Welche Wirkungen hat der Kopfstand: Körperlich, energetisch, geistig, psychisch und spirituell?

Der Kopfstand, Shirshasana, gehört zu den wichtigsten Asanas überhaupt. Der Kopfstand ist die erste der zwölf Grundstellungen der Yoga - Vidya Reihe und auch in der Sivananda Yoga Reihe.

Shirshasana, der Kopfstand, hat zunächst einmal Wirkung auf die Armmuskulatur, denn wenn du den Kopfstand halten willst, brauchst du starke Arme, insbesondere der Deltamuskel wird gestärkt. Du drückst aber auch die Ellbogen nach unten und du brauchst auch Bauch- und Rückenmuskeln, um gerade in der Stellung zu sein.

Der Kopfstand stärkt aber auch die Fähigkeit, die Beine entspannt zu halten und auch gleichmäßig zu atmen, auch wenn viele Muskeln arbeiten müssen. Der Kopfstand stärkt auch den Gleichgewichtssinn und die Fähigkeit deine Muskeln gut zu koordinieren. Der Kopfstand gehört damit zu den wichtigsten Koordinationsübungen überhaupt. Im Kopfstand sollte ¾ des Gewichts auf den Ellbogen sein und das ist durchaus etwas, was die Arme und Schultermuskeln in großem Maße fordert. ¼ des Gewichts ist auf dem Kopf. Das ist etwas mehr, als normal, aber es ist nicht so viel, dass die Halswirbelsäule überlastet wird. Dieser sanfte Druck auf Kopf, Hals- und Brustwirbelsäule ist im Gegenteil sehr gut. Dieser sanfte Druck, der eine oder zwei, drei Minuten auf der Halswirbelsäule ist, ist zum einen gut für die Bandscheiben. Der Mensch ist ja ein Organismus, der sich auf die Herausforderung der Umwelt einstellt. Wenn du einen sanften Druck z.B. auf die Bandscheibe hast, dann wird das nachher dazu führen, dass der Körper mehr Aufmerksamkeit in die Regeneration der Bandscheiben bringt. Ich kenne Menschen, die leichte Probleme in der Halswirbelsäule hatten und durch Kopfstand davon frei wurden.

Natürlich gibt es Kontraindikationen für den Kopfstand, worauf in den Übungsanleitungen immer wieder hingewiesen wird. Angenommen du hast tatsächlich einen Bandscheibenvorfall oder Arthrose oder schwerere Probleme im Nacken, dann ist es gut, den Kopfstand erstmal wegzulassen. Du kannst ihn z.B. durch den Hund ersetzen. Aber allgemein, bei grundsätzlich gesunder Halswirbelsäule, ist der Kopfstand eine gute Übung, um die Bandscheiben und die Zwischenwirbelgelenke in der Halswirbelsäule gesund zu halten; und auch um einen Trainingsreiz auszuüben, dass die Knochenmasse in Hals- und Brustwirbelsäule erhalten bleibt. Es ist ja bei manchen Menschen das Problem, dass sie in ihren 60er, 70er, 80er Jahren Osteoporose bekommen. Diese Osteoporose kann auch die Hals- und Brustwirbelsäule betreffen und dann zum Zerbröseln von Wirbeln führen. Wenn du rechtzeitig regelmäßig Kopfstand machst, wird Knochenmasse aufgebaut, vermehrt Calcium eingelagert und die Wahrscheinlichkeit unter Osteoporose im Alter zu leiden, verringert sich.

Der Kopfstand hilft auch die Entspannungsfähigkeit des Körpers bestimmter Teile gut zu nutzen, andere zu entspannen, das ist auch wiederum etwas Wichtiges für die Koordination.

Der Kopfstand hat große Wirkung auf das Kreislaufsystem. Das venöse Blut kommt vermehrt zurück. Das venöse Blut ist typischerweise in Beinen und Bauchorganen. Diese sind nun oberhalb des Herzens und die Schwerkraft bringt dieses Blut vermehrt zurück zum Herzen. Der Herzmuskel wird mehr ausgedehnt und zieht sich anschließend mehr zusammen. Das nennt sich übrigens auch Starlingsches Herzgesetz (Frank – Starling - Mechanismus): Wenn mehr Blut zum Herzen fließt, muss der Herzmuskel sich mehr ausdehnen und sich kräftiger zusammenziehen. Da immer mehr Blut zurückkommt, wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes insgesamt steigen und das wirkt regenerierend für den ganzen Körper. Diese Erhöhung der Fließgeschwindigkeit des Blutes führt dazu, dass mehr Nährstoffe in den ganzen Körper kommen und dass Stoffwechselabbauprodukte besser abgebaut werden können. Auch Giftstoffe oder Schlacken können besser abgebaut werden. Außerdem bist du als geübter Yogi bzw. geübte Yogini typischerweise im Kopfstand in einer Entspannungsreaktion. Zwar brauchst du einige Muskeln, aber im Wesentlichen hast du die Augen geschlossen, du bist meditativ und so ist der Körper im Regenerationsmodus. Der Körper ist in Entspannung, im Regenerationsmodus, die Fließgeschwindigkeit des Blutes ist erhöht, also können jetzt alle Reparaturprozesse besser vonstatten gehen. Der Kopfstand ist also eine gute Regenerationsübung und auch eine Verjüngungsübung.

Der Kopfstand verbessert auch die selektive Durchblutung, d.h. dass der Körper vermeiden möchte, dass zu viel Blut in den Kopf und das Gehirn kommt. Wenn du Menschen siehst, die regelmäßig Kopfstand machen, ändert sich deren Hautfarbe im Kopf nicht. Nur bei Anfängern wird der Kopf ein bisschen rot, was aber mehr die Aufregung und Anstrengung ist. Menschen, die regelmäßig Kopfstand machen, verändern die Hautfarbe weder im Kopf noch in den Füßen. D.h. die Durchblutung ist insgesamt gleichmäßig in der Haut. So lernt der Körper im Kopfstand, wie auch durch viele andere Yogaübungen, die Arterien etwas zu verschließen, damit nicht zu viel Blut zum Kopf kommt, dass aber die Arterien in den Beinen stärker geöffnet werden, damit genügend Blut in die Zehen kommt. Dieses Training der selektiven Blutversorgung ist auch etwas sehr Wichtiges für die Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems, insbesondere für die Arterienwände und als Vorbeugung gegen Arteriosklerose.

Der Kopfstand ist aber auch gut für die inneren Organe, z.B. die Bauchorgane. Dadurch, dass du umgedreht bist, bekommen die Bauchorgane für eine längere Zeit die Schwerkraft andersrum zu erfahren. Natürlich wird auch das venöse Blut vermehrt zum Herzen gebracht, was die Frischdurchblutung mit frischem Blut der Bauchorgane fördert. Dadurch, dass die Schwerkraft andersherum ist, ist es gut für den Darm, Dickdarm, Dünndarm, die Leber, den Magen und die vielen anderen Organe. Auch für die Lungen ist es gut. Auch, dass das Lungengewebe sich regenerieren kann und sich etwaige Ablagerungen in den Bronchien und Bronchiolen lösen können. So ist der Kopfstand auch gut für die inneren Organe, gut gegen Asthma oder auch gegen Magensenkung. So werden auch die Lungen gereinigt und schlechte Luft kommt heraus.

Manche berichten auch, die den Kopfstand im Alter von 50 oder 60 begonnen haben, dass sie weniger Falten haben. Es ist also regenerierend und insgesamt verjüngend.

(Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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