YVS342-2 Verdauungssystem und Yoga (Teil 2)

Verbreitete Magenerkrankungen sind Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüre. Manchmal hängt das zusammen mit einem Bakterium, heliobacter pylori. Wenn du regelmäßig Magenschleimhautentzündung hättest, solltest du dich untersuchen lassen, ob du diesen heliobacter hast. Durch die Einnahme eines speziellen Antibiotikums können die Probleme vorbei sein. Es gibt aber auch Magenschleimhautentzündung und Magengeschwüre, die nicht mit dem Bakterium zusammenhängen. Da gibt es oft eine Verbindung von Stress, genetischer Disposition und vielleicht auch nicht ausreichendem Kauen, eventuell werden auch zu komplexe Nahrungsmittel oder zu viel Nahrung in einer Mahlzeit zu sich genommen und es wird auch nicht genügend Zeit gelassen zwischen den Mahlzeiten. Bei Magengeschwüren könnte auch hilfreich sein, einmal pro Woche Kunjar Kriya zu üben, das gilt insbesondere, wenn du keine Bulimie hattest. Kunjar Kriya heißt nämlich, 1 bis 2 Liter Salzwasser trinken, morgens auf nüchternen Magen, 2 Finger in den Hals und sich übergeben. Hilfreich hier ist, dass der Magen sich leert, sich regenerieren kann. Warte mindestens eine halbe Stunde, und trinke dann zunächst etwas Leichtes (Wasser oder Kräutertee), bevor du dann normal isst.

 

Vom Magen geht es dann in den Zwölffingerdarm. Dieser heißt so, weil er so lang ist wie 12 Finger. Er wird auch Duodenum genannt. Der Zwölffingerdarm ist eigentlich der erste Teil des Dünndarms. Er hat verschiedene Öffnungen: Zum einen werden verschiedene Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm gegeben, auch die Gallenflüssigkeit kommt aus der Leber hinein. Die Zwölffingerdarmwand selbst produziert ebenfalls einige Enzyme, die dem Speisebrei zugesetzt werden. Die Enzyme sorgen dann dafür, dass der Speisebrei (bzw. die Nahrungsmittel darin) aufgespalten wird. Der Dünndarm ist dafür lang genug, nämlich etwa 3 bis 5 Meter lang. Er hat viele Windungen, und vor allen Dingen hat er die Dünndarmzotten, welche die Oberfläche sehr stark vergrößern. Über diese Dünndarmzotten können dann die Nährstoffe zu den Kapillargefäßen kommen, werden dann von diesen Kapillargefäßen aufgenommen und werden dann vom Pfortadersystem zur Leber transportiert. Alles Blut, das in den Verdauungsorganen war und Nährstoffe aufgenommen hat, wird über das Pfortadersystem erst zur Leber kommen, und die Leber wird:

  • Giftstoffe eliminieren
  • bestimmte Teile der Nährstoffe, wie z.B. Glucose, aufbewahren
  • manche Eiweißmoleküle umstrukturieren
  • etwaige kleine Alkoholmengen, die bei der Kohlenhydratverdauung entstehen oder auch in Fruchtsäften enthalten sind, abbauen

Von der Leber geht das Blut dann zum Herzen, und vom Herzen überall hin.

Der größte Teil der Absorption der Nährstoffe geschieht im Dünndarm. Der Dünndarm ist auch wieder ein muskulöses Gewebe. Es gibt eine Dünndarmperistaltik, und dies bedeutet, dass die Darmwände sich immer wieder zusammenziehen, um so den Speisebrei weiterzubringen.           

Der Dünndarm kann auch überreagieren, z.B. bei Infektionen, dann entsteht ein sogenannter Durchfall. Es gibt auch, z.B. bei einer Pitta-Störung den Dauerdurchfall, der oft mit einem Dünndarmproblem zusammenhängt, obgleich er auch ein Dickdarmproblem sein könnte. Für einen gesunden Dünndarm gilt allgemein, dass man Tiefenentspannung üben soll, dass man dem Verdauungssystem genügend Zeit gibt zwischen zwei Mahlzeiten, dass man tief mit dem Bauch atmet.  Vor allem ruhiges Halten von Vorwärtsbeuge und Drehsitz jeden Tag hilft auch, dass der Dünndarm besser funktionieren kann und Nährstoffe besser absorbiert werden können.

Nach dem Dünndarm gibt es den sogenannten Dickdarm. Er wird auch als Kolon bezeichnet. Der Dickdarm resorbiert das Wasser und dickt so den Speisebrei ein. So sorgt der Dickdarm dafür, dass die Flüssigkeit, die im Magen zugefügt wurde, aus dem Speisebrei herauskommt und der eingedickte Speisebrei im Enddarm letztlich als Kot, als Stuhl bleiben kann und dann als Ganzes, idealerweise in wohlgeformten Würsten, den menschlichen Körper wieder verlassen kann.                                                

Der Dickdarm macht aber noch mehr: Er resorbiert manche Salze (Natrium- und Kaliumsalze) und er spaltet auch noch weiter nicht verdaute Eiweiße und Kohlenhydrate auf, mithilfe von Bakterien. Es entsteht eine leichte Gärung und Fäulnisvorgänge, und dann können auch dort noch Nährstoffe weiter resorbiert werden.                                                                                                                                           

Es gibt im Dickdarm verschiedene Teile, zunächst den sogenannten Blinddarm. Dort führt der Dickdarm in die eine Richtung, und in der anderen Richtung ist eine Art Sackgasse, eben der Blinddarm. Der Blinddarm mündet in den Appendix, den Wurmfortsatz. Die Blinddarmentzündung ist eigentlich eher eine „Wurmfortsatz-Entzündung“, Appendizitis genannt: Aus irgendwelchen Gründen kann es hier eine Entzündung geben, und diese wird gerne operiert. Früher dachte man, dass der Wurmfortsatz keine Funktion hat. Seit 2018 gibt es jedoch eine neue Theorie, die zum einen besagt, dass sich im Blinddarm die Darmbakterien vermehren können. Hier geht der Speisebrei nämlich nicht gleich vorbei. Der Mensch braucht ja eine gesunde Darmflora. Zum anderen hat der Körper hier eine Möglichkeit, sein Immunsystem zu trainieren, falls dort „falsche“ Bakterien, Viren, Hefepilze sind. Im Wurmfortsatz bewahrt der Körper quasi seine Darmflora auf. Wenn z.B. ein Durchfall entsteht, und die Darmflora weitestgehend ausgespült wird, dann kann anschließend vom Wurmfortsatz aus diese Darmflora wieder zurückkehren in den Dickdarm und dafür sorgen, dass der Mensch weiter im Dickdarm die Nährstoffe resorbieren kann. Übrigens, auch wenn man Antibiotika nimmt, wird ja ebenfalls die Darmflora gestört. Allerdings wird sie im Wurmfortsatz wohl weniger gestört, sodass bei jemandem, der keine Blinddarmoperation hatte, sich nach einer Antibiotika-Behandlung die Darmflora wieder regenerieren kann. Schwieriger ist es bei Menschen, denen nach einer Blinddarmentzündung der Wurmfortsatz entfernt wurde: Wenn sie Antibiotika nehmen, oder aufgrund einer Lebensmittelvergiftung oder Durchfall hatten, brauchen sie sehr viel länger, um sich zu regenerieren, weil eben der Wurmfortsatz fehlt und die Regeneration nicht so gut ist. Diese Theorie kann noch nicht als hundertprozentig gesichert gelten, aber man weist dem Wurmfortsatz endlich eine ihm zustehende Bedeutung zu.         

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

                                                        

 

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