Um unseren Teilnehmenden eine tiefe Erfahrung von Harmonie und Einheit zu ermöglichen, ist es wichtig auch Yoga immer ganzheitlich zu unterrichten. Auch wenn man eine einzelne Übung in der Yogastunde unterrichtet, achten wir immer auf vier Dinge:

  1. Wir achten auf die körperliche Korrektheit einer Übung. Ich hatte zwar schon davon gesprochen, dass wir jetzt nicht glauben, dass es für jeden die allein selig machende Variation gibt. Wir denken auch nicht, dass der Yogalehrer das immer wissen muss. Trotzdem wollen wir unsere Teilnehmende dazu bringen, die Übung körperlich korrekt zu machen, wie es für seinen / ihren Körper richtig ist.
  2. Eine körperliche und geistige Entspannung gilt als Grundeinstellung. In den Yoga – Vidya -Stunden sollten die Teilnehmenden loslassen und sie sollten wissen, dass Yoga kein Wettbewerb ist. Im Yoga gibt es auch keinen Zwang. Aber die Teilnehmenden können sich auch ruhig mal anstrengen. Trotzdem ist es so eine innere Haltung von Entspannung und Losgelassenheit. Also Yoga-Lehrender ist es eine deiner Aufgaben dafür zu sorgen, dass die Teilnehmenden in jeder Übung auch innerlich loslassen. Selbst wenn es mal ein langes Halten der Heuschrecke ist, auch dabei ist eine innere Einstellung des Spielerischen und des Loslassens wichtig.
  3. In jeder Stellung und in jeder Übung ist die bewusste Atmung wichtig. Bei Yoga - Vidya lehren wir, dass die tiefe Bauchatmung und die rhythmische Bauchatmung bei Asanas besonders wichtig sind. Die Fortgeschrittenen üben auch den vollständigen Yoga-Atem. Für Fortgeschrittene gibt es auch die Möglichkeiten spezielle Atemtechniken wie Kumbhaka, Ujjayi oder Energietechniken wie Khechari, Mula Bandha zu integrieren. Trotzdem geht es grundsätzlich bei Asanas darum, über eine rhythmische tiefe Bauchatmung eine stärkere Bewusstheit und auch einen Zustand der Konzentration zu schaffen und vor allem eine Wirkung auf das Prana. So achten wir in der Yogastunde immer darauf, dass bei allen Asanas und auch bei den Zwischenentspannungen die Atmung auch mit beachtet wird. Die Atmung ist geradezu ein Schlüssel, um zu tieferen Wirkungen zu kommen.
  4. Geistige Konzentration und Aufmerksamkeit. Wir geben unseren Teilnehmenden immer wieder Konzentrationshilfen. Wir wollen die Teilnehmenden immer wieder dazu bringen, bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Wenn wir bei Wirkungen der Asanas z.B. sprechen, machen wir das nicht als Werbeveranstaltung in einer Yogastunde, sondern auch als Konzentrationshilfe. Wenn du sagst: „Geh in die Vorwärtsbeuge.“ Die Teilnehmenden gehen in die Vorwärtsbeuge.

„Spüre die Rückseite deiner Beine. Die Vorwärtsbeuge hilft deine Beine flexibler zu machen.“

„Die Vorwärtsbeuge hilft die Wirbelsäule auseinander zu ziehen. Spüre wie dein Rücken lang wird.“

„Die Vorwärtsbeuge ist hervorragend für die Bauchorgane. Es ist eine gute Massage für die Bauchorgane. Atme jetzt tief ein und aus und spüre, wie sich die Bauchorgane in der Vorwärtsbeuge anfühlen.“

Bei einer Yoga - Vidya Yogastunde sind die Konzentrationshilfen ganz wichtig. Wir wollen alles dafür tun, damit die Teilnehmenden während der Yogastunde ganz im Hier und Jetzt sind. Das führt zu einer Tiefenerfahrung. Natürlich gilt auch, wenn Teilnehmende in der Yogastunde sind, dann sollten sie natürlich auch loslassen und Teilnehmende in der Yogastunde sollen bewusst sein. Aber du musst ihnen auch Zeit geben, bewusst sein zu können. Wenn du ansagst, lass auch immer Stille. Es gibt manchmal Teilnehmende, die können tatsächlich (während du etwas sagst) das spüren, was du sagst. Viele Teilnehmende können das spüren, was du sagst, erst nachdem du aufgehört hast zu sprechen. Wenn du also z.B. sagst:

„Konzentriere dich auf den Bauch und spüre, wie die rhythmische Bewegung des Bauches in der Atmung deine Bauchorgane massieren.“

Jetzt musst du schweigen. Jetzt musst du deinen Teilnehmenden die Möglichkeit geben, das zu spüren.

Wenn du sagst:

„Spüre, wie sich der Brustkorb öffnet (z.B. im Fisch), fühle die Weite und spüre, wie du den Himmel mehr spürst.“

Jetzt musst du schweigen und die Teilnehmenden das spüren lassen.

 

So kommen also die vier Dinge alle zusammen während einer Yogastunde.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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