Wie kannst du als spiritueller Mensch den Tag gut abschließen und das Einschlafen gut füllen mit Gedanken an Gott? Swami Sivananda hat gesagt: Beginne deinen Tag mit Gott, schließe deinen Tag mit Gott, fülle deinen Tag mit Gott, dies ist der Weg zu Gott. Er fängt tatsächlich an mit „beginne“ und geht es weiter mit „schließe“. Und so ist es sehr wichtig, mit welchen Gedanken du abends einschlafen wirst. Deine letzten Gedanken vor dem Einschlafen werden deine Träume beeinflussen, deine Schlafqualität beeinflussen und deine letzten Gedanken werden auch dein Aufwachen beeinflussen.
Ich empfehle dir, abends vor dem Einschlafen irgendetwas Spirituelles zu tun. Es ist nicht gut, vor dem Einschlafen noch auf dein Smartphone zu schauen, in den Fernseher zu gucken oder auf einen Bildschirm zu schauen. Man weiß, dass, wenn man 30 Minuten vor dem Einschlafen auf einen Bildschirm schaut, dich das so beeinflusst, dass dein Schlaf nicht so gut wird. Eine Folge dessen ist, dass du nicht so gut schläfst und dich am nächsten Tag unruhig fühlst.
Wenn es dir irgendwie möglich ist, schaue nicht auf den Bildschirm 30 Minuten, bevor du schlafen gehst. Es kann sein, dass du ein spirituelles Video anschaust, um vor dem Einschlafen einen guten Tipp zu bekommen. Vielleicht ist es in diesem Fall sogar hilfreich. Vielleicht reicht es dir auch, es einfach nur zu hören. Das Zuhören ist besser, als einen flimmernden Bildschirm anzuschauen. Wenn es für dich zu schwierig ist, 30 Minuten vor dem Einschlafen auf keinen Bildschirm zu schauen, dann wäre es gut, wenn du es ein paar Minuten vorher schaffst, auf keinen Bildschirm zu schauen.
Es wäre gut, eine spirituelle Praxis zu machen. Sei es Meditation, Asanas oder Pranayama. Das kannst du alles vorher noch machen. Wenn du dann zu Bett gehst, hast du idealerweise vor oder neben deinem Bett einen kleinen Altar oder zumindest ein Bild des Göttlichen. Setze dich einen Moment davor, schaue es an, meditiere, sprich, auch wenn es nur 30 Sekunden sind, ein Gebet. Lasse deinen Tag eventuell Revue passieren, mache dir bewusst, was du an diesem Tag gelernt hast. Wenn du magst, schreibe etwas auf, was du vielleicht heute gelernt hast oder auch, was du heute vielleicht nicht ganz so gut gemacht hast. Schreibe auf, was du vielleicht morgen korrigieren willst. Mache dir bewusst, wo du göttliche Gegenwart gespürt hast. Wenn du magst, nimm dir für morgen etwas vor und dann bringe alles Gott dar. Du könntest auch Mantras wiederholen, vielleicht das:
Tvam Eva Mata Cha Pita Tvam Eva
Tvam Eva Bandhush Cha Sakha Tvam Eva
Tvam Eva Vidya Dravinam Tvam Eva
Tvam Eva Sarvam Mama Deva Deva
Oh Gott, was auch immer ich heute erlebt habe, ich habe dich dort erlebt. Du bist als mütterliche und als väterliche Energie zu mir gekommen, als freundschaftliche Energie, als Herausforderung und als alles andere. Ich danke dir dafür.
Wenn es jemanden gibt, dem es nicht so gut geht, jemanden, den du in deine Gebete einschließen möchtest, dann wiederhole das Om Tryambakam. Denke an den Menschen, dem du Licht und Heilenergie schicken willst.
Om Tryambakam Yajamahe Sugandhim Pushtivardhanam Urvarukamiva Bandhanan Mrityor Mukshiya Maamritat
Schicke Friedensgedanken in alle Richtungen schicke sie in die ganze Welt. Wenn jeder Mensch vor dem Einschlafen Friedensgedanken in die ganze Welt schickt, wird eine Woge des Friedens um die ganze Welt gehen und langfristig eine friedvollere Welt schaffen.
Lokah Samastha Sukhino Bhavantu
Und eventuell willst du alles, was du getan hast Gott darbringen.
