Ein Kommentar zu einigen Sätzen von Swami Sivananda aus dem Kapitel Bhakti, aus dem Buch „Inspiration und Weisheit.“

Swami Sivananda schreibt: „Bhakti heißt in Gott sein. Bhakti ist das Fließen von Hingabe wie das Fließen eines Flusses. Bhakti ist Kontinuität von Hingabe. So wie Öl kontinuierlich von einem Gefäß in ein anderes fließt. Bhakti ist das angezogen sein des Menschen durch Gott, so wie die Nadel vom Magnet angezogen wird. Bhakti ist Liebe um der Liebe willen. Der Gottesverehrer will Gott und nur Gott. In dieser Liebe liegt keine Selbstsüchtige Erwartung. Es gibt keine Angst. Es gibt manchmal spirituelle Systeme und Religionen die sagen: „Gott sieht alles, sei vorsichtig.“ Sie sprechen von der Gottesfurcht, die man haben soll.

Swami Sivananda spricht anders, er sagt: „Öffne dich mit deinem ganzen Herzen zu Gott. Du brauchst keine Angst zu haben. Selbst wenn du etwas falsch gemacht hast, Gott versteht es. Bhaktiyoga ist einfach. Gott streckt seine Hände aus, um dich aus dem Sumpf zu erheben. Ergreife seine Hand fest, du musst nur Hingabe zu Gott haben und zu Gott allein, Gott wird dir helfen.

Es gibt einen schönen Vergleich, denn es wird gesagt: „Rajayoga und Jnanayoga sind wie das Bemühen von einem Affenbaby und Bhaktiyoga ist wie das Bemühen von einem Katzenbaby. Angenommen du währest ein kleiner Affe in Indien und du hast eine Mutter, dann musst du zu der Mutter hinrennen und du musst dich festhalten an der Mutter. Die Mutter springt dann von Ast zu Ast. Aber du musst zur Mutter hinrennen und dich festklammern. Du musst also einiges tun.

Im Bhaktiyoga bist du wie das Katzenbaby. Im Bhaktiyoga bist du wie das Katzenbaby, du schreist einfach, dann wird Gott zu dir kommen, dich erheben und dich zum Höchsten führen. Auch das kleine Kind eines Affen wird letztlich getragen von der Mutter. Wenn du Raja und Jnana Yoga praktizierst, letztlich ist es Gnade, die dich zur Verwirklichung bringt, aber du musst mehr machen. Im Bhaktiyoga bist du wie ein Katzenbaby. Du musst nur schreien und dich an Gott wenden und Gottesgnade führt dich zum höchsten.

Swami Sivananda schreibt: „Es gibt zwei Arten von Bhakti, Apara Bhakti und Para Bhakti. Apara Bhakti ist niederes Bhakti. Para Bhakti ist höchstes Bhakti. Apara Bhakti ist für Anfänger auf dem Bhaktiweg. Als Apara Bhakta führst du Rituale und Zeremonien aus. Du singst Mantras und Anderes. Vielleicht gehörst du einer bestimmten Religion an und schmähst andere Bhaktas, die andere Aspekte des Göttlichen verehren. Das ist oft der Anfang einer spirituellen Bhakti Praxis.

Du kannst Gott auch durch andere Wege, wie Raja- und Jnanayoga, verwirklichen. Aber wenn du auf dem Bhaktiyogaweg relativ neu bist, wirst du vielleicht Rituale, wie Puja, Arati und Homa lernen oder Mantras und Sanskrit lernen, Kirtan und Harmonium. Oder du führst einfache Rituale durch und denkst: „Ja, ich verehre jetzt Gott“ und vielleicht denkst du auch: „Vielleicht bin ich jetzt anderen gegenüber etwas überlegen?“, weil du alle diese Gottgefälligkeitsrituale durchführst. In den verschiedenen Schriften wird auch oft gesagt, dass deine Art der Gottesverehrung die beste ist, denn der Glauben soll verstärkt werden.

