Heilende Wirkung von Yoga

Es gibt eine Menge Studien, die zeigen, dass Yoga auch heilt. Es wird zwar manchmal gesagt, dass die Studien, die zeigen, dass Yoga heilt, relativ klein sind – es gibt keine mir bekannt Yogastudie, die Zehn-oder Hunderttausend Probanden hätte – aber diese großen Studien gibt es eigentlich nur in der Medizin oder der Pharmakologie. Es gibt meines Wissens kaum Studien, die an Zigtausend Probanden zeigen würden, dass eine bestimmte Art der chirurgischen Operation besser wäre als eine andere oder, dass eine bestimmte Form der Zahnbehandlung besser ist als eine andere. Also auch hier sind die Studien eher im kleineren Bereich, ebenso wie physiotherapeutische Methoden. Darauf möchte ich besonders hinweisen, denn manchmal wird den Yogastudien vorgeworfen, dass sie nicht den hohen Ansprüchen an pharmakologischen Studien gerecht werden. Aber wir dürfen hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wenn wir die Studienlage von Yoga beurteilen, müssten wir sie vergleichen mit Studienlagen bei physiotherapeutischen Interventionen, bei verschiedenen Massagetechniken, bei Krankengymnastik, bei verschiedenen Formen der manuellen Therapie oder eben auch welche Studienlage es für verschiedene andere schulmedizinische Behandlungen wie chirurgische Eingriffe gibt. Wir können durchaus sagen, dass die Yogastudien vergleichbar mit Studien in anderen Bereichen der Medizin sind. Es gibt einige Studien, die ein paar Dutzend Probanden haben und einige, die ein paar Hundert Probanden haben und seltener ein paar Tausend. Auf dem Gebiet der Therapie und Heilung kann man sagen: „ Immer dann, wenn man untersucht, ob Yoga hilfreich ist oder nicht, stellt man fest, dass Yoga hilfreich ist.“

Wenn man zum Beispiel jemanden untersucht, der Bluthochdruck hat, wird man feststellen, dass der Blutdruck sinkt, wenn die Person Yoga praktiziert – mindestens im Durchschnitt der Gruppe. Angenommen eine Gruppe von Menschen leidet unter Kopfschmerzen, dann wird die Gruppe, die Yoga übt, zur Vergleichsgruppe die Kopfschmerzwahrscheinlichkeit reduzieren. Bezüglich Rückenschmerzen gibt es sogar vergleichende Studien, ob Yoga, Massage oder ein Fitnesstraining besser wirkt. Aus diesen Studien geht hervor, dass unter den verschiedenen Vergleichs- und Kontrollgruppen diejenigen, die Yoga üben, den stärksten Rückgang von Rückenproblemen haben, und auch bei Schlafstörungen ist dies erwiesen. Bei Menschen, die unter Asthma leiden, hat man herausgefunden, dass sie, wenn sie Yoga und insbesondere ein bestimmtes Pranayama Programm üben, innerhalb von einem Vierteljahr ihre Beschwerden genauso stark reduzieren wie eine Vergleichsgruppe, die Medikamente nimmt. Also Yoga-Übungen alleine können genauso wirksam Asthma-Anfälle reduzieren, wie eine medikamentös eingestellte Gruppe und erheblich mehr als eine einfache Sportgruppe. Bei chronischen Schmerzen weiß man, dass Menschen, die Yoga üben, weniger unter chronischen Schmerzen leiden als andere. Und auch wenn sie vorher chronische Schmerzen hatten, durch die Übung von Yoga wird der chronische Schmerz reduziert. Es gibt Studien, die dies zeigen bei chronischen Schmerzen an den Handgelenken, Rücken- und Kopfschmerzen, Fibromyalgie und verschiedenen anderen Schmerzen. Wer Yoga übt, leidet weniger unter Schmerzen. Das interessante daran ist übrigens, man konnte bislang nicht zeigen, dass eine bestimmte Art von Yoga besser ist als eine andere. Es gab Anfang der 2000er Jahre eine Studie, die besagt, dass Hormon-Yoga – also eine bestimmte Form der Yoga-Übungen – Frauen in den Wechseljahren hilft. Das war zufällig zum gleichen Zeitpunkt als man festgestellt hat, dass die Gabe von Hormonen nicht hilfreich ist gegen Wechseljahrbeschwerden, weil die Gabe von Hormonen die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauferkrankungen und für eine bestimmte Form des Krebses erhöht. Und dann hat man zeigen können, Frauen die Yoga üben in den Wechseljahren, leiden erheblich weniger unter Wechseljahrbeschwerden. Das wurde erst mal auf diese spezielle Form Hormon-Yoga bezogen und dann gab es eine andere Studie, die versucht hat herauszufinden, ob klassischer Yoga die gleiche Wirkung hat. Und man hat festgestellt, dass ganz normaler Yoga mit Atemübungen, Entspannungstechniken, Asanas und dynamischen Übungen wie Sonnengruß, ebenfalls hilft, ohne dass es Hormon-Yoga ist. So kann man sagen: „Yoga wirkt insgesamt als Ganzes und bei einer Reihe von Erkrankungen wirkt Yoga allein.“

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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