Menschen, die Yoga üben, haben eine Neigung auch im Alltag ihre Haltung bewusst zu ändern. Und indem man im Yoga bewusst die Körperhaltung bewusst gestaltet fördert das auch wieder Adaptationsprozesse, psychosomatische Integration und Homöostase. Sind also Funktionsaktualisierungen, die Aktualisierungen von subtilen Körperprozessen, die dadurch trainiert werden.
Auch die Atmung gehört dazu. Die wenigsten Menschen atmen besonders bewusst. Im Yoga lernen wir z. B. in den Atemübungen den Atem bewusst zu steuern. Und auch bei den Asanas ist es wichtig, das man den Atem bewusst steuert. Und Menschen, die Yoga üben, haben dann auch eine Neigung die Kraft des Atems am Tag zu nutzen.
Das wiederum ist etwas, das die Selbststeuerung fördert. Dann sagt er auch, es werden Funktionen geübt, die wegführen von der unkonzentrierten, an äußere Zwänge gebundene Persönlichkeit. Die meisten Menschen sind in vielerlei Hinsicht irgendwo solche, die auf äußere Reize sofort reagieren. Jemand schimpft einen und sofort reagiert man mit Flucht-Kampf Mechanismus oder Flucht-Kampf-Totstell Reflex. Also man flieht oder schimpft, oder man stellt sich tot oder kommt vielleicht in die Depression oder was auch immer.
Im Yoga lernen wir, das wir auch auf unsere Psyche Einfluss nehmen können, z. B. durch bewussten Atem, über Haltung, oder bewusste Affirmationen, Visualisierung, Entspannung, usw. Wir sind eben nicht abhängig von der Psyche.
Man weiß z. B. auch das der sogenannte Startle-Reflex geringer wird bei Menschen, die Hatha Yoga und Meditation üben. Das ist der sogenannte Erschreckreflex. Wenn irgendwo ein lauter Krach kommt, viele Menschen zucken dann zusammen. Wer regelmäßig Yoga übt, zuckt weniger zusammen.
Die Psyche ist trainiert, bei Gefährdung sofort zu reagieren und wenn es nicht gefährlich ist, eben nicht gleich zusammen zu zucken.
Der Yoga Übende löst sich also von äußeren Problemen. Es gibt eine Menge von relevanten Elementen in der Yogapraxis. Dazu gehört z. B. auch die Massage von Organen. Wenn wir in die Vorwärtsbeuge gehen, werden die Bauchorgane massiert. Dadurch müssen die Organe auf eine andere Weise funktionieren. Dieses Drücken bei der Vorwärtsbeuge, das Ziehen bei Rückbeugen und das andere Ziehen durch Drehübungen ist auch eine gewisse Stimulierung der Organe, die auch wieder deren Homöostasefähigkeit fördert.
Das Drücken und Ziehen ist ungemein hilfreich für die Gesundheit der Organe. Das Bewusstmachen habe ich schon erwähnt. Außergewöhnliche Bewegungen, die man normalerweise nicht kann, Konzentration auf die Gegenwart.
Ich will noch auf zwei Dinge eingehen, die zeigen, wie subtil Yoga subtile Prozesse fördert. Ich will ein Beispiel gebrauchen. Eine recht alte Studie, bei der ich selbst mitgewirkt hatte, 1988 von Professor Dostalek in Val Morin in Kanada veröffentlicht, hat gezeigt, wie der Blutdruck während der Wechselatmung sich entwickelt.
Im Jahr 1988 waren dort zwei Assistenten von Professor Dostalek ein halbes Jahr in Kanada. Und jeden Tag wurde dort vom morgens acht Uhr bis abends neunzehn Uhr dreißig eine Person nach der anderen an EKG, EEG und EMG angeschlossen und hat dann eine halbe Stunde Wechselatmung gemacht. Da es eine viertel Stunde dauert, bis der Mensch verkabelt ist und eine viertel Stunde bis es wieder vorbei ist, sind also jeden Tag etwa neun Versuchskaninchen und das etwa 100 Tage lang, es war also eine relativ hohe Probanden Anzahl.
Und dort konnte man feststellen, der Blutdruck ändert sich zwar subtil aber doch signifikant während der Wechselatmung. Während der Einatmung erhöht sich der Blutdruck, und während dem Ausatmen auch. Während dem Einatmen geht der Blutdruck wieder hinunter. Bei dem Anhalten steigt er wieder, während dem Ausatmen auch. Und er sinkt. Und das Interessante ist: Diese Anpassung des Blutdrucks geht in Bruchteilen einer Sekunde, sie beginnt und innerhalb von vier Sekunden sinkt der Blutdruck recht massiv. Das ist sehr außergewöhnlich, das der Blutdruck so zügig reagiert. Und je länger jemand Atemübungen gemacht hatte, umso signifikanter war das.
Also bei Menschen, die neu waren, da hat sich nicht allzu viel gezeigt. Da ist bei der Wechselatmung der Blutdruck insgesamt etwas gestiegen. Übrigens nur während der Wechselatmung, nicht danach. Und diese Fähigkeit, zügig selektiv den Blutdruck anzupassen, ist etwas sehr Wichtiges für die Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems. So macht es kein Wunder, das man weiß, Menschen, die Atemübungen machen, leiden weniger unter Herzinfarkt, reduzieren chronische Herzinsuffizienz und auch COPD kann gemindert werden durch die Atemübung.
Also regelmäßige Wechselatmung trainiert die Anpassungsfähigkeit des Blutdrucks und ist daher ausgezeichnet für ein gesundes Herz.
(Fortsetzung folgt)
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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