Warum ist Yoga ein optimales Koordinationstraining? Was ist überhaupt Koordination als motorische Fähigkeit? Was ist ein optimaler Trainingsreiz für Koordination? Warum ist es gut Koordination zu entwickeln? Wie lange dauert die Regenerationszeit beim Koordinationstraining? Was sind die Anpassungsleistungen, die der Körper leistet beim Koordinationstraining? Was heißt das für die Übung des Yoga?
Dies ist ein Text aus der Reihe Yoga als optimaler Gesundheitssport. Die letzten Male hatte ich geschrieben über Yoga als optimaler Ausdauersport, Yoga als optimaler Kraftsport, Yoga als optimaler Flexibilitätssport. Heute geht es um Yoga als optimales Koordinationstraining.
Zunächst einmal: Was ist Koordination als sportmotorische Fähigkeit? Koordination ist nicht ganz so einfach zu definieren wie Muskelkraft, Flexibilität und Ausdauer. Aber man kann sagen Koordination ist die Fähigkeit Bewegungen auszuführen, seinen Körper bedienen zu können, komplexe Bewegungen auszuführen und auch Gleichgewicht zu halten.
Koordination ist eine Funktion der Nervenzellen. Letztlich heißt Koordination das die einzelnen Körperteile bewegt werden können über das Gehirn und über die Nervenzellen. Letztlich Koordination wird besonders dann klar, wenn sie nicht da ist, z. B. wenn man nachts irgendwo so gelegen hat das man den Nerv zum Oberarm irgendwo mit dem Kopf gedrückt hatte, dann merkt man plötzlich, man kann die Finger nicht bewegen. Oder nach einem Unfall. Oder wenn du längere Zeit gesessen hast in der kreuzbeinigen Stellung gibt es manche Menschen, die dann eingeschlafene Füße haben. Dann können sie ihre Zehen nicht bewegen. Also das ist ein Zeichen, das die Koordinationsfähigkeit ganz eingeschränkt ist. Natürlich gibt es Nervenerkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose, LS oder Tremor und andere, die dazu führen das man die Koordination verliert.
Wozu ist die Koordinationsfähigkeit gut? Warum ist es gut die Koordinationsfähigkeit zu trainieren? Das wird schon dadurch klar, das man weiß Koordination ist eine Funktion der Nerven.
Koordinationstraining heißt Nerventraining. Und Koordinationstraining hat deshalb verschiedenste Auswirkungen.
Erstens: Koordinationstraining reduziert die Verletzungsanfälligkeit. Jemand, der eine gute Koordination hat, hat auch gute Reflexe. Er wird nicht so schnell stürzen. Er wird nicht so schnell letztlich Verletzungen bekommen, wenn er oder sie stürzt und wird selbst bei anderen Unfällen nicht so viele Verletzungen haben.
Koordinationstraining heißt Nerventraining und heißt auch Muskeltraining und heißt damit weniger Verletzungsanfälligkeit.
Zweitens: Koordinationstraining heißt Vorbeugung gegen alle möglichen Nervenerkrankungen. Menschen, die Koordinationstraining machen, haben eine geringere Wahrscheinlichkeit Nervenerkrankungen zu bekommen.
Und sogar Menschen, die die ersten Anzeichen haben von Parkinson und MS, profitieren von einem Koordinationstraining, weil es den Fortgang der Erkrankung mindestens verlangsamt oder mindestens vorübergehend stoppt und es ermöglicht Körperteile auf Weisen zu bewegen, die vorher nicht möglich waren.
Nächste Wirkung ist das Gehirntraining eines Koordinationstrainings. Koordinationstraining heißt nicht nur, das die Nerven im Körper trainiert werden. Sondern damit wir den Körper bewegen können tut sich auch etwas im Hirn. Wenn ich z. B. meine Finger bewege, könnte man, wenn man jetzt ausreichend gute bildgebende Verfahren hätte, auch sehen das dabei etwas in den Hirnzellen passiert. Wenn ich also jetzt Körperbewegungen mache, dann macht das etwas mit meinen Muskelzellen. Man wird auch sagen die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn verbessert sich durch Koordinationstraining.
Und so gilt auch Menschen, die Koordinationstraining machen, haben zum einen besseres Gedächtnis, bessere Konzentrationsfähigkeit und zum andern haben sie auch eine größere psychische Ruhe. Indem das Gehirn besser vernetzt ist, indem dort mehr Synapsen von einer Nervenzelle zur anderen gebildet werden hilft das auch der sogenannten Resilienz. Der Mensch kann mit schwierigen Herausforderungen besser umgehen. Er kann auch mit emotionalen Situationen besser umgehen. Aber vor allen Dingen seine geistigen Fähigkeiten werden auch gesteigert.
Man weiß z. B. Menschen, die mit Hatha Yoga begonnen haben, haben sogar in ein paar Wochen ein um ein paar Punkte erhöhten IQ, also Intelligenzquotient. Man weiß, das Menschen, die Hatha Yoga üben bessere Konzentrationsfähigkeit und ein besseres Gedächtnis entwickeln. Das ist ja die große Behauptung in der Hatha Yoga Pradipika und es gibt einige Studien, die nahe legen, dass das auch stimmt. Es sind vielleicht keine großen Studien. Aber einige kleinere Studien zeigen Hatha Yoga hilft tatsächlich auch kurz- und mittelfristig die geistige Leistung zu verbessern denn Hatha Yoga Koordinationstraining ist Hirntraining. Hirntraining ist gut für die geistigen Fähigkeiten. Und es gilt: Ein besser vernetztes Gehirn ist auch eines, das nicht so schnell unter Demenz leiden wird.
Und so weiß man auch Menschen, die Hatha Yoga regelmäßig üben, leiden in ihren 70ern, 80ern und 90er Jahren seltener unter Demenz als ihre gleichaltrigen Altersgenossen, die kein Hatha Yoga üben.
Wenn du also bis in das hohe Alter geistig fit sein willst, das Koordinationstraining ist eines der vielen Elemente, was dort hilfreich sein kann. Also gute Gründe für Koordinationstraining. Jetzt bleibt die Frage was ist ein optimaler Trainingsreiz für Koordinationstraining? Und wie lange ist die Regenerationszeit und was heißt das für die Übung des Yoga?
Was ist ein optimaler Trainingsreiz für Koordinationstraining? Hier gilt: So wie es schwierig ist Koordinationstraining zu definieren, so schwierig ist auch den optimalen Trainingsreiz für Koordinationstraining zu beschreiben. Wir können eher Gruppen von Trainingsreizen beschreiben.
Dazu gibt es erstens Gleichgewichtsübungen, zweitens komplexe Körperübungen, drittens Spürbewusstsein entwickeln und viertens isolierte Körperbewegungen.
(Fortsetzung folgt)
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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