Fortsetzung des Beitrages: YVS335-2 Organsysteme des Menschen - Anatomische Grundlagen des Hatha Yoga (Teil 2):
Im Laufe der nächsten Texte möchte ich insbesondere auf den Bewegungsapparat eingehen und wie Yoga darauf wirkt. Ich will eingehen auf das Verdauungssystem, Atmungssystem, Herz-Kreislaufsystem. Das sind so die wichtigsten Systeme, auf die ich eingehen werde.
Was ist die Funktion dieses Organsystems? Woraus besteht das Organsystem? Wie wirkt Yoga auf das Organsystem? Was sind verbreitete Krankheiten? Und was heißt das für die Übung des Yoga?
Woraus bestehen Organsysteme? Logischerweise aus Organen. Ein Organ ist ein Verbund verschiedener Gewebe. Jedes Organ hat ein Stützgewebe aus Bindegewebe, das hält es zusammen. Man hat ein sogenanntes Funktionsgewebe, das eben die Funktion des Organs erfüllt. Wenn man z. B. die Leber anschaut, die hat natürlich Bindegewebe, das die Leber zusammen hält. Es gibt dann auch noch Bindegewebe, das dafür sorgt, dass die Leber an einer bestimmten Stelle im Körper bleibt und dann gibt es eben die verschiedenen Funktionsgewebe, die die Aufgaben der Leber erfüllen.
Oder wenn wir den Magen betrachten: Der Magen hat jetzt nicht nur Bindegewebe, sondern er ist ja dazu noch ein großer Muskel. Der Magen kann sich zusammen ziehen. Darüber hinaus hat er spezifisches Funktionsgewebe, welches letztlich dafür sorgt, das eben auch Enzyme in den Nahrungsbrei kommen. Es kommt auch Salzsäure hinein, usw.
Also das ist dann ein Organ. Verschiedene Organe zusammen ergeben das Organsystem. Ein Organ besteht aus Geweben. Und es gibt verschiedene Formen von Geweben. Zunächst gibt es die sogenannten Epithelzellen. Die kleiden alle inneren und äußeren Körperoberflächen aus. Dann gibt es als Zweites das sogenannte Bindegewebe was Stütz- und Haltefunktion hat. Es wird auch als Faszien bezeichnet. Es verleiht dem Körper Stabilität.
Der nächste Gewebetyp ist das Nervengewebe, welches also Informationen verarbeitet und weiter leitet.
Dann gibt es das sogenannte Muskelgewebe, was die Funktion der Kontraktion hat.
Und dann gibt es darüber hinaus auch das sogenannte Funktionsgewebe, welches spezifische Funktionen hat.
Woraus bestehen nun Gewebe? Gewebe bestehen aus sogenannten Zellen. Man könnte sagen die Zellen sind die kleinste Einheit des Organismus. Ein erwachsener Mensch besitzt eine Menge von Zellen, nämlich 75 Billionen Zellen. Das ist also eine ganze Menge.
Übrigens: der Mensch hat etwa 100 mal mehr Zellen mit nichtmenschlicher DNA als Zellen mit menschlicher DNA. Man könnte noch sagen der Mensch ist so etwas wie eine Symbiose zwischen menschlichen Zellen und nichtmenschlichen Zellen. Im Darm die Darmbakterien sind nichtmenschliche Zellen und auf der Haut sind die Hautbakterien. Und damit der menschliche Organismus funktionieren kann, braucht er alle diese Bakterien und alle möglichen anderen Zellen.
Im Grunde genommen ist der Mensch ein Organismus, in dem verschiedenste Zelle miteinander wirken, sowohl Zellen mit menschlicher DNA als auch nicht menschliche Zellen.
Und diese Zellen werden ständig erneuert. Es gibt manche Zellen, die werden nur wenige Tage alt und es gibt andere, die werden Jahrzehnte alt; z. B. die Nervenzellen können recht früh im menschlichen Leben entstehen und manche leben dann bis zum Tod.
Zellen sind die kleinste Baueinheit des Organismus. Man könnte einzelne Zellen auch woanders hin verpflanzen. Aber die Zellen bestehen wieder aus einzelnen Organen, den sogenannten Organellen. Und diese Organellen bestehen wieder aus Molekülen. Moleküle bestehen wiederum aus Atomen. Und Atome bestehen wiederum aus subatomaren Teilchen.
Gut, so ist also der menschliche Körper aufgebaut. Wichtig zu verstehen ist, dass der menschliche Organismus mehr oder weniger ein ständiges Zusammenwirken von verschiedenen Teilen ist.
Und der Mensch steuert sich die ganze Zeit selbst. Er geht ein auf Herausforderungen aus der Umwelt auf innere Reize, usw.
Wichtiger als die einzelnen Bestandteile des Menschen ist das Zusammenwirken und die Kräfte, die den Menschen zusammen halten.
Ständig nimmt der Mensch Stoffe auf und gibt Stoffe ab. Und letztlich sorgen bestimmte Organisationsprinzipien dafür das der Mensch weiter so aussieht wie bisher. Angenommen du hättest von mir ein Video gesehen von vor einem Jahr, was du heute siehst, sind alles andere Hautzellen wie vor einem Jahr. Es sind nicht die gleichen Moleküle.
Die Haare sind bei mir, weil sie ja kurz sind nicht ein Jahr alt, sondern nur ein paar Monate. Deshalb wenn du einen Menschen nach einem Jahr siehst außer die Kleidung, die älter ist als ein Jahr, siehst du kein Molekül, das vor einem Jahr auch schon da war.
Der menschliche Körper reorganisiert sich ständig. Was auch heißt, wenn man die Reorganisationsprinzipien des Menschen positiv gestalten könnte, wäre theoretisch jede Krankheit heilbar.
Dass es aber nicht so einfach ist die Organisationsprinzipien des Menschen zu beeinflussen weiß jeder, der eine chronische Erkrankung hat. Trotzdem der Mensch ist eben ein Organismus, der sich ständig in Homöostase hält, der sich einstellt auf die Herausforderungen der Umwelt und sich ständig von neuem repariert, regeneriert und entwickelt.
Ich hatte schon in einem früheren Text erwähnt: Yoga ist ein ausgezeichnetes Training der verschiedenen Selbststeuerungsprinzipien. Wenn wir verstehen wollen, wie Yoga wirkt können wir eben sagen Yoga wirkt auf alle Organsysteme des Menschen, auf alle Organe aber vor allen Dingen auf die Selbststeuerungsprinzipien. Und deshalb ist Yoga so gut.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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