Dieser Text ist Teil der Bhakti Yoga Vortragsreihe im Rahmen der Yoga Vidya Schulung zum ganzheitlichen Yoga Weg und ist auch als Begleitvortrag gedacht zur zweijährigen Yogalehrerausbildung. Wie kannst du den ganzen Tag mit Gottesbewusstsein erfüllen? Dich immer wieder erinnern an göttliche Gegenwart. Wie kannst du Bhakti, Gottesliebe, immer wieder neu inspirieren? Auch tagsüber, bei verschiedenen Gelegenheiten? Wie kannst du deinen Tag so strukturieren, dass du dich immer wieder erinnerst, an das worum es im Leben wirklich geht?

Swami Sivananda, der große Yoga Meister sagte gerne „beginne deinen Tag mit Gott, schließe deinen Tag mit Gott, erfülle den Tag mit Gott. Dies ist der Weg zu Gott“. Dazu wird es in diesem Text einige Inspirationen und Tipps geben. Überlege gut, welche du umsetzen möchtest. Nicht jeder wird für dich geeignet sein. Aber hoffentlich wirst du den einen oder anderen finden, den du vielleicht ab heute oder morgen umsetzen kannst.

Starte den Tag mit Gott

Wenn du morgens aufwachst, noch im Bett liegend, sprich ein Gebet. Sprich zu Gott auf deine eigene Weise. Oder sprich ein Mantra und bitte um Führung. Bitte darum am heutigen Tag dich gut spirituell entwickeln zu können. Dann anschließend stehe auf, bleibe vielleicht einen Moment vor dem Fenster stehen, schaue in die Weite, schaue den Himmel an oder einen Baum. Mache dir einen Moment lang bewusst, Gott ist in der Unendlichkeit des Weltalls. Schau mit deinem Herzen in die Weite und spüre das Göttliche. Danach gehe vielleicht kurz zu deinem Altar oder schaue ein Bild eines Meisters oder ein Murti, ein Symbol an oder auch ein heiliges Buch. Verharre dort einen Moment und nimm Zwiesprache mit Gott. Anschließend gehst du vielleicht ins Bad und vielleicht wäschst du dein Gesicht oder deine Hände, nimmst eine Dusche. Dabei kannst du dich auch innerlich reinigen. Du kannst ein Mantra sagen. Du willst nicht nur dein Gesicht, deine Hände, deinen Körper mit Wasser reinigen, sondern deine ganze Psyche. Und du kannst dein bevorzugtes Mantra wiederholen oder auch das sogenannte Sapta Sindhava Mantra. Om Gange Cha Yamune, was so viel heißt wieOh göttlicher Segen, reinige mich. Oh sieben kosmische Reinigungsenergien, so wie ich jetzt den Körper reinige, bitte reinige meinen Geist, sodass ich dich spüren und erfahren kann“.

Danach wirst du vermutlich meditieren wollen. Und vor der Meditation kannst du ja das Licht entzünden. Verneige dich, setz dich einen Moment hin und schaue die Bilder an, oder die Murtis, die Götterfiguren. Halte für einige Sekunden Zwiesprache. Dann kannst du eine Kerze nehmen und diese entzünden. Dann schwenkst du sie dreimal im Uhrzeigersinn und sagst „Dipam Samarpayami“. Dies bedeutet so viel wie „ich bringe dir Licht dar.“ Du kannst ein Räucherstäbchen nehmen, es anzünden und es vor der Murti und den Bildern darbringen. Und eventuell sagen „Dupam Samar Payami“. Dies bedeutet: „Ich bringe dir Räucherstäbchen dar“. Eventuell kannst du kurz danach das Räucherstäbchen auch wieder ausmachen, damit es nicht zu viel Rauch im Raum gibt. Aber du hast es erst einmal dargebracht. Danach kannst du dich noch einmal verneigen, Vandanam. Dann setzt du dich hin für die Meditation. Diese kannst du so beginnen, wie du es immer machst. Dich hinsetzen, atmen, ein kurzes Gebet sprechen und dann deine Hauptmeditationstechnik üben. Am Ende der Meditation kannst du wieder ein Gebet sprechen und innerlich kurz überlegen, was am heutigen Tag anstehen wird. Du kannst um Segen und um Führung bitten. Und du kannst auch sagen: „Oh Gott, was auch immer ich heute tun werde, will ich für dich tun.“ Oder du könntest auch sagen „ Samarpayami“ - ich will dir alles darbringen. Oder auch „Narayana Iti Samarpayami, Narayana Iti Samarpayami“. Oh Gott, was auch immer ich heute tun werde, ich bringe es dir dar. Du kannst auch einfach nur sagen „Samarpayami“ , ich bringe es dir dar. Oder „Narayana Samarpayami, Shiva Samarpayami“ oder eben auch geistig einfach sagen „oh Gott, was ich heute tun werde, ich bringe es dir dar“. Wenn du willst, kannst du auch das Om Tryambakam morgens nach der Meditation dreimal sprechen, als Heilenergie für alle die du heute treffen wirst oder mit denen du zu tun hast. Oder auch für diejenigen, für die du gerne da sein wolltest, aber es heute nicht kannst. So schickst du ihnen zu mindestens Heilenergie. Du könntest auch sagen Lokah Samastah Sukhino Bhavantu. Möge es allen Wesen gut gehen. Du könntest auch noch andere Mantras wiederholen und ein Gebet sprechen. Dann kannst du, wenn du willst, noch mal die Kerze nehmen und sie dreimal darbringen, indem du sie im Uhrzeigersinn schwenkst. Wenn du wolltest, könntest du Arati Mantras rezitieren oder einfach nur das Arati Licht schwenken. Dich dann nochmals verneigen und das Arati Licht dann ausmachen. Wenn man Kerzen in einem spirituellen Kontext ausmacht, bläst du das Licht nicht aus, weil das die Abluft des Körpers ist. Sondern du kannst es löschen, indem du mit der Hand eine kurze Bewegung dagegen machst. Dadurch entsteht ein Luftzug, sodass die Flamme gelöscht wird oder du benutzt einen Kerzenausmacher.

