch bequem und sie sind gut auf Holzfußboden, auf Steinfußboden, und es ist leichter, dort den Schulterstand darauf zu machen und auch beim Sonnengebet geht das sehr gut. So kannst du eine bewusste Entscheidung treffen, in welcher Kleidung willst du Yoga üben, auf welchem Kissen willst du sitzen und mit welcher Matte willst du Yoga üben. Aber wichtig ist, du praktizierst. Auch wenn du mal nicht die optimale Matte hast, auch wenn du mal nicht die optimale Kleidung hast, auch wenn du mal kein Meditationskissen hast, das Wichtigste ist, du meditierst und du übst Yoga.

Ich bin öfters auch mal unterwegs, ich bin öfters auch mal ein paar Tage weg, da nehme ich mir jetzt nicht mein bestes Kissen mit, ich nehme auch nicht meine Yogamatte mit. Bzw. meine Yogamatte nehme ich mindestens im Urlaub immer mit und als Kissen nehme ich dann oft ein aufblasbares Kissen. Das nehme ich schon mit. Aber ich gehe manchmal in Zentren, da nehme ich dann keine Matte mit, und manchmal ist dort diese Matte, manchmal jene Matte usw. Und ich habe im Urlaub auch schon gut meditieren können auf irgendwelchen gefalteten Decken oder auch Asanas geübt auf einem Handtuch usw. Wichtig ist, worin du übst und worauf du übst, ist nicht ganz so wichtig.

 

Das zweite ist, Swatmarama sagt, reden über Yoga reicht nicht aus für die Vollkommenheit, auch lesen reicht nicht aus. Es ist gut, zu lesen, es ist gut, einiges zu hören über Yoga. Swami Sivananda wurde mal gefragt: „Du hast doch geschrieben, ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie. Warum hast du dann dreihundert Bücher geschrieben?“ Swami Sivananda lächelte und sagte: „Manche Menschen brauchen Tonnen von Theorie, um zu einem Gramm Praxis animiert zu werden.“ In diesem Sinne ist es gut, dass du jetzt auch diesen Podcast anhörst, er soll dich zur Praxis animieren, er soll dir eine Inspiration für den Tag sein. Und dem Maße, in dem Hören von Podcasts, Lesen von Büchern, Hören von Vorträgen oder sich über Yoga austauschen dir hilft, Inspiration für die Praxis zu bekommen, ist all das wichtig. Aber es ist eben auch nur in dem Maße wichtig, wie es dich tatsächlich zur Praxis inspiriert.
Ich wünsche dir gute Praxis!

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

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