Gesundheit ist zum einen das Gegenteil von Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Gesundheit als vollständigen körperlichen, geistigen, sozialen und ökologischen Wohlbefinden.
Das ist ein sehr hoher Anspruch. Gesundheit könnte man auch definieren als einen Zustand, in dem es dir körperlich und psychisch gut geht. Im Ayurveda spricht man von sogenannten Svasti, das ist ein bestimmtes Wohlergehen. Wenn es dir insgesamt wohlergeht und du dich wohlfühlst in deiner Haut, in deinen Knochen und allem Anderen, dann bist du gesund.
Ich möchte das Thema Gesundheit in Beziehung setzen zu etwas, was du schon kennst. Wenn du die vorherigen Vorträge mitverfolgt hast, nämlich zu der Theorie der drei Körper und der fünf Hüllen. Jetzt bespreche ich erst einmal Gesundheit als Zustand des Körpers, der aber beeinflusst wird von allen Koshas. Hier möchte ich dir gerade das Modell der drei Körper und fünf Hüllen zeigen.
Wenn man Gesundheit auf eine Ebene bezieht, dann ist Gesundheit etwas das die Sthula Sharira betrifft, also den grobstofflichen Körper. Sharira heißt Körper und Sthula heißt grobstofflich. Die Sthula Sharira, der physische Körper wird auch als Annamaya Kosha bezeichnet, also als Kosha, als Hülle, maya gemacht aus Anna und Nahrung. Und dieser physische Körper steht in Beziehung zu den anderen Körpern des Menschen, nämlich Sukshma Sharira und Karana Sharira. Sukshma heißt feinstofflich, Sukshma Sharira ist der Feinstoffkörper/Astralkörper. Karana Sharira ist der Kausalkörper. Die Sukshma Sharira kann man wieder unterteilen in drei Koshas/Hüllen:
- Pranamaya Kosha; die Hülle gemacht aus Prana, man kann auch sagen unsere Energiehülle
- Manomaya Kosha, die Hülle gemacht aus Denken und Fühlen, also unsere geistig, emotionale Hülle
- Vijnanamaya Kosha, die Hülle gemacht aus Erkenntnis und Verstehen, eben die Erkenntnishülle
Und Karana Sharira, der Kausalkörper wird auch bezeichnet als Ananda Maya Kosha bezeichnet, als Hülle gemacht aus Wonne und Freude. Deine wahre Natur: Atman das Selbstbewusstsein jenseits aller Körper und jenseits aller Hüllen.
Yoga sagt jetzt: es sind alle Teile des Menschen miteinander verbunden. Gesundheit und Krankheit kann irgendwo beginnen und setzt sich dann in den anderen Koshas fort. [...]
Heilung kann auch geschehen von der Manomaya Kosha aus. Kann sein, dass du eine körperliche Erkrankung hast und vielleicht hängt sie damit zusammen, dass du Minderwertigkeitsgefühle hast, dass du dich gekränkt fühlst, dass du voller Ärger bist, unterdrückten Zorn hast usw. Es kann sein, dass du in eine neue Situation kommst und die neue Situation hilft dir andere geistig-emotionale Zustände zu erleben.
Es kann sein, dass du eine Psychotherapie mitmachst und dass sie dir hilft. Als ein Beispiel: Es gibt empirische Studien, die zeigen, dass eine Psychotherapie hilfreicher ist bei Rückenproblemen, als viele andere Ansätze. Rückenprobleme haben sehr viel zu tun mit der Manomaya Ebene. In diesem Sinne: An deiner Psyche zu arbeiten, kann helfen körperlich gesund zu werden.
Es kann auch die Pranamaya Kosha helfen. Es gibt Formen der Energiemedizin/Energieheilung. Es gibt Prana Heilung, Reiki, Homöopathie, Edelsteinmedizin und viele andere, was auf die Energieebene wirkt. Du kannst auch einfach in die Gegenwart eines heilsamen Menschen kommen, du spürst eine Energieübertragung und plötzlich geht es dir besser. In diesem Sinne: Krankheit kann geheilt werden über Energie.
Energie kann auch über die Manomaya Ebene wirken. Angenommen du bist irgendwie erschöpft und aus der Erschöpfung kommt auch Erkältungsanfälligkeit und vieles andere. Du übst du Yoga, Asana, Pranayama, Meditation und gehst vielleicht mal zu einer Ferienwoche zu Yoga Vidya.
Dann merkst du, dass du mehr Energie hast. Plötzlich empfindest du wieder Freude im Leben, es kommen positivere Emotionen. Durch das Mehr an Prana siehst du plötzlich einen Sinn im Leben und dem Körper geht’s auch besser. Also Heilung beginnend aus Manomaya Kosha. Oder gar nicht selten ein Mensch findet eine neue Liebe und angenommen das klappt dann unproblematisch. Dann ist auch wieder neuer Lebenssinn, neue Lebensfreude, mehr Energie und einige Erkrankungen verschwinden.
So kannst du, wenn du irgendwo eine Erkrankung hast überlegen, was könnte ich tun, um gesundzuwerden. Was könnte ich tun auf der physischen Ebene – Annamaya Kosha. Da gibt es Dinge vom Yoga her wie Körperübungen, Atmung, Entspannung und Ernährung. Was könnte ich medizinisch, Schulmedizinisch, ayurvedisch, Naturheilkundlich usw. tun.
Du könntest auch überlegen was könnte ich tun für meine Pranamaya Kosha, für meine Energiehülle. Wie könnte ich mein Prana erhöhen. Hat die Erkrankung auch eine emotionale Komponente? Bin ich vielleicht bevor ich erkrankt bin in einem emotionalen Zustand gekommen? Wäre die Krankheit weniger, wenn ich andere emotionale Zustände habe? Könnte ich auf der Ebene arbeiten?
Du könntest auch überlegen: Gibt es auch einen Sinn in meinem Leben, der abhanden gekommen ist? Hat die Krankheit vielleicht einen Sinn, gibt mir diese Krankheit bestimmte Erfahrungen, die hilfreich sind, an denen ich wachsen kann, die vielleicht gut sind. Und die Frage kann auch natürlich sein: Ist es eine karmische Erkrankung, die ich nicht verstehen kann, die von einer höheren Warte kommt und wo sich mir der Sinn erst nachträglich erschließt.
Vielleicht magst du einen Moment nachdenken, ob du gerade irgendeine Erkrankung hast. Was hat diese Erkrankung auf der physischen Ebene, geht sie einher mit irgendwas auf der Prana Ebene, auf der geistig emotionalen Ebene, hat die Erkrankung was zu tun mit irgendwelchen Sinnkontexten oder ist sie vielleicht auch eine höhere karmische Erkrankung. Und du kannst überlegen was du auf der physischen Ebene, für die Energien, für die Emotion/die Psyche tun kannst, um mehr sehr Sinn im Leben zu sehen oder dich zu öffnen für göttliche Gnade oder die Heilkraft aus dem Inneren.
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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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