Zufriedenheit durch Entsagung

Ich lese etwas aus der "Bhagavad Gita", aus dem 12. Kapitel, Vers 11. Krishna beschreibt in den vorigen Versen, wie man letztlich zum Höchsten, wie man zum Göttlichen kommen kann. Und er hat uns dafür verschiedene Möglichkeiten angeboten. Im 8. Vers hat er gesagt "Hefte deinen Geist immer auf Gott. Denke immer nur an Gott". Dann sagt er, "Wenn du nicht in der Lage bist, ständig an Gott zu denken, dann praktiziere, übe". Indem man praktiziert, erhebt man den Geist, erhebt man das Prana, öffnet man die höheren Chakras und es fällt leichter, dieses Höchste tatsächlich zu spüren und wahrzunehmen. Wenn es mit der Praxis nicht ganz so gut klappt, gibt er uns als nächste Möglichkeit (Vers 10) zu sagen: Was auch immer du tust, du tust es, um Gott zu erreichen, praktisch nach dem Höchsten zu streben. Und wir machen uns bewusst, was auch immer kommt, ist eine Lernaufgabe: Wenn Menschen uns besonders freundlich behandeln, dann ist es nicht purer Zufall, es ist auch nicht, weil wir so toll waren, sondern es ist weil Gott uns damit irgendwo ein Geschenk geben will, woran wir wachsen können. Wenn Dinge schiefgehen, jemand uns ganz scheinbar ungerecht behandelt, dann ist dies auch etwas, wo wir sagen können, lernen damit umzugehen ist eine Wachstumsaufgabe für mich. Wenn man Kinder erzieht, geschieht das zum einen aus Liebe heraus, zum andern können wir es aber auch als Wachstumsaufgabe betrachten, die Gott uns stellt. Wenn man im Beruf ist, dann muss man sich vielleicht durchsetzen, dann sagt man, ja, das durchsetzen tue ich auch, um spirituell zu wachsen. Manchmal muss man nachgeben, manchmal geduldig sein, usw. Wir können einfach sagen, alles was ich tue, tue ich, um zum Höchsten zu kommen. Ich spüre zwar nicht immer das Höchste, das ist eben der Unterschied zu vorher: Ich bin mir dem Höchsten nicht so bewusst, aber ich sage ja, ich tue es und habe irgendwo Vertrauen, dass mich das weiterführt auf dem spirituellen Weg. Das ist eine Art Grundvertrauen, auch wenn wir uns nicht immer der göttlichen Gegenwart bewusst sind, wissen wir, irgendwie wachsen wir daran, und natürlich, öfters mal kommen dann auch Erfahrungen. Und wenn man dann einige Jahre zurückschaut, stellt man fest: „Ich hab doch einiges gelernt in den letzten Jahren. Ich bin irgendwo gewachsen.“ Und im 11. Vers sagt Krishna jetzt: "Wenn du auch das nicht tun kannst", also, wenn dir nicht immer das so klar ist, das was du tust, letztlich hilfreich ist, zum Höchsten zu kommen, „dann entsage selbstbeherrscht den Früchten allen Tuns, nachdem du die Einheit mit mir gesucht hast.“ Nochmal der Vers: "Wenn du auch das nicht tun kannst, entsage selbstbeherrscht den Früchten allen Tuns, nachdem du die Einheit mit mir gesucht hast". Manchmal ist der spirituelle Weg so, dass wir ihn nicht so ganz verstehen, und es uns schwerfällt zu erkennen, wie uns das auf dem spirituellen Weg weiterbringen kann. Dann können wir sagen "Wir suchen die Einheit mit Gott". Wir versuchen uns bewusst zu machen, alles ist Gott, oder alles ist Brahman, alles ist Bewusstsein. Wir können praktizieren, wir können uns sagen, was auch immer ich tue, tue ich letztlich, um dort hinzukommen. Aber dann erscheint es öfter so, als ob wir nicht weiterkommen. Wenn man ständig überlegt, bin ich z.B. jetzt die letzten anderthalb Tage wirklich weitergekommen auf meinem Weg, erscheint uns das oft so, gerade denjenigen, die schon länger auf dem Weg sind, als ob wir dort nicht weitergekommen sind. Vielleicht sogar, wenn wir die letzten Wochen betrachten. Ich meine, wenn man mindestens ein halbes Jahr zurückblickt, erkennt man schon, dass sich einiges getan hat. Und so muss man manchmal einfach loslassen und sagen, ja ich tue es einfach, ich mache jetzt das, was getan werden will. Ich schaue jetzt gar nicht so sehr auf die Früchte, ich mache es einfach. So wie gestern Chandra die eine Geschichte von dem alten Pilger erzählt hat, der beschlossen hatte aufzuhören darüber nachzudenken, wo er hinkommen will. Sich aber bewusst ist, wo er ist und immer den nächsten Schritt macht. Und das ist auch eine einfache Weise, glücklich zu sein. Zwischendurch machen wir einfach das, was wir machen, konzentriert, bewusst, wir entsagen den Früchten des Tuns, wir wissen nicht unbedingt, was dabei rauskommt, aber wir machen es. Wir machen es mit Bewusstheit, wir machen es konzentriert, wir machen es entspannt, und so führt dieses im nächsten Moment zu Frieden. Und in einem der nächsten Verse sagt Krishna: "Auf Entsagung folgt sofort Frieden". Wir werden nicht so genau auf das Ergebnis bzw. die Früchte achten, sondern einfach das machen, was wir tun, mit Freude, Liebe, Herz, oder wir machen es einfach. In dem Moment ist Frieden da, ist Glück da, und dann ist plötzlich auch die Erfahrung des Göttlichen da. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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