So gibt es auch irgendwo in der Bibel den Ausdruck, wo Jesus sagt: „Niemand kommt zum Vater als durch mich.“ Krishna in der Bhagavad Gita sagt: „Andere mögen anderen Göttern dienen, aber nur wer mir dient, der kommt zum Höchsten.“ Und so sagen es auch die Moslems und viele andere.

Manche Parabhaktas wissen, das ist so gesagt, um den Glauben zu stärken. Wenn Gott in seinen Manifestationen überall sagt: „Durch die Manifestation erreichst du Gott besonders“, und wenn die Menschen dabei wissen, Gott hat das in verschiedenen Manifestationen gesagt, dann kann man auf die eine Weise verehren und Respekt vor den anderen haben.

Ein Gottesverehrer vom Para Bhaktitypus umfasst alles und schließt alles mit ein. Er besitzt kosmische Liebe, Vishwaprem. Die ganze Welt ist für ihn Vrindavan, der Ort Gottes. Er braucht keine Tempel zum Gottesdienst. Er fühlt, dass die ganze Welt eine Manifestation Gottes ist. Alle Bewegungen und Aktivitäten sind das Lilaspiel Gottes. Es gibt noch eine weitere Unterscheidung zwischen Apara Bhakti und Para Bhakti. In Apara Bhakti bittest du Gott um alle mögliche Hilfe. In Para Bhakti bittest du Gott um nichts. Du bist nur dankbar und spürst Gottes Gegenwart.

Bei Apara Bhakti würdest du z. B. um folgendes bitten: „Oh Gott, bitte hilf mir, den richtigen Job zu bekommen, bitte hilf mir, dass ich wieder gesund bin. Bitte hilf meinem Kind, dass es die Prüfung besteht. Bitte hilf mir, dass die Beziehung zwischen meinem Mann/meiner Frau wieder besser wird. Hilf, dass ich bei der Arbeit die Beförderung bekomme.“  Das alles sind Apara Bhaktiformen. Und vielleicht bekommst du dann auch das, was du dir wünschst und bist Gott gegenüber dankbar.

Vielleicht bekommst du nicht, was du dir wünscht und du sagst: „Oh Gott, du wolltest es nicht, aber es war gut, dass ich gefragt habe.“

In diesem Sinne sagt Swami Sivananda noch: „Suche Gottes Wille, tue Gottes Wille, unterwerfe dich dem Willen Gottes, du wirst eins werden mit dem kosmischen Willen. Gib dich Gott ganz hin. Gott wird dein Lenker auf dem Feld des Lebens werden. Er wird den Wagen deines Lebens gut lenken. Du wirst das Ziel erreichen. Das Reich unsterblicher Wonne.“

Das waren einige Sätze aus dem Kapitel „Bhakti Yoga“ aus Swami Sivanandas Buch „Inspiration und Weisheit.“ Mein Tipp wäre: Lies jeden Tag etwas aus diesem Buch. Es ist etwas sehr Inspirierendes. Swami Sivananda schreibt aus seiner Erfahrung. In seinen Worten ist viel Kraft und Power. Lies sie, lass sie auf dich wirken, lass dich inspirieren.

Zum Schluss noch ein kleines Gebet auf Sanskrit:

Kayena Vacha Manasendriyair Va

Buddhyatmana Va Prakriteh Svabhavat

Karomi Yad Yat Sakalam Parasmai

Narayanayeti Samarpayami

Oh Gott ich verehre dich. Oh Gott, kosmisches Bewusstsein, was auch immer ich heute getan habe und morgen tun werde, mit meinem Körper, mit meiner Stimme und mit meiner Sprache, mit meinem Herzen, mit meinen Emotionen, mit meinen Gedanken, mit meinem ganzen Sein, was auch immer es sein mag, ich bringe es dir dar.

Om Shanti, Shanti, Shanti

Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaja Ji Ki Jay

_____

Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein