YVS372 Vedanta im Yoga Unterricht

Tipps für Yogalehrende

Ein Vortrag darüber, wie du Vedanta in den Yogaunterricht integrieren kannst. Vedanta ist die Philosophie des Absoluten. Vedanta sagt, deine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Vedanta kommt aus der Verwirklichung heraus – du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, Zeit und Raum sind nur Kreaturen des Geistes. Und diese Vedanta Prinzipien kannst du in den Yoga Unterricht integrieren, sogar, ohne Vedanta Fachterminologie zu verwenden. Es gibt die zwei Möglichkeiten:

Du könntest entweder, vielleicht zu Anfang der Yogastunde, kurz ein paar Vedanta Begriffe einführen und danach diese erfahrbar machen im Yogaunterricht, oder du könntest die vedantischen Prinzipien einfach in den Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung erfahrbar machen.

Was gibt es da zum Beispiel für Möglichkeiten? Eine Möglichkeit ist ja grundsätzlich das Konzept der Achtsamkeit auf buddhistisch Vipassana, im Sanskrit Sakshi Bhav. Das heißt Beobachten. Der Übende, die Übende kann von Anfang bis Ende oder auch nur für bestimmte Teile der Yogastunde einfach beobachten.

Am Leichtesten geht das zum Beispiel, wenn jemand in einer Asana ist, zum Beispiel der Vorwärtsbeuge. Man wird natürlich zu Anfang Einnehmen der Stellung, darauf achten, dass die Stellung so ist, dass der/ die Teilnehmende sich nicht verletzt, dann das der Atem tief ist, die Stellung bewegungslos machen. Und dann kannst du den Übenden, die Übende dazu veranlassen, den Körper zu spüren, Wahrnehmungen zu spüren und dabei nicht zu reagieren, nicht zu urteilen, analysieren, einfach nur spüren. Vielleicht aber auch den Atem spüren, Prana, die Energien wahrnehmen. Dann auch spüren, welche Gedanken aufkommen oder welche Emotionen, Gefühle.

Und dann die Frage stellen „Wer bin ich?“. Ich bin nicht das Beobachtbare, ich bin der, der beobachtet. Wenn also eine Yogaschülerin spürt, da ist Dehnung im Körper, dadurch kann sie sich bewusst machen, ich bin nicht der Körper, ich kann den Körper beobachten. Wenn sie spürt, da kommt Prana, da gibt es ein schönes Pulsieren in den Händen oder die Wirbelsäule wird heiß oder das dritte Auge pulsiert, dann kann sie auch wieder sich bewusst machen „Ich bin nicht das Pulsieren“, „Ich bin nicht das Prana“, „Ich bin nicht die Hitze in der Wirbelsäule“, „Ich bin die Beobachterin/ der Beobachter.“ Und wenn Gedanken da sind, Wortgedanken, Bildgedanken oder auch Gefühle bewusst werden „All das bin ich nicht.“

Und so bist du beim Vedantakonzept nachdem Sakshi Bhav – Neti, Neti „Nicht dies. Nicht das.“, bei der Fragestellung „Wer bin ich?“ Vichara und dann schließlich Bewusstsein Satchidananda Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit. Oder eben einfach sagen Sakshi Aham, „Ich bin der Beobachter. Immer gleich, nicht veränderlich.“ Auf diese Weise kannst du also die Achtsamkeit, Frage „Wer bin ich?“, Nichtidentifikation, Bewusstsein wer man ist, alles miteinander verbinden. Und manchmal kann Teilnehmer / Teilnehmerin sich eben auch bewusst machen, Glück ist nicht von Äußeren abhängig. Auch wenn die Rückseite der Beine irgendwo zieht und Schmerzen verursacht, ist es möglich das zu beobachten und sich dann zu spüren, als Ananda, als Freude. Und egal, welche Gedanken da sind, man kann sich davon lösen und sich erfahren als Freude. Und egal wie weit man kommt oder nicht kommt, dieses innere Gefühl des Glückes ist nicht davon abhängig. Das wäre Bewusstheit von Ananda.

Und dann gibt es auch Asanas, die besonders geeignet sind, oder auch Pranayama, Bewusstsein zu erweitern. Sich bewusst machen „Ich bin Sat, unendliches Sein.“ Zum Beispiel bei Kapalabhati geht diese Ausdehnung fast von selbst, spätestens bei der dritten Runde, die Ausdehnung vom Kopf her und dann überall hin. Oder auch im Drehsitz kann die Weite nach vorne, nach oben sein. Oder auch bei den Rückbeugen, wie Anjaneyasana diese Ausdehnung in die Unendlichkeit.

Es gibt die Ausdehnungsentspannung zum Beispiel, die zu einer erfahrbaren Verbindung mit Allem führt. Und so kannst du deine Teilnehmenden dazu inspirieren und letztlich auch ihnen zu ermöglichen, dass sie tatsächlich spüren Bewusstsein zu sein und nicht das, was bewusst gemacht werden kann. Zu spüren, dass sie Freude sind, die nicht abhängig ist von irgendetwas. Oder sie reines Sein sind, nicht begrenzt, weder körperlich noch durch Raum, noch durch Zeit. Und da ist Vedanta erfahrbar.

Ich möchte dich also durchaus ermutigen zum einen selbst während du Yoga übst Vedanta Prinzipien wirklich umzusetzen. Aus deinem Hatha Yoga üben eine wirklich Vedanta Übung zu machen, sodass du diese auch in den Alltag bringen kannst. Und diese Vedanta Prinzipien auch in das Unterrichten zu integrieren. Deine Teilnehmenden werden dir dankbar sein. Sie werden zu tiefen Erfahrungen kommen und sie werden merken, dass sie aus der Tiefe der Seele sie sehr viel mehr wollen als was sie ursprünglich vom Yoga wollten, nämlich Entspannung, mehr Energie, Wohlbefinden und sich irgendwie besser fühlen. Hatha Yoga kann so tief führen.

 

Übrigens es gibt auch vollständige Jnana Yoga Stunden auf unserem Internetkanal zum Beispiel auf mein.yoga-vidya.de kannst du suchen nach in dem Suchfeld „Jnana Yogastunde“ oder „Vedanta Yogastunde“ und so findest du einige Beispiele. Oder mache mal eine Vedanta Yogalehrer Weiterbildung mit und dort wirst du nicht nur lernen in den Ashrams die Schriften und die Konzepte, sondern du wirst auch lernen, wie man Jnana Yoga, Vedanta in den Yoga Unterricht integriert.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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