Ähnlich kannst du das natürlich auch mit deiner Yogapraxis machen. Du kannst auch vor und nach der Yoga Praxis etwas Rituelles machen. Oder auch bevor du isst, kannst du einen Moment in die Stille gehen. Du kannst vor dem Essen auch ein Gebet sprechen. Kannst Dankbarkeit ausdrücken oder vor dem Essen das Brahmarpanam Mantra rezitieren: Brahmarpanam Brahmahavir Brahmagnau Brahmanahutam Brahmaiva Tena Gantavyam Brahmakarma Samadhina.

Ebenso nach dem du gegessen hast, kannst du einen Moment lang in die Stille gehen und dafür dankbar sein, dass du essen konntest. Auch darum bitten, dass du die Kraft, die du durch das Essen gewonnen hast nutzen kannst, um für andere positives zu bewirken. Gott hat dir zu essen gegeben und jetzt willst du den Gottesdienst, den Tag erfüllen.

Spiritualisiere den Tag

Wenn du das Haus verlässt, kannst du dir bewusst machen, dass das Zuhause wie die göttliche Mutter ist. Du könntest sie grüßen und sagen „Om Shri Durgayai Namaha Om Shri Durgayai Namaha Om Shri Durgayai Namaha“. Wenn du dann unterwegs bist, sei es mit Auto, Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln, vielleicht sogar zu Fuß gehst, kannst du auch noch mal dreimal das Om Tryambakam Mantra wiederholen. Tryambakam ist ein Schutzmantra. Es ist auch ein Segensmantra. Du kannst sagen, dass wenn ich durch die Gegend gehe, meine Lichtenergie überall hin wirken möge.

Begegnung mit anderen Menschen

Wenn du einen Menschen triffst, beispielsweise auf der Straße (für den Fall, dass du alleine lebst), oder auch wenn du mit anderen zusammen wohnst, dann kannst du zuerst einen Moment innehalten. Den anderen anschauen, dir bewusst machen, dass sich Gott durch diesen Menschen manifestiert. Mehrere Namen des Göttlichen sind ja Narayana, was so viel bedeutet wie der, der im Herzen aller wohnt. Vasudeva, das Licht aller Geschöpfe. Und so könntest du zum Beispiel sagen, „Om Namah Shivaya“ oder „Om Namo Narayanaya“. Wenn du einen spirituellen Partner hast, ist das eine gute Weise euch gegenseitig zu grüßen. Du könntest das natürlich auch innerlich sagen. Oder du könntest auch einfach sagen, „hallo“ oder „guten Morgen“ und dir dabei vorstellen, dich an das Göttliche im anderen zu wenden.

Wenn du dann den Menschen verlässt oder auch kurz danach, kannst du auch sagen: „Möge das göttliche durch dich wirken. Möge es dich segnen“. Du kannst natürlich auch einfach sagen, „grüß Gott“ oder du könntest sagen, „tschüss“. Das Wort Tschüss kommt ja von a dios. Das bedeutet so viel wie „ich vertraue dich der Obhut Gottes an“. Oder eben „ich grüße das Göttliche in dir“.

