Gehen wir zuerst ein auf Gleichgewichtsübungen. Angenommen du stehst auf zwei Händen wie in der Krähe oder du stehst auf einem Bein wie z. B. der Einbeinstand, im Yoga Baum genannt oder du übst den Handstand oder den Kopfstand. Das ist eine große Koordinationsaufgabe für das Nervensystem.
So können wir sagen alle Gleichgewichtsübungen sind in hohem Maße ein Koordinationstraining. Wenn du also jeden Tag Kopfstand und Pfau übst, Krähe übst oder auch Handstand, Skorpion oder auch Baum oder Tänzer dann hast du ein sehr umfangreiches Koordinationstraining.
Zweitens: Übungen, die komplexer sind, sind ein gutes Koordinationstraining auch Übungen, die du sonst nicht machen würdest. Z. B. wenn du den Adler übst, wo du die Beine umeinander schlingst oder wenn du den ganzen Sonnengruß lernst, den du vorher nicht gemacht hast, das ist eine umfangreiche komplexe Bewegung und diese ist gut dafür.
Oder insgesamt das ganze Yoga besteht ja aus einer Reihe von Bewegungen und Haltungen, die nicht ganz gewöhnlich sind. Man könnte auch sagen für ein gutes Koordinationstraining ist es sogar gut, viele verschieden Asanas zu üben und nicht nur bei ein paar wenigen Haltungen zu bleiben.
Andererseits kannst du sagen, wenn du Asanas übst, die Gleichgewicht trainieren, hast du schon mal ausreichend Koordination geübt.
Das dritte ist Bewusstsein zu fördern. Normalerweise die meisten Menschen könnten es nicht, denen ich jetzt sagen würde: Spüre die Haut in der rechten Lendenregion und spüre dann zwei Zentimeter nach unten. Wenn du aber regelmäßig Yoga übst, wenn ich dir das sage, dann kannst du sofort diese Region spüren.
Man könnte sagen die Repräsentanz des Körpers im Gehirn wird durch das Yoga stark erhöht durch die Spürfähigkeit. Der Mensch, der Yoga übt, lernt es, jeden Teil des Körpers zu spüren. Du lernst jede Hautregion zu spüren. Jeden Muskel zu spüren, jedes Gelenk zu spüren. Manche Menschen können sogar trainieren, um jedes innere Organ zu spüren.
Und all dieses Spüren heißt das dort eine bessere Innervation stattfindet. Und die Körperregionen, die besser repräsentiert sind im Gehirn, wo also besser gespürt werden kann, werden zum einen nicht so schnell krank werden und zum zweiten, wenn sie krank werden können, sie schneller geheilt werden.
Daher, das wir im Yoga so häufig das Bewusstsein durch den Körper hindurch schicken, in bestimmte Regionen hinein bringen, die gedehnten Muskeln zu spüren, die angespannten Muskeln zu spüren, Prana zu spüren, Chakras zu spüren, usw. ist ein großes Koordinationstraining. Spürbewusstsein entwickeln, ist auch Nerventraining und damit auch Koordinationstraining.
Die vierte Art des Trainings, die wir durch Yoga machen ist isoliertes Anspannen von Muskeln und entspannen von allem anderen. Wenn man z. B. Menschen sagen würde, sie sollen Beinhebungen machen, dann spannen sie unwillkürlich nicht nur die Bauchmuskeln und die Psoasmuskeln an, sondern auch die Waden und das Gesicht und die Schultern und alles andere mehr.
Im Yoga würde man lernen nur die Bauchmuskeln und die Psoasmuskeln zu verwenden und ein paar Rückenmuskeln, die notwendig sind, dass die Lendenwirbelsäule am Boden bleibt. Oder in der Heuschrecke, die meisten Menschen, die Anfänger sind und Heuschrecke machen, spannen die Füße an und die Waden und das Gesicht und alles Mögliche andere.
Fortgeschrittene lernen es, die Heuschrecke zu machen und nur das Gesäß und die unteren Rückenmuskeln zu nutzen und vielleicht noch ein paar Armmuskeln aber die Füße und die Waden entspannt zu halten, das Gesicht entspannt zu halten und Bauchmuskeln entspannt zu halten.
Man lernt im Yoga sehr detailliert einzelne Muskeln anzuspannen und andere zu entspannen. Auch das ist eine wichtige Koordination.
Natürlich gibt es im Yoga dann noch weitere spielerische Koordinationsübungen wie z. B. die Hände halten in bestimmten Mudras oder auch andere Übungen, die Hände mal anders zu falten als sonst üblich oder einen Arm nach vorne zu kreisen und den anderen nach hinten zu drehen oder den einen Arm doppelt so schnell als den anderen. Das sind einige zusätzliche Koordinationsübungen, die wir manchmal einbauen können.
Also jedenfalls isoliertes Nutzen von einzelnen Muskelgruppen ist der vierte Bestandteil des typischen Koordinationstrainings durch Yoga.
Wir können also hier sagen Koordinationstraining wird im Yoga in ausgezeichneter Weise gemacht durch erstens Gleichgewichtsübungen, da haben wir im Yoga eine ganze Menge. Zweitens komplexe und außergewöhnliche Bewegungen, drittens Förderung von Bewusstheit auch für einzelne Körperregionen und viertens isoliertes Anspannen einzelner Muskeln und entspannen aller anderen Muskeln.
Das geht so weit, das Menschen, die gut Hatha Yoga üben, jeden einzelnen Muskel bewusst anspannen und entspannen können was z. B. auch hilfreich ist gegen Schmerzen, die oft durch Verkrampfungen ausgelöst werden.
(Fortsetzung folgt)
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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