Yoga als Bestandteil der multimodalen Therapie

Es gibt einige Studien, die zeigen, dass Yoga sehr hilfreich ist als ein Bestandteil der multimodalen Therapie. Multimodal heißt verschiedene Weisen und Arten. Man weiß zum Beispiel, dass bei Herz- Kreislauf-Erkrankungen natürlich eine Kombination gut ist – also sportliches Training, Ernährungsumstellung, Tiefenentspannungstechniken und Psychotherapie. Im Grunde könnte man sagen, der ganzheitliche Yoga würde hier alles empfehlen. Eine gesunde Ernährung heißt im Yoga vegetarisch, vollwertig, hoher Anteil von Gemüse und Salaten, hoher Rohkostanteil, Hülsenfrüchte, Vollkorn. Das entspricht den Grundsätzen der modernen Herzernährung. Dann sind im Yoga die modernen Entspannungstechniken dabei. Im Yoga sind über den Sonnengruß und die Asanas auch Herz-Kreislauf-Übungen dabei, und zum Yoga gehört ebenfalls eine bestimmte Art, mit sich selbst und anderen umzugehen. Man könnte sagen: „Yoga an sich ist multimodal, weil es Entspannung, Körperübungen, Psyche und Ernährung mit einschließt.“ Aber Yoga kann eben auch ein Bestandteil einer multimodalen Therapie sein, weshalb in sehr vielen Reha-Kliniken Yoga mit zum Angebot dazu gehört. Yoga kann also allein wirken. Es gab im Jahre 2017 die Veröffentlichung einer Metastudie, die im deutschen Ärzteblatt erschienen ist, und dort wurde untersucht, wie Yoga auf psychische Erkrankungen wirkt. Das Resümee dieser Studie war, dass die regelmäßige Übung von Hatha Yoga eine genauso große Wirkung auf die Reduzierung von psychischen Erkrankungen hat wie eine Psychotherapie. Das heißt, wenn jemand einmal in der Woche einen Yoga-Kurs besucht, wirkt das genauso gut wie die Behandlung durch einen Psychologen oder Psychotherapeuten. Diese Aussage hat eine ziemliche Sprengkraft. Auch wenn dies im Ärzteblatt veröffentlicht wurde, hast es nicht dazu geführt, dass Ärzte oder Psychiater Hatha Yoga als Krankenkassenleistung bei psychischen Erkrankungen verordnen. Also Yoga wirkt allein bei psychischen Erkrankungen, Psychotherapie wirkt bei psychischen Erkrankungen, und natürlich kann man beides kombinieren, dann ist es die multimodale Therapie. Man weiß, dass es bei verschiedenen psychischen Erkrankungen am hilfreichsten ist, Psychotherapie, Entspannungstechniken und Körperübungen zu kombinieren und letztlich sogar eine spirituelle Ausrichtung zu haben, Sinn im Leben zu sehen, sich in einem größeren Ganzen aufgehoben zu sehen.

Yoga reduziert Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Behandlung

Dann gibt es noch etwas, das interessant ist: Yoga kann auch geübt werden, um Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Therapie zu reduzieren. Nehmen wir als eines der Beispiele Krebs. Es gibt keine mir bekannte Studie, die zeigen würde, dass Yoga Heilwirkungen hätte bei Krebs. Man weiß, dass zur Prävention von Krebserkrankungen der Lebensstil eine wichtige Rolle spielt, und wer Entspannung übt, sich gesund ernährt, Körperübungen macht, usw. hat ein geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken. Man nimmt heute an (es ist jetzt das Jahr 2018, vielleicht ist das in 1-2 Jahren wieder überholt), dass zwischen ein Drittel bis zur Hälfte der Krebserkrankungen irgendwie genetisch vorprogrammiert sind, in dem Sinne, dass es genetische Veränderungen gibt, an denen man nichts ändern kann, und dass die Hälfte bis zwei Drittel aller Erkrankungen mit dem Lebensstil zu tun haben. Und manche wiederum sagen, dass die genetischen Prädispositionen erst durch einen bestimmten Lebensstil zum Ausbruch kommen. Also kann man annehmen, dass Yoga präventiv wirkt gegen Krebserkrankungen, auch wenn ich zugeben muss, eine konkrete Studie dazu, ist mir nicht bekannt. Aber man weiß, dass Sport- und Entspannungstechniken, eine positive Lebenseinstellung, Sinn im Leben, präventiv wirken gegen Krebserkrankungen.

Bei der Therapie und Heilung zum Beispiel bei Krebserkrankungen hat sich allerdings nicht gezeigt, dass Lebensstilveränderungen selbst ausreichen. Eine Psychotherapie alleine wirkt nicht auf Krebs, auch eine Ernährungsumstellung wirkt, zumindest nach den mir bekannten empirischen großen Studien, nicht heilend auf Krebs. Auch Yoga selbst, würde ich annehmen, wirkt nicht heilend auf Krebs. Aber es gibt einige schöne Studien, die zeigen, dass zum Beispiel Frauen, die während der schulmedizinischen Behandlung des Brustkrebses – also typischer Weise nach der Operation bzw. Chemotherapie – Yoga üben, in der Zeit erheblich weniger unter den Nebenwirkungen leiden als Frauen, die kein Yoga üben. Es entsteht weniger Übelkeit, es gibt weiniger Depressivität, weniger Antriebsstörungen, weniger physische Probleme. Also kann Yoga bei angezeigten schulmedizinischen Behandlungen die Nebenwirkungen reduzieren.