Kayena Vacha Manasendriyair Va
Buddhyatmana Va Prakriteh Svabhavat
Karomi Yad Yat Sakalam Parasmai
Narayanayeti Samarpayami
Was auch immer ich heute getan habe, mit meinem Körper, mit meinen Energien, mit meiner Psyche, mit meinen Gedanken, mit meinen Worten, mit meinem ganzen Sein, oh Gott, ich bringe es dir dar.
Oder in der Kurzform: Narayanayeti Samarpayami
Oh Gott, der du in allen Wesen bist, ich bringe dir alles dar. Und wenn du das Gefühl hast, manches war nicht richtig, oder du weißt nicht, ob du richtig gehandelt hast, dann kannst du es auch Gott darbringen. Du kannst sagen: „Oh Gott, ich habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, aber ich weiß nicht, ob es richtig war.“ Dann kannst du es Gott darbringen und sagen:
Sarvadharman Parityajya
Mam Ekam Sharanam Vraja
Aham Tva Sarvapapebhyo
Mokshayishyami Ma Shuchah
Oh Gott, ich weiß nicht, ob das was ich getan habe richtig oder nicht richtig ist, ich bringe es dir alles dar. Ich weiß, du wirkst hinter allem. Du wirkst sogar durch meine Fehler. Bitte führe mich, dass ich das tue, was getan werden soll. So hast du Gott alles dargebracht.
Das waren jetzt ein paar Minuten. Das geht jedoch auch in 60 Sekunden. Verbringe diese 60 Sekunden sitzend oder auch stehend vor dem Altar oder einem Bild Gottes. Dann gehst du in dein Bett. Vielleicht steht vor deinem Bett noch ein Bild, welches du anschauen kannst. Angenommen du schläfst allein, dann sprich dein Mantra. Du könntest auch noch einige Suggestionsformeln sagen, du kannst Gott um Hilfe bitten. Du kannst z.B. sagen: „Oh lieber Gott, in zwei Tagen muss ich eine Entscheidung treffen, bitte sage mir bis übermorgen früh, was ich tun soll.“ Erkläre Gott was du willst.
Du kannst auch eine Affirmation sagen: „Ich entwickele Mut“, oder „ich möchte ein geduldigerer Mensch werden“, oder „ich bin geduldig“ oder sage: „Ich werde morgen früh gegen 5.30 Uhr aufwachen“ oder sage: „Liebes Unterbewusstsein, lieber Gott, wecke mich um 5.30 Uhr auf, lasse du mich voller Kraft und Energie sein. Ich freue mich schon auf die Meditation morgen früh.“
Auf diese Weise stellst du deinen eigenen Wecker um 5.30 Uhr und du stellst deine Erwartungshaltung: „Ich freue mich darauf“. Nachdem du das gemacht hast, kannst du entweder ein Mantra wiederholen, bis zu eingeschlafen bist, oder eine Tiefenentspannungstechnik üben, die dich zum Einschlafen bringt.
Wenn du mit einem Partner zusammen bist, kannst du manches davon alleine machen, evtl. werdet ihr manches gemeinsam machen. Und evtl. kannst du auch einen Moment das Herz deines Partners spüren und Gott dankbar sein, dass er/sie sich manifestiert durch deinen Partner und deine Partnerin. Manches könntest du auch in den Armen des Partners als Gebet machen und manches machst du, nachdem ihr euch wieder voneinander weggerollt habt. Dann kannst du dich wieder an Gott wenden.
Schließe so den Tag mit einem solchen göttlichen Bewusstsein. Natürlich gibt es noch vieles andere, was ich dir raten könnte. So könntest du vor dem Einschlafen ein Buch aufschlagen, z. B. das Buch Inspiration und Weisheit von Swami Sivananda. Ein Buch, das genial ist, einfach aufschlagen und etwas, was dir den Tag spiritualisiert und dich dabei unterstützt, loszulassen. Du könntest auch noch ein Mantra hören, kurz einem spirituellen Podcast zu hören, dir spirituelle Klänge anhören oder Harmonium spielen.
Es gibt vieles was du tun kannst. Schließe in jedem Fall den Tag mit Gott ab. Das geht mit wenig Zeit, mit wenig Aufwand und mit viel Herz.
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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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