YVS342-1 Verdauungssystem und Yoga (Teil 1)

Welche Aufgaben hat das Verdauungssystem? Welche Teile hat es? Wie kann man mit Yoga und guter Ernährung sein Verdauungssystem gesund erhalten? Diese Fragen werden hier besprochen.

Aufgaben des Verdauungssystems

Das Verdauungssystem will dem Menschen Stoffe zur Verfügung stellen, die zum einen notwendig sind zur Zellbildung, zum anderen als Brennstoff für Bewegung. Über die Nahrung nimmt man Stoffe auf. Diese werden durch das Verdauungssystem so zerkleinert, dass sie in den Blutkreislauf gehen können, und vom Blutkreislauf in die verschiedenen Zellen.                                                                                      

In der Nahrung sind zunächst einmal die „großen“ Nährstoffe, Proteine/Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate. Außerdem kommen dort Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Spurenelemente vor. All diese sind notwendig, damit der Körper zum einen aufgebaut werden kann, zum anderen, dass er seine Funktionen erfüllen kann, und natürlich auch, damit der Körper die Energie hat, die er braucht, sowohl für die Temperaturerhaltung, als auch zur Bewegung.               

Das Grundprinzip ist:

  • Zunächst kommt die Nahrung in den Körper hinein,
  • dann wird sie mechanisch zerkleinert,
  • danach wird sie auch noch enzymatisch zerkleinert,
  • schließlich in resorbierbare Spaltprodukte zerlegt.
  • Diese werden über die Darmschleimhaut aufgenommen und
  • gelangen von den Verdauungsorganen erst zur Leber (der chemischen Fabrik), die dann noch weiteres damit anstellt, und dann...
  • über den Blutkreislauf zu allen Körperteilen.

 

Die Organe des Verdauungstraktes

Der Verdauungstrakt beginnt mit dem Mund, mit den Zähnen (Schneidezähne zum Abbeißen, übrige Zähne zum Kauen) und der Zunge. Sie ist zum einen für den Geschmackssinn zuständig, z.T. zusammen mit der Nase: Der Speisebrei gibt Gerüche ab, die in der Nase riechbar sind, und der Geruch gibt dem Körper gewisse Informationen, ob die Nahrung gut für den Menschen ist. Bei gesunden Instinkten und einem natürlichen Nahrungsangebot hat jede Tierart letztlich über das Geschmacksempfinden ein Wissen, welche Nahrung gut ist. In der heutigen Zeit, wo der Mensch alles mögliche gemacht hat, um Nahrung irgendwo mit anderen Geschmäckern zu verbinden, kann er nicht mehr allein auf den Geschmackssinn vertrauen. Aber normalerweise könnte der Mensch über Zunge und Nase feststellen, ob etwas gut ist für ihn, oder auch nicht.                                                           

Im Mund wird also zerkleinert, es kommt Speichel dazu, und im Speichel sind auch schon die ersten Enzyme, die hilfreich sind, insbesondere bei der Kohlenhydratverdauung. Swami Sivananda hat gerne gesagt, man soll jeden Bissen etwa 30 Mal kauen, und das ist dann sehr gut für das ganze Verdauungssystem, dann wirst du auch die Nährstoffe gut aufnehmen können.                                      

Für eine gesunde Mundhöhle kann Zähneputzen hilfreich sein, um die Speisereste zu entfernen. Des Weiteren, oder wenn man entzündetes Zahnfleisch hat, kann man auch Ölziehen machen: Man nimmt Sesam- oder Olivenöl in den Mund und zieht es 1 bis 2 Minuten durch die Zähne, anschließend speit man es aus. Es kann auch gut sein, mit einem Löffel oder einem Zungenreiniger die Zunge zu schaben, damit sich keine alten Schleimreste aufbauen, die dann Krankheitserreger kultivieren könnten.                                                                                                                                                           

Hinter der Zunge beginnt dann der Rachen. Der Rachen ist der gemeinsame Teil der Luft- und Speisewege. Es gibt den sogenannten Schluckreflex: Wenn Nahrung und Flüssigkeit die Rachenhinterwand berührt, entsteht der Schluckreflex. Im Rachen gibt es auch verschiedene Immunabwehrsysteme, z.B. die Gaumenmandeln.

Vom Rachen geht es dann in die Speiseröhre. Sie ist ein muskuläres Gewebe, d.h. die Nahrung wird über eine peristaltische Muskelbewegung weitertransportiert in den Magen. Du könntest also z.B. auch im Kopfstand trinken (mit einem Strohhalm), die Speiseröhre transportiert die Nahrung weiter. Umgekehrt kann die Speiseröhre die Nahrung auch in die andere Richtung transportieren, die Peristaltik funktioniert in beide Richtungen.

 

Die Speiseröhre mündet dann in den Magen. Der Magen hat einen sogenannten „Pförtner“, und der Pförtner sorgt dafür, dass der Speisebrei in den Magen hineinkommt, und normalerweise nicht herauskommt. Es gibt ein gar nicht mal so seltenes Problem, nämlich das Aufstoßen, wenn Magensäure und Speisebrei durch die Speiseröhre nach oben kommt. Manche Menschen haben Schmerzen in der Mitte der Brust und fürchten, sie hätten Herzprobleme, doch es ist dann „nur“ eine verätzte Speiseröhre, und das Herz ist ganz gesund. Wenn du regelmäßig aufstößt, könntest du überlegen, ob du vielleicht nicht so viel isst oder insgesamt abnimmst, oder auch nicht zu komplexe Mahlzeiten zu dir nimmst. Insbesondere langfristig gesehen ist häufiges Aufstoßen nicht so gut für die Speiseröhre. Also: Nicht zu komplexes Essen, ausreichendes Kauen, nicht zu viel Essen - insbesondere abends vor dem Schlafengehen, denn im Liegen passiert es häufiger, dass Speisereste und Magensäure in die Speiseröhre kommen.                                                                                                                      

Im Magen geht es weiter. Der Magen gibt zum einen Salzsäure in den Speisebrei, sowie einige Enzyme, z.B. Pepsin (eiweißspaltendes Enzym). Der Magen hat aber auch einen Schleim. Es gibt die Magenschleimhaut, die verhindert, dass der Magen sich selbst verdaut. Im Magen beginnt die sogenannte Nahrungszerkleinerung. D.h. der Magen bewegt sich, er ist ein stark muskuläres Gewebe. Es wird ja Flüssigkeit hineingegeben, eben Salzsäure, und in Verbindung mit dieser Bewegung des Magens wird die Speise zerkleinert, sodass Speisebrei entsteht. Der Magen hat typischerweise ein maximales Volumen von 1,5 Liter. In der Hatha Yoga Pradipika bzw. der Shiva Samhita wird gesagt, man soll die Hälfte des Magens füllen mit fester Nahrung, ein Viertel füllen mit flüssiger Nahrung und ein Viertel frei lassen, also nie so viel essen, dass der Magen ganz gefüllt ist. Das hilft, dass der Magen seine Funktionen gut erfüllen kann. Der Magen ist auch ein Speicher, er behält die Nahrung eine Weile und gibt sie dann schrittweise ab, sodass nachher der Zwölffingerdarm und der Dünndarm eben schrittweise neuen Speisebrei bekommt. Typischerweise bleibt Wasser etwa 20 Minuten im Magen, Kohlenhydrate 1 bis 2 Stunden, Eiweiß 3 bis 4 Stunden und Fette bis zu 7 Stunden – wobei das individuell sehr unterschiedlich sein kann.                                                                                                       

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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