Umgang mit hohem Anspruchsniveau – Hatha Yoga für bessere Resilienz

Geistige Einstellung und Stressmanagement

Dieser Beitrag ist aus der Reihe „Warum hilft Hatha Yoga?“ Die Empirische Forschung zeigt, dass Menschen, die Hatha Yoga üben, weniger leiden, weniger Stress und eine bessere psychische Gesundheit haben.

Die Frage ist: Warum ist das so?

 

Einer der Gründe ist, dass Hatha Yoga psychische Einstellungen, die im Alltag helfen (Entspannung, Engagement und Freude) trainiert.

Es gibt einige Faktoren, die sich in der empirischen Stressforschung, als nicht hilfreich gezeigt haben. Die psychische Resilienz reduzieren. Dazu gehört das zu hohe Anspruchsniveau. Man weiß, dass Menschen mit einer Neigung zu Burnout ein sehr hohes Anspruchsniveau haben.

Manche Menschen haben eine Neigung ihr Anspruchsniveau zu erhöhen und fühlen sich somit fast immer als Versager. Manche Menschen denken: Nur dann, wenn ich jedes Jahr eine große Gehaltserhöhung habe, ist es gut. Oder: Nur wenn ich jedes Jahr 10 % mehr Umsatz erwirtschafte, ist es gut.

Menschen haben eine Neigung zu einem zu hohen Anspruchsniveau, rennen etwas hinterher ohne es zu erreichen und fühlen sich ständig als Versager. Selbst wenn andere Menschen denken, dass dieser Mensch sehr erfolgreich ist, hat der Mensch subjektiv trotzdem das Gefühl ein Versager zu sein. Wenn dann tatsächlich eine Schwierigkeit dazu kommt, dann erscheint das als absolute Katastrophe.

So ist es wichtig, erstmal zu erkennen, dass man ein hohes Anspruchsniveau hat und sich nicht davon beherrschen zu lassen. Hier hilft die Übung aus dem Hatha Yoga. Manche Menschen haben am Anfang die schönen Fotos von den Stellungen im Kopf. Sie sehen diese Bücher. In unseren Büchern in unserem Verlag sind auch Menschen abgebildet, die, die Übungen sehr gut machen. So könntest du dir dadurch ein zu hohes Anspruchsniveau zu legen und denken, dass diese Übungen bei dir genauso aussehen müssen.

Wenn du so denkst, dann setzt du dich unter Stress. Es ist ein Charakteristikum bei Yoga besonders bei uns bei Yoga Vidya, dass du das eben nicht machst. In der ersten Yogastunde lernst du, dass es nicht darauf ankommt eine Yogastellung nachzuahmen. Und dass es nicht heißt, sehr gut sein zu müssen, um vollkommen zu sein. Es heißt: Du machst die Übung so gut, wie du es kannst!

Wenn du bei der Anfangsentspannung merkst, dass der untere Rücken sich unangenehm anfühlt, dann wirst du die Knie beugen. Und wenn der Nacken sich unangenehm anfühlt, dann kannst du dir auch eine Nackenrolle aus einer Decke machen.

Es kommt nicht darauf an, dass du eine Äußere Vollkommenheit hast, sondern du hörst auf dich selbst und machst es genauso gut, wie du es jetzt machen kannst. Du akzeptierst auch in der Anfangsentspannung, dass du nicht ganz so entspannt bist, wie du es vielleicht gerne hättest. Manchmal kann es passierten, dass trotz deiner bewussten Atmung deine Augenlider etwas pulsieren, oder dass du merkst, dass dein Zeigefinger sich bewegt. Es kommt auch vor, dass die Gedanken unruhig sind.

 

Im Hatha Yoga lernst du, dass es keine Rolle spielt. Gedanken können kommen und das ist irrelevant. Du atmest mit dem Bauch tief ein und aus. Du magst etwas Verspannung in der Schulter spüren, dann kannst du sie zu den Ohren ziehen und loslassen, vielleicht merkst du wie die Verspannungen langsam verschwinden. Oder du nimmst die Verspannung einfach zur Kenntnis. Somit fühlst du dich in der Anfangsentspannung, trotz vielleicht vorhandener Anspannung wohl.

Wenn du den Sonnengruß macht, kommt es auch nicht darauf an, dass du ihn vollkommen machst, sondern so wie du es kannst. Auch bei Kapalabhati hältst du die Luft nur so lange an, wie es entspannt machbar ist. Und auch in der Wechselatmung kommt es nicht darauf an, dass du möglichst fortgeschritten praktizierst, sondern dir überlegst, welcher Rhythmus sich heute stimmig anfühlt. Versuche nicht ein Ziel zu haben, der dir Druck und Stress macht.

Es kommt nicht darauf an, dass du den Kopfstand länger hältst, als gestern, oder dass du den Kopfstand können musst, sondern du hörst auf deinen Körper und deine Bedürfnisse. Indem du bewusst neugierig bist, dich fragst, was dein Körper heute kann und braucht, wirst du dich automatisch von einem zu hohen Anspruch lösen.

Es gibt Menschen, die sagen, dass sie kein Yoga üben, weil sie zu steif dafür sind. Aber dadurch, dass sie nicht praktizieren, werden sie nicht flexibler. Aber sie denken, dass sie flexibel sein müssen, um Yoga zu praktizieren.

 

Nein! Das muss man nicht! Du kannst sehr seif sein und trotzdem Yoga machen. Du musst auch nicht flexibler werden. Und das Anspruchsniveau haben, dass wenn du schon Yoga übst, du auch die Endstellung erreichen musst. Nein das musst du nicht! Es gibt genug Übungen, die dir guttun.

In der Entspannung musst du auch nicht 100 % entspannt sein, dies ist keine Notwendigkeit. Du übst einfach die Technik: Anspannen und Loslassen, tiefe Bauchatmung, Affirmation, Visualisierung und zum Schluss Stille. Wenn du zwischen durch Gedanken vom Alltag kommen, dann macht es nichts.

Selbst wenn du nicht vollkommen abgeschaltet hast, wirst du trotzdem am Ende feststellen, dass du mehr Energie hast und dich besser fühlst. Selbst wenn du nach einer Yogastunde nicht voller Freude bist, dann ist es auch in Ordnung, denn es gibt keine Notwendigkeit. Habe kein zu hohes Anspruchsniveau.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

 

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