Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 6. Vers

„Das Selbst ist der Freund des Menschen, der sich durch das Selbst bezwungen hat. Für den Menschen, der sich selbst nicht bezwungen hat, ist dieses Selbst ebenso ein Feind, wie ein äußerer Widersacher“.

Man könnte sagen, du selbst kannst dir Freund sein, wenn du dich selbst gezähmt hast, geschult hast usw. Wenn du deinen Gedanken, Wünschen, Gefühlen und Vorurteilen freien Lauf lässt, dann bist du dir selbst ein Feind. Du stehst dir selbst im Weg.

Manche Menschen denken, warum soll ich mich selbst beherrschen? Weil du dann ein Freund für dich selbst wirst.

Beispiel Hund Erziehung

Ich bin kein Befürworter von Haustieren. Es ist besser, Tiere in der Natur zu lassen. Aber angenommen du hättest einen Hund. Dann ist es wichtig, dass du ihn erziehst. Es gibt eine Vielzahl an Methoden die von Ahimsa (Nicht verletzten) geprägt sind. In den 60/70igern war die Erziehung nicht so gewaltfrei. Das hat sich glücklicherweise geändert.

Wenn du einen freundlichen Hund, den du nicht ständig beschimpfen musst, haben willst, dann musst du ihn erziehen. Ein gut erzogener Hund hat vollständige Freiheit. Er kann laufen wohin er will, Frauchen ruft, der Hund kommt. Ein Hund der nie erzogen wurde, den musst du ständig ziehen, rufen, oder sogar einen Maulkorb anziehen, weil er eine Gefahr für Andere ist, usw.

Erziehung des Geistes

Dein Geist ist auch wie der Hund. Wenn du deinen Geist erziehst, wird er zu deinem Freund. Wenn du deinem Geist einfach nur freien Lauf lässt, ist er dein Feind. Erkenne, wann etwas für dich und Andere nicht gut sind. Lerne damit umzugehen.

Vielleicht willst du dir aufschreiben, was du für Gewohnheiten hast, was dein Geist für Wünsche hat, für Vorurteile und Vorstellungen, die mich runter ziehen, die mich in eine Opferrolle hineinbringen, in Konflikte mit Anderen bringen. Was davon will ich jetzt angehen.

Vielleicht denkst du jetzt, stimmt, der Sukadev hat recht. Ständig mach ich etwas, was schlimm und nicht gut ist, ich bin kein guter Aspirant. Dann machst du dich auch wieder runter. Sage dir: “Ich habe hohe Ideale, das ist großartig, ich sehe es gibt noch viel zu tun, jetzt werde ich etwas angehen.“

Kommentar zur Bhagavad Gita 6. Kapitel 7. Vers

„Das höchste Selbst, des selbstbeherrschten und friedvollen Menschen bleibt unberührt von Hitze und Kälte, von Vergnügen und Schmerz und auch von Ehre und Schmach. Das höchste Selbst ist im Atman und überall erhaben. Du bekommst dazu Zugang, wenn du Selbstbeherrschung übst und Friedfertigkeit entwickelst“.

 

Shitat mana -  friedfertig

Brashantasya der Selbstbeherrschung übt

Shanti -  friedvoller Mensch

Brashanti - bedeutet großer Frieden

Brashanta - ein Mensch in Frieden verankert

 

Dieser Mensch, der unberührt ist von Hitze und Kälte, von Vergnügen und Schmerz und Ehre und Schmach, Lob und Tadel. Er ist Brashanta.

Hitze Kälte

Krishna spricht als hätte er die Probleme des 21. Jh. erahnt. Eines der harmlosesten Probleme, Tür auf oder Tür zu. Die einen schimpfen, das es zu kalt wird, das man krank wird, den Nacken verspannt, deshalb muss das Fenster zu sein. Die Anderen sagen, wir brauchen Prana, wir brauchen frische Luft.

Du kannst dich so schulen, das es dir weitgehend egal ist, ob das Fenster auf ist oder zu. Der Mensch ist ausgerichtet auf Temperatur 12-35 Grad. Du kannst schauen, dass du dich wohl fühlst, der Menschliche Organismus kann das, egal welche Temperatur zwischen 12-35 Grad ist.

Erkältung hat nicht etwas mit Kälte zu tun, da gibt es empirische Studien.  Es gibt nicht weniger Sauerstoff im Raum nur weil die Fenster zu sind. Evtl. sind mehr Ausdünstung des Menschen in der Luft und die machen nicht so viel aus. Sei unberührt von Hitze und Kälte, mach deinen Gemütszustand unabhängig vom Wetter.

Friedvoll von Vergnügen und Schmerz

Klingt einfach, mal gibt es was Tolles zu essen, mal machst du tolle Sachen, mal packst du was Tolles aus, mal hast du eine tolle Zeit mit Jemand.

Sukha  -  Vergnügen

Duhkha  -  Schmerz

 

Vielleicht gibt es was, was dir unangenehm sein könnte, was in deiner Arbeit schwierig ist, eine Aufgabe, die schwierig ist. Vielleicht ist etwas kaputt gegangen, du hast etwas gemacht und dann ist der Computer abgestürzt und alles ist verloren. Oder jemand hat das Ergebnis deiner Arbeit kaputt gemacht.

Gleichmütig in Vergnügen und Schmerz. Selbst wenn dein Körper Schmerzen hat, Kreuzschmerzen, Nackenschmerzen, Zahnschmerzen usw. Der menschliche Körper ist genial, einem in Schmerzzustände zu bringen. Ursprünglich hat Schmerz die Aufgabe, dich auf etwas hinzuweisen.

Du kannst gerade durch Hatha Yoga Schmerzen überwinden, da gibt es einige Tipps. Du kannst schauen, kannst du etwas mit Affirmation und Visualisierung machen usw. Das geht besser, wenn du eine innerliche Ruhe hast und weißt, ich bin das höchste Selbst. Und dieses höchste Selbst, Atman, hat nichts zu tun mit Sukha Duhkha von Körper oder Psyche.

Ehre und Schmach, Lob und Tadel

Ist manchmal für Aspiranten schwieriger als die anderen Teile. Man will Anerkennung für das, was man geleistet hat, endlich soll mal jemand sagen, wie toll ich das gemacht habe. Warum werden andere gelobt und ich nicht.

Oder der Yogalehrer/in bekommt ein negatives Feedback von einem Teilnehmer. Er ist am Boden zerstört und da kommt sein Kampf-Flucht-Mechanismus zum Vorschein. Manche beschimpfen ihre Schüler, Andere sagen sich, ich werde nie mehr unterrichten.

Karma gibt dir manchmal Lob, manchmal Tadel. Das höchste Selbst ist unberührt davon. Wenn du gelobt wirst, freue dich darüber, aber werde nicht abhängig von ständigem Lob. Wenn du negatives Feedback bekommst, weißt du, tief im inneren bleibe ich unberührt.

Dann schaue, ist an dem Feedback etwas dran, bekommst du wichtige Informationen, wo du etwas ändern kannst, dann setzte es um. Ist an dem Feedback nichts dran, schicke ihr/ihm Mitgefühl. Wenn du nichts dran ändern kannst, lass los. Erkenne, dass der andere gute Gründe hat, dass er etwas nicht gut findet. Es ist auch seine/ihre Lektion. Bitte um Entschuldigung, zeige Verständnis, lass los und erkenne, du bist das unsterbliche Selbst.

Es klingt so einfach. Aber es ist auch ein Test. Karma testet uns. Bleibst du wirklich unberührt von Hitze und Kälte, von Wetter und Temperatur. Ich stelle fest, wie schwierig das bei Aspiranten, auch zum Teil bei jahrelangen Aspiranten ist.

Persönliche Erfahrung mit Hitze und Kälte

Irgendwann habe ich mir vorgenommen unberührt zu sein bei Hitze und Kälte, Fenster auf oder zu. Das war für mich nicht so einfach. Ich bin ein ökologischer Mensch, ich finde man sollte nicht heizen. Die Welt steht vor einer Klimakatastrophe und die Menschen heizen auf 22/23 Grad und sie lassen die Fenster auf. Da rege ich mich darüber auf.