Zusammenfassung Studien über die Wirkung von Yoga

 

So kann man sagen: „Yoga könnte sehr gut in der Therapie eingesetzt werden – auch alleintherapeutisch.“ Dazu gibt es gute empirische Studien, obgleich die nicht soweit geführt wurden, dass es eine Regelleistung der Krankenkasse geworden ist. Ärzte können Yoga verordnen, nur zahlen die Krankenkassen das typischerweise nicht, zu mindestens nicht, wenn es Yoga genannt wird. Was Yogatherapeuten manchmal im Rahmen ihrer Physiotherapie machen, oder was in den Reha-Kliniken gemacht wird, sind oft Dinge, die starke Yoga-Inhalte haben.

Yoga kann auch Bestandteil einer multimodalen Therapie sein und so in der Wirkung die verschiedenen anderen Therapien unterstützen. Und Yoga kann als Drittes Nebenwirkungen einer schulmedizinischen Behandlung reduzieren. So können wir sagen, Yoga sollte nach der Studienlage eigentlich Bestandteil eines Gesundheitssystems sein. Vor allen Dingen ist es ein höchst kostengünstiges System, um die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen.

Weiterführende Literatur

 

Ich möchte noch einmal auf die kleine Broschüre „Die Wirkungen von Yoga im Licht der Wissenschaft“ hinweisen, die wir bei Yoga Vidya herausgegeben haben. Ich möchte auch auf die Internetseite https://wiki.yoga-vidya.de/Studien#Hauptseiten_f.C3.BCr_wissenschaftliche_Studien hinweisen. Oder du kannst einfach in einer Suchmaschine eingeben „Wissenschaftliche Studien Yoga-Vidya“, dann kommst du auch auf diese Seite. Und dann findest du die Auflistung von mehreren hundert Studien zur Wirkung des Yoga. Separat haben wir eine Seite über die Wirkung von Yoga für Kinder. Es gibt also auch wissenschaftliche Studien über die Wirkung von Kinder-Yoga. Wir haben eine separate Internetseite, auf der wir die wissenschaftlichen Studien von Meditation aufführen und auch von Ayurveda, denn da gibt es inzwischen eine ganze Menge.

Ich möchte hier noch das Buch „Yoga für Skeptiker“ von Ulrich Ott erwähnen. Dort beschreibt er insbesondere, wie Yoga auf das Gehirn und auf unser Nervensystem wirkt. Letztlich könnte man heute sagen: „Wer rational ist, sich als vernünftig bezeichnet, der sollte Yoga üben.“ Es gibt kaum eine Weise, wie man eineinhalb Stunden pro Woche sinnvoller für seine Gesundheit verwenden könnte als mit eineinhalb Stunden Yoga.

Häufigkeit von Yogastunden und Wirkung

Vielleicht auch noch etwas zu all den Studien, die mir bekannt sind. Manche untersuchen die Wirkung von täglichem Yoga, wöchentlichem Yoga oder mehrmals die Woche Yoga. Wer einmal die Woche übt, hat schon sehr viele Wirkungen, wer mehr übt hat noch mehr Wirkungen und wer sieben Mal die Woche übt, hat die meiste Wirkung. Aber das interessante ist, den größten Effekt hat einfach, einmal die Woche zu üben. Die meisten Studien, die mir bekannt sind, zeigen, dass eine Yogastunde pro Woche schon eine Menge bewirkt und tägliche Praxis bewirkt mehr. Das ist etwas, das für die Effizienz ein großer Hinweis ist. Wenn jemand einmal pro Woche zum Yoga-Kurs geht, hat er schon eine ganze Menge davon. Und das schöne beim Yoga ist, es ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern Yoga macht auch Spaß. Es gibt kaum eine gesundheitlich so positive Tätigkeit, die Menschen so viel Freude macht und so ein schönes Gefühl gibt wie Yoga. Etwas markant gesagt: „Krankengymnastik mag auch gut sein, aber wer macht Krankengymnastik anschließend freiwillig für sich selbst weiter oder wäre bereit, aus der eigenen Tasche Krankengymnastik zu bezahlen?“ Yoga ist so, dass es den Menschen Freude bereitet, dass sie sich dabei gut fühlen, dass sie sich danach gut fühlen, dass sie mehr Energie haben und deshalb machen die Menschen gerne Yoga. Das ist ein Grund, weshalb Yoga eigentlich zum Medizinsystem dazu gehört.

Vorschau auf weitere Vorträge

Soweit allgemein über Yoga und über Wirkungen von Yoga. In einem nächsten Vortrag werde ich darüber sprechen, warum Yoga wirkt. Ich werde drei schulmedizinische Modelle und ein paar alternative Modelle aus dem Yogabereich vorstellen. Dann wird es von mir in einer anderen Vortragsreihe Anregungen geben, wie Yoga bei verschiedenen Erkrankungen beschaffen sein sollte, um dort konkret zu wirken. Zwar gilt, es ist nicht so stark untersucht, wie spezifische Formen von Yoga besser wirken als allgemeine Yoga-Arten, aber man kann trotzdem aus der Erfahrung darauf schließen, wie Yoga bei den verschiedenen Erkrankungen wirkt. Ich habe mir inzwischen eine Liste von 200 Erkrankungen gemacht, bei denen Yoga gut wirkt, zu denen ich jeweils einen eigenen Vortrag geben werde.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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