Die Stellung des Kindes ist die Asana, die man vor dem Kopfstand oder am Ende der Rückwärtsbeugen macht. Garbhasana gehört zu den entspannenden und meditativen Übungen, die ohne Anstrengung gemacht werden. Aber Garbhasana hat viel Wirkung.
Garbhasana kommt vom Sanskrit Garbha, was Embryo, Fötus und auch Ei heißt. Garbhasana ist die Stellung des Embryos im Mutterleib und so steht Garbhasana auch für das Gefühl der Geborgenheit, dass du dich vielleicht im Göttlichen geborgen fühlen kannst. Letztlich sind wir überall im Göttlichen, so wie ein Embryo im Mutterleib ist. Da können wir ganz loslassen.
Garbhasana ist auch eine Stellung der Demut. Es ist ein Knien, Verneigen. Es ist auch die Kontaktaufnahme auch mit Mutter Erde. Die Stirn ist auf dem Boden, Unterarme und Handrücken sind auf der Erde. Ganz loslassen, sich verneigen, geborgen fühlen. Darum geht es in Garbhasana.
Es hat aber nicht nur die geistigen Wirkungen, es hat letztlich auch tiefe Wirkungen auf den Körper und das Energiesystem.
Körperliche Wirkungen von Garbhasana
Garbhasana macht die Knie und Hüften flexibel. In Garbhasana setzt du dich zunächst auf die Fersen. So entwickelst du die Knieflexibilität. Gerade Scharniergelenke wollen immer gut genutzt werden. Wenn man Scharniergelenke, wie das Kniegelenk, nicht richtig nutzt, werden sie langsam steif und dann können auch Arthrose und andere Probleme entstehen. Es ist durchaus gut, immer wieder daran zu arbeiten, dass du wirklich die Fersen berühren kannst, wenn du auf den Knien sitzt. Das trainierst du mindestens zu Beginn von Garbhasana, denn bevor du eigentlich zur Stellung des Kindes kommst, bist du ja erstmal in der knienden Haltung. Also ist es durchaus gut, sich zu bemühen, dass du dich auf die Fersen setzen kannst. Auch die Hüftflexibilität wird trainiert. Auch für die Hüften gilt, wenn du diese Flexions-Flexibilität entwickelst, dann ist das sehr gut für die Gesundheit der Hüftgelenke. Auch hier gilt, wenn du die Hüftgelenke nicht regelmäßig nutzt, erhöht es die Neigung von Arthritis und Arthrose. So ist also die Stellung des Kindes vorbeugend und bis zu einem gewissen Grad auch heilend für Knie- und Hüftprobleme. Wenn die Knie- und Hüftprobleme zu stark sind, dann wirst du Variationen finden müssen. Hier geht es ja zunächst einmal um allgemeine Wirkungen, da es keine Übungsanleitung ist.
Garbhasana ist auch eine gute Dehnung für Gesäß und Rücken. Wenn du in Garbhasana bist, dann wird das Gesäß gedehnt und damit auch alle Muskeln des Gesäßes. Es ist z.B. gut zur Vorbeugung von Ischias-Beschwerden oder Problemen im Kreuzbereich. Die Bandscheiben, die Zwischenwirbelgelenke, das hintere Längsband entlang der Wirbelsäule und auch die Rückenmuskeln werden leicht gedehnt. All das geschieht auf sanfte Weise und ist gut für einen gesunden Rücken.
Des Weiteren lernst du ja auch dich zu entspannen. Es gilt nicht nur einfach in der Stellung des Kindes, Garbhasana, zu verweilen. Sondern es ist besonders wichtig, dass du bewusst entspannst. Also entspanne dich in der Stellung des Kindes; und so erfährst du auch, dass die Rückenmuskeln nachgeben, sich weich anfühlen. Es ist eine wunderschöne Übung für den Rücken, wenn du Garbhasana bewusst machst.
Garbhasana ist auch eine gute Übung zur Entspannung des Schultergürtels und der Oberarme. Wenn du Garbhasana gut machst, fallen typischerweise die Ellenbogen hinunter bis auf den Boden. Manche halten die Arme angespannt, weshalb der Yogalehrer / die Yogalehrerin den Teilnehmer / die Teilnehmerin darauf aufmerksam machen muss.
Garbhasana ist auch eine gute Massage für die Bauchorgane. Denn wenn du in Garbhasana bist und tief ein- und ausatmest, bekommen die Bauchorgane eine gute Massage. Garbhasana wirkt beruhigend und harmonisierend. Wenn du z.B. einen Reizdarm oder Durchfall hast, hilft Garbhasana das Ganze zu beruhigen und zu harmonisieren. Auch Geschlechtsorgane und tiefere Bauchorgane, Bauchspeicheldrüse, werden positiv durch Garbhasana beeinflusst.
Energetische Wirkung von Garbhasana
Garbhasana hilft zum einen, dass deine Energie nach Innen gehen kann. Garbhasana schafft etwas ein Schutzfeld. Garbhasana heißt ja auch Ei. Es ist eine Übung, die dir hilft, in dir selbst zu ruhen. Garbhasana aktiviert aber auch das Sonnengeflecht. Vom Sonnengeflecht kann die Energie ins Muladhara - Chakra kommen. Durch die Dehnung der Sushumna, der feinstofflichen Wirbelsäule kann das Prana durch die einzelnen Chakras hochsteigen. Manchmal spürst du in Garbhasana das Stirn - Chakra sanft pulsieren und manchmal auch das Sahasrara Chakra. So hat diese scheinbar einfache Übung Garbhasana (Embryostellung, Stellung des Kindes) tiefe Wirkungen.
Manchmal kannst du dich aus Garbhasana aufsetzen und willst einfach nur meditieren. Ich kenne es auch aus unseren spirituellen Retreats bei Yoga - Vidya. Wir machen auch Intensiv-Wochenenden, -Wochen und auch längere Perioden, wo Menschen viele Stunden meditieren und manchmal zwischen Meditationssitzungen (entweder Gehmeditation, Liegemeditation, Stellung des Kindes oder Vorwärtsbeuge) wählen. Gar nicht wenige wählen die Stellung des Kindes, weil sie spüren, dass sie danach sehr gut meditieren können.
Allerdings will ich dir hier gleich sagen, im Satsang selbst solltest du aufrecht sitzen und dich nicht in die Stellung des Kindes hinlegen. Das gilt bei längeren Meditationssitzungen, wenn angesagt wird, dass du zwischen zwei Meditationssitzungen z.B. in die Stellung des Kindes kommen kannst. Wenn du z.B. bei längeren Meditationstagen müde bist, probiere die Stellung des Kindes zwischen zwei Meditationssitzungen und du wirst vielleicht merken, dass du tiefere Meditationen hast.
Die Stellung des Kindes kommt typischerweise vor und nach dem Kopfstand oder auch nach den Rückbeugen. Immer dann, wenn Asanas eher aktivierend sind und kraftanstrengend sind, dann kannst du auch davor oder danach die Stellung des Kindes üben. Es ist wie die Gegenstellung; nicht nur vom Standpunkt der Muskeln her, sondern auch von dem inneren Standpunkt der Ruhe.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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