Es ist auch wichtig, dass ich mich ökologisch engagiere und keine Heizenergie verschwendet wird. Aber mein Glück davon abhängig zu machen, ob Menschen ökologisch konsequent sind oder nicht, bringt nichts.

Wenn ich was ändern kann, gut, wenn nicht die Welt wird nicht von einem zu warmen Raum untergehen.

Vergnügen und Schmerz

Manchmal ist schön, manchmal weniger. Auch wenn du körperliche Schmerzen hast, stelle nicht den spirituellen Weg in Frage. Es gibt den Aberglaube, das, wenn du spirituelle Praktiken übst, das du nie krank wirst und wenn, hast du etwas falsch gemacht.            

Ja, manchmal sind Schmerzen ein Zeichen, das man sich falsch verhalten hat. Ja, manchmal sind körperliche Schmerzen ein Zeichen das man etwas nicht gelernt hat und darauf hinarbeiten muss.

Manchmal sind Krankheiten ein Test des Gleichmuts. Gott gibt uns Tests, damit wir wissen, ich identifiziere mich nicht mit dem Körper. Deshalb macht Krankheit mir nichts aus. Ich bin in der Lage, mein Selbst zu lösen von den körperlichen Schmerzen.

Manchmal ist es nicht, das du völlig falsch gelebt hast, sondern dass du dich nicht identifizierst mit dem Körper und den Schmerz hinter dir zu lassen und ins höhere Selbst zu gehen.

Ehre und Schmach

Was Aspiranten aus Gleichmut bringt, sie hören das jemand negativ über sie redet, das finden sie so schlimm. Sie fragen sich, warum sagt er mir das nicht direkt, warum hinten herum. Was könnte dir mehr egal sein, als wenn du hörst, dass jemand anders gesagt hätte, er hätte gehört, dass jemand anderes schlecht über dich gesprochen hat.

Was soll es, die Menschen reden über Andere. Es macht den Mensch aus, sich über Andere zu unterhalten. In der Mehrheit sprechen Menschen über das Schlechte von Anderen. Denkst du deshalb schlecht über die Menschen, über die du ab und zu schlecht sprichst. Es ist eine gewisse Neigung. Ich hab das Gefühl in Europa ist das verbreiteter als in anderen Teilen der Welt.

Persönliche Erfahrung/Meinung

1980 als ich in Kalifornien war, gab es die Neigung immer positiv von anderen zu sprechen, ab und an negativ, aber das Positive hat überwogen.

Hier in Mitteleuropa habe ich den Eindruck, die Menschen unterhalten sich lieber über die Schwächen und das Negative von Anderen.

Ich habe einmal eine Titelgeschichte gelesen in der Zeitschrift „Psychologie heute“. Da ging es um den Wert von Klatsch. Gruppen werden zusammen gehalten, indem sie über Andere herziehen.

Karma als Projektionsfläche

Als ich das gelesen habe, habe ich gedacht, ich habe eine neue Weise entdeckt, uneigennützig zu dienen. Ich diene als Projektionsfläche. Menschen unterhalten sich über mich und unterhalten sich negativ über mich, auf diese Weise wird ihr persönliches Miteinander gestärkt. Ich brauche nichts zu tun und trotzdem trage ich dazu bei, dass Menschen sich verbinden.

Vielleicht kannst du das auch machen und sagen, toll, ich konnte meinen Beitrag leisten, dass Menschen ein Gesprächsthema hatten und sich miteinander verbunden haben.

Besser Möglichkeit, als zu denken, schlimm - und dich aufregst und überlegst, wie du das ihm heimzahlen kannst.

Umgekehrt wenn du über Andere sprichst, sprich wertschätzend über Andere.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

Die Kommentare der Bhagavad Gita ausführlich unter schriften.yoga-vidya.de

Weitere Informationen unter www.yoga-vidya.de

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