Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 16. Vers
„Wahrlich Yoga ist unmöglich für den Menschen, der zu viel isst, wie für den, der überhaupt nicht isst.
Für den der zu viel schläft, wie für den, der immer wacht, oh Arjuna“.
Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 17 Vers
„Yoga wird zum Zerstörer des Leidens Desjenigen, der Nahrung und Erholung, Spazierengehen usw. mäßig ist. Mäßig ist in seinen Handlungen und im Schlaf und im wachen mäßig ist“.
Hier empfiehlt Krishna die goldene Mitte, den Mittelweg. Gerade im äußeren haben manchmal Aspiranten eine Neigung, in die Extreme zu gehen.
Krishna sagt hier, Yoga im Sinne von Einheit, Erfahrung von Harmonie, Erfahrung von Verbundenheit und Yoga als Fähigkeit zur Selbstbeherrschung.
Sattwige Ernährung
Für den der zu viel isst, wie für den der überhaupt nicht isst. Eine gewisse Essensdisziplin gehört zum Yoga dazu. Iss nicht zu viel und achte darauf, dass deine Ernährung gesund ist und sattwig. Vielleicht überlegst du gerade, wie bist du in deiner Essensdisziplin? Hast du verzichtet auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Zigaretten, bewusstseinsverändernde Drogen? Das sind Dinge, die du nicht zu dir nehmen solltest, wenn du spirituell wachsen möchtest.
Hast du verzichtet auf das, was ungesund ist wie: Gefrierkost, Dosenkost, Fertigprodukte, zu viel Zucker, Weißmehl usw.
Richtige Ernährung, wenn du Yoga übst sind: Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Gemüse, Salate, Obst, kalt-gepresste Öle, Nüsse, Saaten usw. Essensdisziplin ist wichtig. Yoga ist nicht für den, der isst was ihm einfach in den Sinn kommt oder der gar nichts isst.
Es ist gut auch einmal zu fasten. Ich empfehle zweimal im Jahr 5-7 Tage zu fasten. Es ist wichtig einen Tag in der Woche nichts zu essen oder besonders gesund zu essen, nur Rohkost oder Obst.
Extreme
Es gibt auch Menschen die es übertreiben. Wenn Menschen nichts essen, das kann man auf zwei Weisen interpretieren. Es gibt Menschen die meinen, man sollte nichts essen und sich von Prana ernähren, Lichtnahrung und ohne dies wäre es nicht spirituell.
Es gibt Ausnahmen wo es Jemand gibt, der offensichtlich gar nichts zu essen braucht. Es gibt Berichte von Menschen (im Krankenhaus mit Überwachung von den Ärzten), die mehrere Wochen nichts gegessen haben und trotzdem ihr Körpergewicht gehalten haben. Das gibt es, aber es ist selten.
Es gibt sehr viel mehr Erleuchtete die normal gegessen haben. Spiritualität hängt nicht davon ab, wie viel oder wenig du isst. Der Körper muss essen, aber du bist nicht der Körper. Ab und an gibt es Wunder. Das Ziel ist nicht Wunder zu bewirken, sondern Gott zu verwirklichen.
Wenn du den ganzen Tag darüber nachdenkst, was darf ich essen, was darf ich nicht essen kann. Es gibt Menschen die sich den ganzen Tag mit Ernährung beschäftigen.
Angenommen du hast eine schwere Krankheit, dann kann es hilfreich sein, dich ein paar Tage oder Wochen mit Ernährung zu beschäftigen. Langfristig finde eine Ernährung, die dir gut tut und die du normalerweise vergessen kannst, wo du außerhalb des Essens nicht über das Essen nachdenkst.
Schlaf
Yoga ist auch nichts für den, der zu viel schläft. Normalerweise reichen 6-7 Stunden Schlaf pro Nacht aus. Wenige Aspiranten brauchen 8 Stunden, mehr braucht keiner, außer du hast einen körperlichen Grund.
Körperliche Grund kann sein: Es gibt Epileptiker, die zur Verhinderung eines Anfalls mehr schlafen müssen, zwischen 9-10 Stunden. Es gibt Menschen die eine schwere chronische Erkrankung haben, oder Menschen die wegen einer Krankheit Medikamente nehmen müssen, oder Menschen ab einem gewissen Alter die eine körperliche Erkrankung haben und deshalb mehr schlafen.
Es gibt auch Menschen die mit 4-5 Stunden Schlaf auskommen. Schlafe so wenig wie du brauchst, aber so viel damit du am Tag wach bist und nicht zu viel koffeinhaltige Getränke brauchst, um wach zu bleiben. Vielleicht brauchst du am Tag 1-2 Tiefenentspannungen von 5-10 Minuten, dann kannst du dein Schlafbedürfnis nachts reduzieren.
Schlaf nicht zu viel, das macht dich müde und träge und deprimiert. Schlafe nicht zu wenig, das führt dazu, dass du in der Meditation nicht konzentriert bist und am Tag nicht effektiv wirken kannst.
Erholung
Auch in der Erholung finde den goldenen Mittelweg. Nimm dir nicht zu viel Freizeit, aber du brauchst auch eine gewisse Freizeit. Zu viel Zeit mit Nichtstun verbringen ist nicht gut, du willst wachsen. Du wächst, indem du spirituelle Praktiken machst, Gutes für Andere tust, spirituelle Bücher liest und Videos ansiehst. Du wächst spirituell durch uneigennütziges Dienen.
Sei aktiv, nimm dir nicht zu viel Freizeit. Wenn du dir keine Erholung gibst, wirst du vielleicht irgendwann ins Burnout rutschen. Gestalte deinen Tagesablauf so, dass er für dich gut ist. Maximale Zeit für uneigennütziges Dienen und spirituelle Praxis, mach auch etwas, was nötig ist, damit du im Gleichgewicht bist.
So wird Yoga zum Zerstörer des Leidens. Finde ein gewisses Mittelmaß. Manchmal muss man das Mittelmaß verlassen, in Zeiten wo du sehr viele spirituelle Praktiken machst und es gibt in Indien Feiertage, die mit Schlafverzicht verbunden sind. Z. Bsp. Shivaratri (Shiva Nacht).
Es gibt gute Gründe mal einen Tag oder eine Woche lang zu fasten. Befreie dich von Verhaftungen an Vorstellungen was du brauchst und was du nicht brauchst.
Als ich bei meinem Lehrer war, habe ich gelernt, dass es auch mal wichtig ist 16,18,20 Stunden tätig sein für etwas Gutes. Eine Woche auf Erholung zu verzichten und mit wenig Schlaf auszukommen.
Auch eine Art, um nicht zu einem spirituellen Spießbürger zu werden, komme heraus aus deiner Komfortzone. Dies ist kurzfristig gut für dein spirituelles Wachstum. Langfristig braucht es Gleichmut, Ausgeglichenheit, den Mittelweg.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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