Fortsetzung von: YVS334-3 Yoga als psychosomatische Funktionsaktualisierung: Warum und wie Yoga wirkt (Teil 3):


Ein weiteres Beispiel sind die Umkehrstellungen. Ich habe das schon öfters erwähnt aber ich will es hier auch noch einmal erwähnen: Früher wurde ja oft gesagt, das Umkehrstellungen sehr gut seien um mehr Blut zum Gehirn zu bringen und zur Kopfhaut. Empirische Studien haben gezeigt: Menschen, die regelmäßig den Kopfstand üben, haben nahezu keine zusätzliche Durchblutung vom Gehirn und von der Kopfhaut. Und jetzt, ehe du enttäuscht bist, zunächst einmal sei froh, das nicht wie in älteren Yogabüchern steht, nicht beim Kopfstand ein Schwall von Blut in das Gehirn kommt. Wenn dem so wäre, dann gäbe es ja tatsächlich ein Schlaganfall Risiko. Aber es gibt kein Schlaganfall Risiko in Umkehrstellungen.

Es ist jetzt das Jahr 2018 und ich habe noch nie gehört das jemand in einer Umkehrstellung einen Schlaganfall sich zu gezogen hatte. Und das, obgleich ich ja jetzt seit 1980 in Yogakreisen lebe. Also die Umkehrstellungen erhöhen nicht das Schlaganfallrisiko, weil sie nicht den Blutdruck im Gehirn steigern und nicht signifikant mehr Blut in den Kopf hinein geht. Letztlich nicht mehr als, wenn jemand die Treppe hochsteigt bei Anfängern.

Aber wenn du mal in einer Yogastunde bist und selbst nicht den Kopfstand üben kannst, schau mal, ob der Kopf rot wird bei Menschen, die den Kopfstand machen. Bei Anfängern vielleicht, bei Fortgeschrittenen nicht. Aber du kannst auch die Füße anschauen. Und du wirst feststellen die entspannten Füße werden nicht weißer bei Menschen, die im Kopfstand sind.

Der Kopfstand trainiert die selektive Blutdruckregulierung im Körper. Der Körper lernt, bestimmte Arterien etwas zu verschließen, so das nicht zu viel Blut zum Kopf kommt trotz der Umkehrstellung, andere vermehrt zu öffnen, sodass in der Umkehrstellung die Füße gut durchblutet werden.

Und so helfen die verschiedenen Yogaübungen, die in weitestgehender Entspannung gemacht werden, das der Körper die selektive Blutdruckregulierung trainiert.

 

Und auch hier sieht man, dass das gerade bei Yogaübenden besonders der Fall ist. So können wir sagen, Yoga übt Blutdruckregulierung, Kreislaufregulierung, Selbstpulsregulierung und vieles mehr.

Und so dient Yoga tatsächlich der Homöostasefähigkeit, Adaptationsprozesse, psychosomatische Integration durch sogenannte psychosomatische Funktionsaktualisierung. Wenn du also Yoga übst, machst du nicht nur Entspannungstechniken, du machst nicht nur Übungen für Ausdauer und Kraft und Flexibilität und Koordination im Allgemeinen, sondern du lernst auch Selbststeuerungsprozesse zu optimieren. So sind die Wirkungen des Yogas insbesondere unspezifisch.

 

Man kann nicht sagen, dass eine Art Yoga besser ist als ein anderes Yoga. Man muss zwar im Allgemeinen sagen, es ist wichtig, manche Übungen zu modifizieren, die Menschen vielleicht nicht machen können, vielleicht sogar bei bestimmten Erkrankungen oder Körperbesonderheiten ein paar Übungen, die eventuell schädlich sein können. Man muss darauf also achten.

Aber ansonsten ist es immer wichtig wir üben den ganzheitlichen Yoga mit Atemübungen, mit dynamischen Übungen, statisch gehaltenen Asanas, die alles beinhalten von Vorwärtsbeugen, Rückwärtsbeugen, Umkehrstellungen, Drehsitz, usw. Und wir üben dann auch noch die Tiefenentspannung. Und diese Kombination aus Atemübungen, Körperübungen und Tiefenentspannung mit Bewusstheit, all das hilft, dass der menschliche Körper sich besser steuern kann. Und dann wird er gesünder.

 

In diesem Sinne, wenn du deine Yogaübungen machst, dann sei dir bewusst, wie subtile Prozesse du trainierst und sei die bewusst, das erhält deinen Körper gesund, das hilft dir weniger anfällig gegenüber äußeren Störungen zu sein, steigert die Selbstheilkräfte. Wenn eine Erkrankung kommt, wird der Körper diese schneller los.

Das war also der Text zum dritten Erklärungsmodell warum Yoga wirkt.

Noch einmal die drei schulmedizinischen Erklärungsmodelle:

 

Erstens: Yoga als Entspannungstechnik, die hilft solche Fertigkeiten zu üben, welche die psychische Resilienz stärken.

Zweitens: Yoga als optimaler Gesundheitssport.

Und drittens: Yoga als psychosomatische Funktionsaktualisierung.

 

Mit diesem Text schließt also die Reihe, warum Yoga wirkt, vorläufig.

Der nächste Text handelt von Anatomie und Physiologie und Yoga Gesichtspunkte, bzw. Yoga vom Standpunkt der verschiedenen Körpersysteme des Menschen.

Es geht letztlich weiter um Schulmedizin und Yoga. Natürlich, keine Angst, ich bin mir schon bewusst, das Yoga noch mehr ist als Medizin, Sport und Gesundheitswissenschaft.

Yoga ist natürlich auch Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung und selbst die gesundheitlichen Aspekte des Yoga könntest du auch mehr verstehen über Raja Yoga, Kundalini Yoga und Ayurveda.

Aber es ist eben auch schön, das Yoga als vermutlich bestens untersuchte Naturheilkunde auch schulmedizinischen Erklärungen gut zugänglich ist.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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