Zugang zu unserem Herzen

Om Namah Shivaya


Swami Sivananda hat jeden seiner Schüler unterschiedlich ausgebildet, unterschiedliche Ratschläge gegeben. In den meisten Fällen mochte er nicht, dass die Schüler zu sehr in Extreme gegangen sind und hat sie mehr inspiriert zu dem ganzheitlichen Yoga.

Es gibt so eine Geschichte von jemandem, der besonders gerne meditiert hat. Und er hat jeden Morgen mehrere Stunden am Ganges gesessen und meditiert, in der Mittagspause viel meditiert und abends mehrere Stunden am Ganges gesessen. Und eines Morgens ist Swami Sivananda so am Ganges entlanggegangen und dort sah er gerade, wie dieser Schüler dort am Ganges saß und meditiert hat und gerade aufgestanden war. Und dann sprach Swami Sivananda ihn an: „Ja, ich habe gehört, du meditierst sehr viel?“ Da sagte der Schüler: „Ja, Swamiji, jeden Tag, bis zu neun Stunden.“ Dann fragte Swami Sivananda ihn: „Tiefe Meditation? Samadhi?“ Der andere war schon etwas verwirrt: „Was meinte Swami Sivananda?“

Und dann sagte er: “Die Art Meditation, die du machst, da gibt es eine viel einfachere Weise. Nimm dir ein weiches Bett und lege dich hin. Du wirst in den gleichen Zustand viel einfacher kommen als du gerade meditiert hast.“ Dann sagte er: „Geh in die Küche und melde dich als Gemüseschnippler, das wird deinem spirituellen Fortschritt mehr zuträglich sein, als hier zu sitzen und im Sitzen zu schlafen.“

Eine andere Geschichte erzählt Swami Venkateshananda. Swami Venkateshananda kam in den Ashram und Swami Sivananda gab ihm einiges zu tun, einige seiner Bücher herauszugeben, abzutippen, Manuskripte zu korrigieren bzw. vorbereiten für den Drucker. Und Swami Venkateshananda dachte, das sei jetzt ganz besonders wichtig und dringend. Da müsst ihr die Vorgeschichte kennen. Als Swami Venkateshananda in den Ashram erst kam, hat Swami Sivananda ihn gefragt: „Kannst du tippen?“ Dann hat Swami Venkateshananda gesagt: „Ja.“ Und damals, wenn jemand tippen konnte, das war in den 30er, 40er Jahren so das Eintrittsticket zum Ashram. Die wurden sehr leicht in den Ashram aufgenommen.

Und Swami Sivananda hatte viele Bücher gehabt, damals gab es noch keine Kopierer, wenn man ein Manuskript einem Verlag dort geben wollte, musste es per Hand abgedruckt werden. Wenn man es verschiedenen Verlagen vorlegen wollte, musste man es halt mehrmals abtippen. Und so gab es dort einiges zu tun und zum Teil hat er dann auch Handzettel. Es gab keine Kopierer, da war die Auflage zu gering, um es zu drucken, da wurde also jeder Handzettel einzeln abgetippt, den man dann kostenlos verteilt hatte.

Dann hat Swami Sivananda ihm so etwas gegeben und hat gesagt: „Wie lange brauchst du, bist du fertig bist?“ Dann hat er gesagt: „Ja, eine Woche.“ Dann sagte Swami Sivananda: „Ok, in drei Tagen will ich es sehen.“ Und ab da, jeden Tag hat Swami Sivananda den dann gefragt: „Bist du fertig?“ Das hat er mit einigen seiner Schüler gemacht, ich habe es von zwei oder drei Schülern so gehört. Auf diese Weise war dann der Geist sehr einpünktig und konzentriert, nicht irgendwo bei tausend anderen Sachen, die man noch hier machen will und dort machen will und das vielleicht noch wichtig ist. Die wussten, das ist wichtig. Dann war der Geist konzentriert. Und in drei Tagen war er dann auch tatsächlich fertig.

Und nachdem Swami Venkateshananda so eine Weile seinen Geist dort trainiert hatte oder letztlich trainieren lassen hatte, bei der Aufgabe, die war, weil Swami Sivananda ihm gezeigt hatte, es war wichtig, und nachgehakt hat, dann dachte er, es ist so wichtig. Und dann fing er an, eben immer mehr Stunden zu tippen und immer mehr Zeit damit zu verbringen. Und eines Tages fragte Swami Sivananda ihn: „Wo warst du im Satsang gestern Abend?“ „Ja, ich war am Tippen.“ „Und heute Morgen?“ „Ich war am Tippen?“ „Und gestern früh?“ „Ja, ich war am Tippen.“ „Und vorgestern Abend?“ „Ich war am Tippen.“ Und dann sagte Swami Sivananda: „Wirf die Schreibmaschine in den Ganges.“ Das war damals sehr, sehr wertvoll. Das wäre so ähnlich, wie wenn man ein neu gekauftes Auto verschenken würde. Gut, Swami Venkateshananda war geschockt und dann sagte Swami Sivananda: „Du musst sie nicht wirklich in den Ganges werfen, aber alles hat sein Zeit. Mache dein Karma Yoga, mache es intensiv, mache es mit Herz und danach übe deine Asanas, dein Pranayama, übe deinen Satsang und mache all das, was notwendig ist, mit Konzentration.

Verliere keine Minute, aber sei gleichgewichtig in dem, was du tust.“

Hari Om Tat Sat

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Kurz-Vortrags mit Sukadev Bretz. Gehalten im Rahmen eines Satsangs nach der Meditation bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Infos:

 

 

 

 

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