Warum ist Yoga so gut für die Flexibilität? Wie müsstest du deine Yogapraxis gestalten, um flexibler zu werden? Und letztlich warum ist es überhaupt gut flexibel zu sein? Welche Anpassungsleistungen vollzieht der Körper, wenn du flexibler wirst und braucht ein Mensch überhaupt flexibler zu sein?

Flexibilität ist eine der vier Fertigkeiten, die durch Sport trainiert werden sollen. Bei den letzten Texten hatte ich geschrieben über Ausdauer, Ausdauertraining, Muskelkraft, Muskelkrafttraining. Heute soll es um Flexibilität und Flexibilitätstraining gehen. Und danach im nächsten Text soll es gehen um Koordination und Koordinationstraining.

 

Zunächst einmal: Was ist Flexibilität? Von was ist Flexibilität eine Funktion? Und wozu Flexibilität? Danach möchte ich schreiben über optimalen Trainingsreiz für Flexibilität vom Standpunkt der Sportmedizin, der sportlichen Trainingslehre und die Regenerationszeit und dabei auch die Anpassungsleistungen, die der Körper erbringt, um Flexibilität zu erhöhen. Und danach geht es um Konsequenzen für die Yogapraxis.

Zunächst was ist überhaupt körperliche Flexibilität? Körperliche Flexibilität ist die Fähigkeit eines Muskels gedehnt zu werden. Also  z. B. wenn der Trizeps eine ausreichende Flexibilität hat, dann kann der Ellbogen sich beugen.

Angenommen du hattest einen Gips gehabt, weil da irgendetwas gebrochen war, dann wirst du danach nicht so viel den Arm beugen können. Dann wird sowohl der Muskel steif geworden sein als auch das Gelenk.

Wenn ich jetzt hier von Flexibilität spreche, ist primär die Flexibilität des Muskels gemeint. Aber auch Gelenke sind flexibel und steif. Und Yoga ist allgemein ein Flexibilitätstraining für Muskeln und Gelenke.

 

Von was ist Flexibilität die Funktion?

Flexibilität ist die Funktion des Bindegewebes. Muskelkraft ist eine Funktion letztlich der Muskelzellen im Sinne von der Muskelfasern.

Ein Muskel hat grundsätzlich zwei Arten von Zellen, die sogenannten Muskelfasern. Diese Muskelfasern können sich zusammen ziehen. Die Fähigkeit der Muskelfasern sich zusammenzuziehen wird dann als Muskelkraft bezeichnet. Und der Muskel hat auch Bindegewebe. Und das Bindegewebe gibt es zum einen als Bindegewebshülle um dem ganzen Muskel. Aber es gibt auch Bindegewebe um jedes Muskelfaserbündel. Und Bindegewebe durchzieht sogar die Muskelfaserbündel.

Das ganze Bindegewebe geht zum Ende zusammen. Und bei vielen der Muskeln enden die in einer Sehne. Und diese Sehne geht dann an einen Knochen. Die Muskelfasern sind letztlich innerhalb dieses Bindegewebes. Und dieses Bindegewebe selbst bestimmt die Flexibilität des Muskels.

Im Grunde genommen, wenn man die Muskelfasern allein nehmen würde ohne Bindegewebe könnte man sie sehr lang auseinander ziehen und irgendwann würden sie auseinander gehen und reißen.

Muskelfasern selbst sind nicht verantwortlich für die Flexibilität oder die Steifheit. Was verantwortlich ist für die Flexibilität oder die Steifheit eines Muskels ist das Bindegewebe des Muskels.

 

Genauso auch gibt es bestimmte Bänder. Und die Bänder verbinden Knochen mit Knochen. Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen. Und so gibt es Bänder, die um die verschiedenen Gelenke sind und die dafür sorgen, dass das Gelenk fest ist und diese Bänder müssen zum einen stark sein. Zum andern müssen sie auch flexibel sein. Also sie müssen eine gewisse Grundfestigkeit haben zur Verletzungsvorbeugung, um zu verhindern, dass es zu einer Luxation kommt, z. B. Auskugeln der Schultern. Sie müssen aber auch flexibel sein damit Bewegung möglich ist.

Wenn jetzt ein Gelenk steif ist, kann es sein, dass dort die Bänder steif sind. Es kann auch sein das der Muskel drumherum steif ist. Also z. B. im Handgelenk, wenn du dein Handgelenk nicht bewegen kannst, sind es oft eher die Bänder. Wenn du dagegen nicht richtig in die Vorwärtsbeuge gehen kannst, dann ist es mehr das Bindegewebe der Muskeln an der Rückseite der Beine und des Gesäßes.

Und somit ist die Flexibilität eine Funktion des Bindegewebes.

 

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

 

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