Äußere Hilfen, um die richtige Atmosphäre einer Yogastunde zu schaffen

Es gibt - neben der inneren Einstellung und der regelmäßigen Praxis - auch einige äußere Hilfen.

Die Kleidung

Bei Yoga Vidya nutzen wir die Kleidung, wie sie mein Lehrer empfohlen hat: weiße Hose und gelbes Hemd. Es ist auch ein gewisser Respekt vor dieser Tradition, dass wir sagen, wir tragen weiße Hosen und gelbe Hemden. Wir wollen den Lehren unserer Meister folgen. Wir wollen uns zum Instrument machen. Yoga ist auch etwas Individuelles, aber damit die reine Guru Parampara Shakti fließen kann, verzichte bei manchen Sachen auf zu viel eigene Individualität. Mach es doch einfach so, wie du es gelernt hast. Weiße Hose, gelbes Hemd – Individualität kannst du immer noch haben.

Es gibt vollkommen weiße Hemden, leicht weiße Hemden, Baumwolle, Stretch, T-Shirt, Sweatshirt, Poloshirt, indisches Shirt, Kurzärmeliges, Langärmeliges, es gibt maisgelb, zitronengelb, warmes gelb, kaltes gelb usw. Du hast also durchaus noch Möglichkeiten dich selbst zu entfalten und zu schauen, dass der Gelbton mit deiner Hautfarbe harmoniert usw.

Weiß und Gelb – diese Farben haben auch Symbolik. Weiß ist die Farbe der Reinheit. Du willst zu einem reinen Instrument sein. Gelb ist zum einen die Farbe des Lernens und des Lehrens und zum anderen ist es auch die Farbe der Sonne. Du möchtest, dass die Lichtkraft durch dich fließt. Auf eine gewisse Weise wirst du wie der Mond. Das Göttliche fließt in dich und du willst es weitergeben. Natürlich wissen dann auch deine Teilnehmenden, dass der Yogalehrer weiß-gelb trägt und dann in der Rolle des Yogalehrenden ist. Mein Tipp wäre auch, dass du nicht direkt nach der Yogastunde gleich deine Kleidung ausziehst. Solange du mit deinen Teilnehmenden bist, behalte weiß-gelb an, so bleibst du in der Rolle des Yogalehrenden / der Yogalehrenden. Wenn du dann die Yogakleidung ausziehst, so bist du dann in einer anderen Stimmung. Wenn du wieder zum Yogaunterricht gehst, den du selbst gibst, in dem Moment, in dem du weiß-gelb anziehst, weißt du, dass du in der Rolle des Yogalehrenden / der Yogalehrenden bist.

Sauberkeit

Natürlich solltest du selbst eine gewisse Sauberkeit haben und auch der Raum, in dem du dich befindest, deine Kleidung, die Yogamatten usw.

Wie sind die Reihen der Matten in einer Yogastunde angeordnet? Wenn dort großes Durcheinander ist, führt das auch zu einem energetischen Durcheinander. Wenn es irgendwie geht, versuche die Reihen ordentlich und sauber hinlegen zu lassen. Es sollten auch keine Schuhe im Unterrichtsraum sein. Wenn du mal draußen auf der Wiese Yogaunterricht unterrichtest, versuche die Teilnehmer dazu zu motivieren, die Schuhe nicht neben die Matten zu setzen sondern weiter vorne.

Auch wenn Teilnehmende in der Natur meditieren, sollten die Schuhe ein bisschen weiter weg stehen, wenn es möglich ist.

Des Weiteren gehört in einen Yogaraum, wenn es möglich ist, ein Altar. Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen Altar zu haben. Der einfachste Altar wäre einfach eine schöne Schale, vielleicht ein Messingteller oder eine andere schöne Schale, eine Kerze darauf, vielleicht irgendein Symbol. Wenn möglich auch noch deine Meister, z.B. Swami Sivananda  und eine Murti (eine Götterfigur). Das hat einen Einfluss auf dich, es hat einen Einfluss auf die Gruppe.

Angenommen, du unterrichtest nicht immer am gleichen Ort, dann kannst du ja die Altargegenstände auspacken und hinstellen. Das macht etwas mit dir, das macht etwas mit dem Raum, das macht etwas mit deinen Teilnehmenden. Wenn du bei dir selbst unterrichtest, einfach einen Altar haben.

