Purvottanasana ist die Schiefe Ebene. Sie wird nicht notwendigerweise nach der Vorwärtsbeuge gemacht, gehört nicht zu den 12 Grundstellungen der Yoga Vidya Grundreihe, wird aber doch sehr häufig nach der Vorwärtsbeuge gemacht.
Purvottanasana hilft insbesondere die Muskeln zu stärken, die in der Vorwärtsbeuge gedehnt wurden. Und während die Vorwärtsbeuge ein nach innen gehen ist, ein Loslassen, Geduld, Hingabe, ist Purvottanasana etwas Kraftvolles, etwas Starkes, etwas Willensentwickelndes, etwas Öffnendes.
Körperliche Wirkungen von Purvottanasana
Gestärkte Muskeln in Purvottanasana
Die schiefe Ebene stärkt viele Muskeln. Alle Muskeln, die in der Vorwärtsbeuge gedehnt wurde, werden jetzt gestärkt ‒ und auch noch einige mehr: Purvottanasana stärkt die Unterarmmuskeln, die Oberarmmuskeln, stärkt bestimmte Teile des Trapezius, des Deltamuskels. Purvottanasana stärkt die oberen, die mittleren und die unteren Rückenmuskeln, besonders auch Gluteus Maximus (Gesäßmuskel).
Je nach Variation stärkt sie auch entweder Quadrizeps oder Bizeps Femoris, also den Oberschenkel-Bizeps. Die Schiefe Ebene stärkt auch einige der Unterschenkelmuskeln. Purvottanasana stärkt auch Unterarmmuskeln und stärkt letztlich auch die Flexibilität im Handgelenk.
Gedehnte Muskeln in Purvottanasana
Purvottanasana dehnt natürlich die Oberschenkelmuskeln (Quadrizeps), dehnt den Bauch (Rectus Abdomini), dehnt den Brustkorb und die vorderen Halsmuskeln. Die Vorwärtsbeuge staucht bzw. massiert alles vorne ‒ und Purvottanasana dehnt es wieder.
Damit zusammenhängend gibt es natürlich viele energetische Wirkungen.
Energetische Wirkungen von Purvottanasana
Purvottanasana hilft, dass das Energiefeld sich nach oben ausdehnt. In der Vorwärtsbeuge gab es eine gute Massage auf Bauch, Brust, Kehle, Stirn, und so wurden die Energien dort aktiviert. Wenn du danach in die Öffnung gehst, kannst du spüren, wie weit du wirst.
Insbesondere dann, wenn du schon ausreichend Muskelkraft hast, ist Purvottanasana eine schöne Herz öffnende Übung, eine, die auch Spannungen vom Bauch wegnimmt, wo du in der Kehle weit wirst. Purvottanasana ist also auch eine gute Übung zum Heilen der Emotionen und auch zum Ablegen von emotionalen Verspannungen.
Die Vorwärtsbeuge wirkt auch spirituell und geistig im Sinne von Weite und Öffnung, Verbindung mit der Himmelsenergie, Verbindung mit der Lichtenergie, Öffnen für eine höhere Wirklichkeit. Manchmal, wenn man aus der Schiefen Ebene herauskommt, einen Moment ruhig sitzt, spürt man ein wunderschönes Pulsieren im Dritten Auge und in der Stirngegend.
Geistige Wirkungen von Purvottanasana
Natürlich, bei den energetischen Wirkungen sind die geistigen Wirkungen mit dabei: Weite und Heilung und Offenheit.
Aber die Purvottanasana ist auch eine Willenskraft-Übung. Es braucht schon etwas Anstrengung, etwas Bemühen. Purvottanasana hilft auch Stärke zu bekommen, Willenskraft zu bekommen und die Bereitschaft auch etwas zu machen, was anstrengend ist und über die Gemütlichkeitszone herauszukommen. Nicht umsonst gibt es nicht wenige Menschen, die, wenn sie für sich selbst üben, auf die Schiefe Ebene verzichten oder sie nur sehr kurz machen.
Manchmal braucht es die Yogastunde, um diese Übung ausreichend lange zu machen. Oder nimm diesen Text beim nächsten Mal Purvottanasana etwas länger zu üben.
Die Schiefe Ebene ist natürlich auch eine Verbindung, manchmal wird sie auch als Brücke benannt. Bei Yoga Vidya bezeichnen wir eher die Setu Bandhasana als Brücke. Aber manchmal wird auch die Schiefe Ebene als solche bezeichnet. Es gibt ja auch eine Variation, wo die Knie gebeugt sind; dann wird sie auch als Yoga-Tisch bezeichnet.
Aber die Schiefe Ebene ist eben auch Verbindung. Sie verbindet uns über die beiden Hände und Füße mit der Erde. Und sie verbindet uns auch mit dem Himmel über die Öffnung nach oben. Und wenn wir uns mit Himmel und Erde verbunden haben, können wir uns auch gut verbinden zu anderen Wesen.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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