Bhagavad Gita, 2. Kapitel, Verse 39 – 51. Karma Yoga als verhaftungsloses Handeln und Jnana Yoga.

Wie kann man seinen Alltag spiritualisieren? Wie kann man handeln, ohne gebunden zu sein?

Dies ist eines der wichtigen Themen der Bhagavad Gita.

Karma Yoga heißt zum einen, uneigennützig zu dienen, etwas zu tun für andere und tätige Nächstenliebe. Das ist ein Aspekt von Karma Yoga.

Der zweite Aspekt von Karma Yoga ist Handeln ohne Verhaftung. 

Vers 39

Du hast die Weisheit über Samkhya gelernt, höre nun die Weisheit über Yoga. Wenn du sie besitzt, oh Arjuna, wirst du die Bande des Karma abwerfen.

Krishna spricht hier über Jnana-Yoga, dem Yoga des Wissens und über Karma Yoga, dem Yoga des Tuns. Bisher hat er über Samkhya gesprochen, über Brahman, Atman, die Unsterblichkeit der Seele usw. Ab Vers 10 bis Vers 38 des 2. Kapitels ging es um Samkhya im Sinne von Jnana-Yoga. Dabei ist nicht hauptsächlich das Samkhya-Philosophie-System gemeint, eines der 6. Darshanas, sondern allgemein Jnana Yoga. Jnana Yoga kann auf der Terminologie des Samkhya basieren, dieses verwendet Krishna, wenn er über Purusha und Prakriti spricht. Samkhya kann sich auch auf Vedanta, Uttara Mimamsa (= die nach oben ausgerichtete Betrachtung) beziehen.

Wenn Krishna in diesen Versen über Yoga spricht, meint er damit Karma Yoga, der Yoga der Tat und der Handlung.

Arjuna fragt Krishna: „Was soll ich jetzt tun? Soll ich jetzt handeln oder soll ich mich zurückziehen und einfach nur noch meditieren?“ Krishna greift das auf, indem er sagt: „Ich habe dir erst einmal über Samkhya erzählt, der Unsterblichkeit der Seele. Egal was du tust, du wirst dich nicht verändern. Daher spielt es keine große Rolle, ob du kämpfst oder nicht kämpfst, was du tust oder nicht tust.“

Mit diesen Worten kann er erst einmal die Verzweiflung aus Arjuna herausnehmen.

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, hilft es, erst einmal zu sagen: so wichtig ist die Entscheidung nicht. Die Seele ist unsterblich und egal, was geschieht, es ist vergänglich. Auf einer Ebene der Relativität ist alles, was du tust irgendwann wieder verschwunden.  Auf einer absoluten Ebene passiert nichts. Auf dieser Grundlage kannst du dir sagen, dass du dich nicht so wichtig nehmen sollst.

Dann gibt es die zweite Grundlage. Das ist Karma Yoga. Mit Karma Yoga kann man die Bande des Karma abwenden. Das Gesetz des Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Wenn du etwas tust, dann reagierst du auf etwas. Du bist in einer karmischen Situation. In dieser karmischen Situation, Prarabdha Karma (das Karma, das sich in diesem Leben manifestiert) erfährst du etwas und du reagierst darauf mit Identifikation oder Wunsch. Dadurch schaffst du neues Karma, was wieder zur Ursache für künftiges Karma wird. Dadurch schaffst du wiederum neues Karma, Agami Karma. Das bleibt eine Weile dort als Sanchita Karma (angehäuftes, gespeichertes Karma, dessen Lektionen in der Zukunft auf dich zukommen). Darauf wirst du neues Prarabdha Karma säen. Das sind die Bande des Karma.

Mit Karma Yoga kannst du diese Bande des Karmas durchtrennen. Du wirst nicht mehr neues Karma schaffen, du wirst nur die Lektionen lernen, die das Schicksal dir bereithält. Wie das geht, das wird Krishna in den nächsten Versen sagen.

 Vers 40

Beim Karma Yoga ist keine Anstrengung vergebens und es entsteht auch kein Schaden. Er sagt gleich zu Anfang, selbst wenn du nur ein bisschen umsetzt, hilft dir das. Schon ein wenig von diesem Wissen, schon ein wenig Praxis von diesem Yoga schützt vor großer Furcht und hilft bei großer Gefahr.

Er sagt, wenn du das machst, vermeidest du Schaden, schlechtes Karma für dich und für andere.

 Vers 41

Hier, oh Arjuna, gibt es nur einpünktige Entschlossenheit. Weit verzweigt und endlos sind die Gedanken der Unentschlossenen.

Er sagt, du kommst durch die Einstellung des Karma Yoga zur Entschlossenheit. Du wirst nicht ständig überlegen, ob du das Richtige gemacht hast, ob du es nicht richtig gemacht hast. Du  fragst nicht, ob du es nicht hättest anders machen sollen. Du hast nicht mehr die Vorstellung davon, dass nicht alles von dir abhängt. Die Einstellung des Karma Yoga hilft, mit Entschlossenheit das zu tun, was zu tun ist.

Vers 42

Blumige Worte finden die Unweisen, die in den rühmenden Worten der Veden gefallen finden, oh Arjuna und sie sagen: „es gibt nichts anderes“.

 Vers 43

Sie sind voller Wünsche, der Himmel ist ihr Ziel und das Ergebnis ihres Tuns ist eine neuerliche Geburt. Sie schreiben verschiedene Methoden mit einer Überfülle von bestimmten Handlungen vor, um Vergnügen und Macht zu erlangen.