Jetzt habe keine Sorge, dass Teilnehmer denken, du bist irgendwie komisch. Wir sind ja jetzt im 21. Jahrhundert. Die Sparkassen machen Werbung mit indischen Bildern. In fast jeder Therme sind irgendwelche Buddhafiguren oder hinduistischen Figuren. Vor kurzem gab es beim Optikerladen irgendwelche Götter aus Thailand. In Fitnessstudios sind immer häufiger Buddhafiguren. Warum haben Yogalehrende heute Hemmungen Figuren ihrer eigenen Tradition hinzustellen? Die kommerziellen Menschen haben erkannt, dass die altindischen Götterfiguren eine Wirkung auf die Psyche haben. Deshalb hat der Optiker, deshalb haben es die Saunalandschaften und auch die Thermen; deshalb haben es die Fitnessstudios, deshalb wird damit geworben. Götterfiguren haben eine Wirkung auf die Psyche. Als Yogalehrender solltest du dir mindestens der Wirkung bewusst sein, wie die Werbefachleute. Natürlich machen wir das im Yoga nicht nur wegen der Werbung. Wir machen es aber wegen der Wirkung auf den Geist.

Daher, wenn du Yoga unterrichtest, hab keine Hemmungen. Stelle deine Murti auf, deinen Meister und eine Kerze. Es mag Situationen geben, wo das nicht möglich ist, z.B. du unterrichtest in einer christlichen Kirchengemeinde. Bevor du eine Murti von Shiva und ein Bild deines Meisters aufhängst oder hinstellst, frage ob es in Ordnung ist. Das gebietet dir die Höflichkeit. Es mag manche Volkshochschulen geben, die einen übermäßigen Wunsch haben nach weltanschaulicher Neutralität. Eventuell mag es in Schulen oder in einer Reha Praxis auch so sein. Selbst in den Zahnarztpraxen gibt es heute Buddhafiguren.

In den meisten Fällen kannst du etwas hinstellen. Du musst ja nicht gleich sagen, dass das die Bilder deiner Meister sind und du dich zum Instrument machen willst und du Gott in der Yogastunde dienen willst. Du könntest auch sagen, dass das einfach hilft und dass deine Teilnehmenden in die Schwingungen kommen und entspannen können. Wenn irgendwie möglich, schaffe einen Altar, vielleicht bzw. wenn möglich die Meister, vielleicht auch eine Kerze hinstellen. Wenn die Teilnehmenden kommen, vielleicht eine Duftlampe oder ein Räucherstäbchen (nicht zu viel, wir wollen nicht die Lungen reizen); eine sanfte Atmosphäre schaffen. Vielleicht meditative Musik, Mantra - CD vor der Yogastunde unter Beachtung der Gema-Richtlinien oder ähnliches. Spiele also das, wozu auch du das Recht hast, es zu spielen oder lass irgendein Yogavideo vor der Yogastunde abspielen. Da haben wir bei Yoga - Vidya auf unseren Internetseiten jede Menge auch Yogastunden, bei denen du auch den Ton ausschalten kannst und irgendwo an einer Wand sehen dann die Teilnehmenden Yogastunden, Yogaübungen oder ähnliches. Schaffe irgendwo eine Atmosphäre im Yogastudio, im Raum der Volkshochschule, im Fitnessstudio, bei dir zu Hause oder wo auch immer. Um die richtige Atmosphäre zu schaffen, dass die Teilnehmenden in einen Zustand der Offenheit kommen gibt es also einiges, was du äußerlich auch machen kannst. Wenn es dann natürlich in die Yogastunde selbst geht, verzichte nicht auf Om und das Mantra, sondern wiederhole das Om, wiederhole das Mantra und spätestens dann kommen du und deine Teilnehmer in diesen Spirit.

Eine weitere Hilfe, um in diesen Spirit zu kommen ist natürlich, dass du selbst vor der Yogastunde etwas tust. Du kannst z.B. Asanas üben, Pranayama üben, Meditation üben. Wenn irgendwie möglich, gehe etwas früher in den Raum, in dem du unterrichtest. Wenn du die Rezeption nicht selbst machen musst, sammle dich. Wenn du die Rezeption machen musst, komme vielleicht etwas früher. Wenn das alles gar nicht geht, mindestens auf dem Weg zum Yoga-Raum hin, wiederhole ein Mantra oder sprich ein Gebet oder öffne dich. Spätestens zu Anfang der Yogastunde, wenn die Teilnehmenden sich hinlegen, öffne dich, bitte um Lichtsegen für dich und für deine Teilnehmer, mache dich zum Instrument, sprich ein Gebet, visualisiere, wiederhole ein Mantra, bitte die Meister, Meisterinnen zur Hilfe.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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