Wenn du also einen Menschen siehst, sieh das Göttliche in ihm. Wenn du dich von ihm verabschiedest, verabschiede dich vom Göttlichen oder vertraue ihn der Obhut Gottes an.

Die ganze Woche spiritualisieren

Nicht nur den Tag kannst du spiritualisieren, sondern natürlich auch die Woche. Die meisten Menschen haben einen bestimmten Rhythmus. Viele haben den 7 Tage Rhythmus, wo sie zum Beispiel Samstag und Sonntag nicht arbeiten. Andere haben andere Rhythmen. Bei manchen ist es Schichtarbeit, wo sich alle paar Tage die Arbeitszeiten wechseln. Es ist gut einen Tag pro Woche oder einen halben Tag pro Woche besonders mit spirituellen Praktiken zu füllen.

In früheren Zeiten war es ja üblich, dass man einmal die Woche in die Kirche geht, dass man beispielsweise am Sonntag einen beschaulicheren Tag führt. Eventuell könntest du es so machen, dass du einmal die Woche ins Yogazentrum gehst und dass du dort besonders intensiv praktizierst und du diesen Tag vielleicht auch ganz besonders den spirituellen Praktiken widmest. Eventuell bist du ja Teil einer zweijährigen Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya, dann hast du schon mal einen Tag in der Woche, der besonders spirituell gefüllt ist. Vielleicht gibt es noch einen weiteren, wo du etwas mehr spirituelle Praktiken machen kannst. Wenn du nicht Teil einer solchen Ausbildungsgruppe bist, wäre ein großer Tipp, einmal die Woche in ein Yogazentrum zu gehen oder in ein Meditationszentrum oder eben in die Kirche, Synagoge oder Moschee, um mit anderen zusammen ein Ritual zu Verehrung des Göttlichen auszuführen.

Jahresrhythmus spiritualisieren

Auch den Jahresrhythmus kannst du auf besonderer Weise feiern. Du hast sicherlich eine Geburtstagsfeier. Vor allem in den westlichen Ländern ist Geburtstag etwas Besonderes. Übrigens ist es das in vielen anderen Kulturen ja nicht. Dort haben früher viele Menschen noch nicht mal gewusst, wann ihr Geburtstag ist. Als Baby haben sie es nicht bewusst mitbekommen oder es vergessen. Und ansonsten wurde es eben auch nicht gefeiert. Heutzutage, sowohl im Westen, wie auch in Indien wird Geburtstag gefeiert. So könntest du sagen, an meinem Geburtstag will ich besonders intensive Praktiken machen. Und im Yoga-Kontext gilt es als besonders hilfreich, 108 Mal das Om Tryambakam zu rezitieren. Wenn 108 Mal nicht möglich sind, dann mache eben 54 oder 27 Mal. Jedoch wiederhole mindestens neunmal das Om Tryambakam. Du könntest im ersten Teil darum bitten, dass Heilenergie durch dich hindurch strömen möge und du selbst reifen mögest und dich lösen mögest von allen Verhaftungen. Mögest du selbst der Erleuchtung näher kommen. Das ist ja eine Bedeutung von Om Tryambakam. Zweite Bedeutung ist Heilenergie und Gutes bewirken. Du könntest sagen, möge ich im neuen Lebensjahr heilsam für andere sein, möge ich viel Gutes bewirken. Und Om Tryambakam ist auch ein Mantra für Frieden auf der ganzen Welt. Und so könntest du den letzten Teil des Om Tryambakam dem widmen, dass sich im nächsten Jahr die Welt positiv verändern möge. Damit kannst du den Wunsch verknüpfen, dass die Lichtenergie stärker werden möge. Sowohl auf diesem Planeten als in deinem Umfeld.

Feiertage

Dann gibt es bestimmte Feiertage. Angenommen, du bist christlich orientiert, dann wäre es empfehlenswert, sich den Sinn der christlichen Feiertage bewusst zu machen und diese spirituell zu nutzen. Wenn du einen stärkeren Zugang zu den indischen Feiertagen hast, dann feiere diese. Es wird dazu noch weitere Vorträge geben, wie du die verschiedenen indischen Feiertage gut zelebrieren kannst. Einige existieren auch schon dazu. Im Allgemeinen wird auf unserem Blog darauf immer hingewiesen. Du brauchst bloß öfters mal in unseren Blog zu schauen. Und wenn es neue indische Feiertage gibt, wird ein paar Tage vorher etwas darüber berichtet. Auf diese Weise bekommst du schon einige Tipps, wie du diese Feiertage begehen kannst.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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