Was gilt es an ethischen Prinzipien, besonders beim Unterrichten von Yoga, zu beachten?

Welche berufsethischen Prinzipien gilt es zu beachten?

Der Begriff Berufsethik

Jeder Beruf hat auch eine bestimmte Ethik. Zunächst einmal hat Patanjali im Yoga - Sutra gesagt, dass die Yamas übergeordnete Prinzipien sind, die für alle gelten. Aber je nach Umstand und je nach Ort und Zeit haben diese eine speziellere Bedeutung.

So gibt es Berufsethik für verschiedene Berufsstände. So gibt es beim Arzt eine bestimmte Berufsethik, wozu z.B. die ärztliche Schweigepflicht gehört. Dazu gehört auch, dass das Verhalten eines Arztes weniger schaden darf, als es nutzt. Außerdem gehört dazu, wann immer irgendwo ein Notfall ist, muss der Arzt auch da sein. Er kann sich nicht zurückziehen und sagen, dass er in dem Moment frei hat. Wenn irgendwo ein Notfall ist, kommt er dann und hilft.

Es gibt die Berufsethik des Rechtsanwalts / der Rechtsanwältin. Es muss das Wohl des Klienten im Auge behalten, unabhängig von seinen eigenen Gedanken.

Was ist jetzt die Berufsethik des Yogalehrers / der Yogalehrerin?

Als Yogalehrer /Yogalehrerin ist unsere Ethik die Yogaethik, die am besten zusammengefasst worden ist, mit den fünf Yamas von Patanjali. Ich gehe natürlich davon aus, dass du dich damit schon auseinandergesetzt hast, wenn du soweit bist, dass du etwas von der Berufsethik des Yogalehrers wissen willst. Daher solltest du die Yamas kennen. Ich wiederhole sie trotzdem nochmal; zum einen für deine eigene Wiederholung und zum anderen natürlich auch, falls jemand neugierig ist und mal schaut, welche Berufsethik die Yogalehrenden haben:

  1. Ahimsa, Nichtverletzen
  2. Satya, Wahrhaftigkeit
  3. Asteya, nicht stehlen
  4. Brahmacharya, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens
  5. Aparigraha, Unbestechlichkeit und Abwesenheit von Gier

Was heißt das für einen Yogalehrenden?

  1. Ahimsa, Nichtverletzten

Das soll zum einen heißen, dass wir natürlich unsere Yogastunde so machen wollen, dass sie gut für unsere Teilnehmenden ist. Wir wollen nicht leichtfertig unterrichten. Wir wollen nicht so unterrichten, dass Gefahren für unsere Teilnehmenden entstehen. Wir haben ein gewisses Verantwortungsbewusstsein und das wollen wir bewusst erfüllen. Wir wollen auch mit unseren Teilnehmenden mitfühlend und respektvoll umgehen. Wir wollen es vermeiden unsere Teilnehmer zu beschimpfen und mit unseren Worten zu verletzen. Das klingt jetzt für dich verständlich, insbesondere wenn du bei Yoga - Vidya warst. Im Rahmen des Yoga-Unterrichts können Yogalehrer manchmal auch Dinge sagen, die nicht so gut sind. Es gab in Indien mal eine Phase, wo manche Yogalehrer einer bestimmten Tradition ihre Schüler auch beschimpft haben und gesagt haben, dass sie es aufwecken würde. Vielleicht hat es auch seinen Sinn, aber bei Yoga - Vidya wollen wir das nicht tun. Wir wollen mitfühlen und freundlich mit unseren Teilnehmenden umgehen. Auch wenn öfter mal ein klares Wort angesagt wäre und klassische Yogalehrer ihre Teilnehmenden auch mal durchrütteln.

Im Normalfall gehen wir freundlich und respektvoll um, und wir versuchen es so zu machen, dass eine Yogastunde für jeden der Teilnehmenden eine gute Erfahrung ist.

Wir nutzen unsere Worte auch für Gutes. Ahimsa würde auch heißen, dass positive Affirmationen gegeben werden. Sage keinem Teilnehmenden:

„Wenn du das machst, ruinierst du deinen Rücken.“

„Wenn du das machst, ruinierst du deinen Hals.“

Das sind Himsa, Verletzungen; Worte haben Wirkung. Manchmal sind es die Worte, die mehr Schaden bewirken, als das, was die Teilnehmenden tun. Ahimsa – sei also freundlich. Sei auch freundlich gegenüber anderen Yogalehrenden. Schimpfe nicht über andere Yogarichtungen, zumindest nicht mit dem konkreten Namen. Wenn du natürlich das Gefühl hast, jemand macht wirklich etwas Unethisches, dann muss man manchmal auch etwas sagen. Aber überlege, denkst du einfach, dass es nicht ganz richtig ist und die Asanas gehörten anders unterrichtet? Oder ist dort jemand, der wirklich sexuelles Fehlverhalten hat, andere betrügt, belügt, etwas vorgibt, was er nicht ist? Ahimsa würde auch heißen respektvoll über andere zu sprechen.  (Fortsetzung folgt)

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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