Alle Tore verriegeln und mit dem Leben abschließen

Vers 12

Sarva-dvārāṇi saṁyamya mano hṛdi nirudhya ca

mūrdhny ādhāyātmanaḥ prāṇam āsthito yoga-dhāraṇām

„Nachdem er alle Tore verriegelt und den Geist im Herzen eingeschlossen hat, nachdem er den Lebensatem im Kopf festgehalten hat und Konzentration übt.“

Vers 13

Oḿ ity ekākṣaraṁ brahma vyāharan mām anusmaran

yaḥ prayāti tyajan dehaṁ sa yāti paramāṁ gatim

„Wenn der Sterbende das einsilbige Om für Brahman spricht und beim Verlassen des Körpers an Mich denkt, erreicht er das höchste Ziel.“

Angenommen du stirbst und das geht plötzlich, dann kommt vielleicht die Hingabe zu Gott oder das Unendliche und Ewige. Oder du machst es systematisch. Das ist jetzt praktisch wie eine Anleitung. Krishna sagt „alle Tore (die zehn Sinne) verriegelt“, was zunächst einmal heißt: Wenn du merkst, du stirbst, lass alles los. Überlass alles Gott, deine Aufgabe ist zu Ende. Und es ist eben auch wichtig, dass du, bevor du stirbst, deinen Frieden mit der Welt gemacht hast, dass du vielleicht dein Vermächtnis weitergegeben, dein Testament gemacht hast. Sodass du sagst: „Ich habe nichts mehr mit der Welt zu tun. Wenn ich gestorben bin, sind meine Aufgaben in dieser Welt erledigt.“

Versuch nicht nach dem Tod deinen Angehörigen, die trauern, noch irgendetwas zu sagen oder ihnen zu helfen. Vertraue sie Gott an, übergib sie Gott. Deine Aufgabe ist beendet.

Das ist praktisch, was du machen solltest – am besten schon jetzt, sodass du sagst: „Jetzt tue ich alles, so gut wie ich kann und dann lasse ich los. Und wenn ich sterbe, ist alles vorbei. Gott wird sich darum kümmern. Wenn ich sterbe, habe ich nichts mehr mit dieser Welt zu tun. Ich habe nichts mehr mit meiner Familie, auch nichts mit meinem Unternehmen, noch nicht mal mit meinem gemeinnützigen Verein zu tun.“

Das ist also etwas, was du schon in diesem Leben tun kannst. Umso mehr, wenn du hörst, du hast eine lebensbedrohliche Krankheit. Umso mehr, wenn du ein Alter erreicht hast, bei dem du weißt, Leben ist endlich. (Das weißt du schon immer, aber das wird dir bewusst, wenn du ein gewisses Alter hast.)

Wenn du dich so vorbereitet hast, dann geht es weiter. In meinem Buch „Karma und Reinkarnation“ beschreibe ich diesen Vorbereitungsprozess auf den Tod noch detaillierter. Dort beziehe ich mich auf diese Verse der Bhagavad Gita und gebe noch ein paar praktische Tipps, was du machen kannst, bevor du stirbst und auch wie du Menschen helfen kannst, die sterben oder bereits gestorben sind.

Also erst „Tore verriegeln“, das sind die zehn Sinne. Es ist nichts mehr in dieser Welt zu tun, keine Handlungsorgane mehr und nichts mehr zu erleben. Das äußere Leben ist vorbei. Dann gibst du deinen Geist in dein Herz hinein, in die Mitte.

Jetzt bringe dein Bewusstsein und auch deinen Lebensatem, dein Prana, zum dritten Auge. Hier übe die Konzentration. Dann wiederhole dein Mantra. Krishna erwähnt hier „Om“, aber jedes Moksha Mantra ist geeignet, das in diesem Leben dein Hauptmantra ist. Wiederhole also das Mantra für Brahman ‒ wende dich ans Unendliche, richte deinen Geist an Gott aus. Wenn du eine persönliche Gottesbeziehung hast, wiederhole das Mantra und bitte Gott oder deinen Guru um Hilfe. Und dann wirst du das höchste Ziel erreichen.

Noch einmal die Schritte als Zusammenfassung:

  1. Tore verschließen, alles Äußere Gott anvertrauen (Sage dir: „ Ich vertraue alles Gott an, meine Angehörigen und alles, was ich gemacht habe. Ich habe nichts mehr damit zu tun.“)
  2. Geist nach Innen richten, in die Mitte des Herzens.
  3. Bewusstsein, Prana und Konzentration zum Punkt zwischen den Augenbrauen bringen.
  4. Mantra wiederholen, an Gott denken und ihn um Hilfe bitten

so erreichst du das Höchste.

Das Höchste erreichen

Vers 14

Ananya-cetāḥ satataṁ yo māṁ smarati nityaśaḥ

tasyāhaṁ su-labhaḥ pārtha nitya-yuktasya yoginaḥ

Ich bin leicht zu erreichen für diesen stets zielbewussten Yogi, der fortwährend und täglich über eine lange Zeit mit aufrichtigem und einpünktigem Geist an nichts anderes als Mich denkt, Oh Arjuna.“

Also zum einen: In diesem Leben kannst du Gott erfahren, aber spätestens im Moment des Todes. Und wenn dein spirituelles Streben einpünktig ist, geht es relativ leicht.

Vers 15

Mām upetya punar janma duḥkhālayam aśāśvatam

nāpnuvanti mahātmānaḥ saḿsiddhiṁ paramāṁ gatāḥ

Wenn diese großen Seelen zu Mir gelangt sind, werden sie hier an diesem nicht ewigen Ort des Schmerzes nicht mehr wiedergeboren. Sie haben höchste Vollkommenheit und Befreiung erlangt.“

Es gibt also einen Weg aus dieser Vergänglichkeit und aus diesem Leiden: Das ist die Gottverwirklichung.

Strebe danach mit ganzem Herzen. Meditiere jeden Tag. Lerne jetzt schon, was du machen kannst, wenn der Tod kommt.

In jedem Moment kann es einen Unfall geben. Und wann immer du einen Moment Zeit hast, übe diese Schritte. Praktiziere sie in der Meditation und gehe sie im Moment des Todes.

Im Moment des Todes erreiche die Erleuchtung.

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Mehr Information erhältst du über das Buch „Karma und Reinkarnation“ und weitere Tipps, wie man sterben kann, wie du dich selbst auf den Tod vorbereiten kannst und wie du anderen helfen kannst, sich auf den Tod vorzubereiten, findest du auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de/reinkarnation-wiedergeburt. (Wenn dir das zu kompliziert ist, dann gib einfach in eine Suchmaschine „Tod Yoga Vidya“ ein.)

Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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