Hier spricht Krishna über die Veden, und zwar von bestimmten Teilen davon. Es gibt zwei Teile der Veden, den Karma Kanda (Handlungen und Rituale) und den Jnana Kanda (beschreibt das höchste Wissen und wie man dorthin kommt).

Karma heißt hier, das Gesetz des Karmas. Wie kann man das Gesetz des Karmas nutzen, um seine Wünsche zu erfüllen? Das kann man z. B. bei einem bestimmten Opferritual, einer bestimmten Puja, einem bestimmten Mantra oder indem man Tapas übt (bestimmte Askese-Übungen). Oder man tut etwas, indem man spendet, um Konkretes zu erreichen. Es gibt bei der Puja, wie auch bei der Homa einen Moment, der sich Sankalpa nennt. Dabei kannst du einen Wunsch oder ein bestimmtes Anliegen äußern mit dem Wunsch dahinter, um das oder jenes zu erreichen. Genauso könntest du sagen: „Lieber Gott, bitte gib mir, dass ich den Job bekomme“, „Bitte gib, dass mein Unternehmen funktioniert und dafür gebe ich dir eine gewisse Menge Geld.“ Das ist auch eine Form der spirituellen Praxis, man würde fast sagen, der religiösen Praxis. Du machst etwas, um dafür belohnt zu werden. Tatsächlich ist vieles in der populären Religion darauf zurückzuführen. Menschen geben Gott ein Versprechen und sie sagen, wenn ich das und das bekomme, dann werde ich das und das tun. Sozusagen ein gewisser Handel gegenüber Gott.

„Lieber Gott, ich möchte gerne die Gunst dieses Menschen erlangen!“ Vielleicht bist du verliebt und sagst: „Wenn das gelingt, dann werde ich das und das tun“. In den Veden gibt es Teile, in denen das auch beschrieben wird. Um dies und jenes zu erreichen, musst du diese und jene Puja machen, das und das Mantra wiederholen, so und soviel Geld in karitative Werke stecken usw.

Krishna sagt, das ist nicht Spiritualität. Tue nichts Spirituelles, um nachher etwas anderes dafür zu bekommen. Das zu tun heißt, gebunden zu sein an sein Karma. Damit schaffst du neues Karma. Vielleicht schaffst du dir gutes Karma. Aber es ist letztlich egal, ob du in Goldketten gebunden bist oder in rostigen Eisenketten. Ketten sind Ketten. Karma Yoga heißt, dich zu lösen von den Ketten des Handelns.

Das würde Arjuna sagen, denn Arjuna hat im ersten Kapitel davon gesprochen, dass es, wenn er jetzt das und das tut, eine negative Konsequenz gibt. Egal, was er tut, es wird immer eine negative Konsequenz haben. Wenn man seine Pflicht nicht erledigt, schafft es negatives Karma.

Krishna sagt, es gibt einen Weg, wie du schlechtes Karma vermeiden kannst. Das ist Karma Yoga. Die Lektionen zu lernen, aus den Erfahrungen, die das Karma gibt und zu handeln ohne Verhaftungen, um kein neues Karma zu schaffen.

Vers 44

Menschen, die an Vergnügen und Macht hängen und deren Geist durch solche Lehren abgelenkt wird, entwickeln nicht diese Bestimmtheit, die stets auf Meditation und Samadhi ausgerichtet sind.

Das musst du dir bewusst machen. Es geht in der Spiritualität letztlich um die Gottverwirklichung. Es gibt immer wieder relative Wirkungen der Spiritualität. Du übst Asanas und Pranayama für die Gottverwirklichung, aber ebenso, um gesund zu sein, zu bleiben oder um mehr Prana zu haben. Du übst Raja Yoga, um Gottverwirklichung zu erreichen und den Geist zu kontrollieren. Vielleicht auch, um erfolgreicher in deinem Job zu sein durch klarere Konzentration und mehr Ausstrahlung, um das zu bekommen, was du willst.

Du lässt dein Prana erhöhen, um damit die Chakras zu öffnen, damit die Kundalini zu erwecken und eins zu werden mit dem Kosmischen. Vielleicht willst du dein Prana erhöhen, um mehr Ausstrahlung zu haben oder um sexuell attraktiver zu sein. Du übst so vieles und wirst vielleicht auch Yogalehrer. Vielleicht hast du schon angefangen, selbst zu unterrichten. Wahrscheinlich ist deine Hauptmotivation, Gutes zu tun. Vielleicht lernst du, wie man unterrichtet, um Geld zu verdienen und um Respekt und Anerkennung zu bekommen.

Grundsätzlich sagt Krishna: „Wenn du spirituelle Dinge tust, um etwas zu bekommen, dann dient das für dich nicht zur Befreiung. Je mehr du spirituelle Praktiken übst, um Gott zu verwirklichen, desto mehr hast du diese einpünktige Bestimmtheit, mit der du zu Gott kommst.“

Krishna lehrt den ganzheitlichen Yoga, um auf verschiedenen Ebenen zu handeln. Bei Yoga Vidya lehren wir ebenso diesen ganzheitlichen Yoga mit den vier Purushartas:

Kama = Sinnesbefriedigung

Artha = Ziel, beruflicher Erfolg

Dharma = seine Anliegen umzusetzen, seine Talente zu entwickeln

Moksha = Befreiung

Krishna sagt, wenn du zu sehr eine gemischte Motivation hast, dann hast du nicht die Einpünktigkeit, die es braucht, um zu Samadhi zu kommen. Wenn du Samadhi erreichen willst, achte nicht zu sehr auf deine anderen Wünsche, sondern tu das, was du tust, um Befreiung zu erlangen. Wenn du wirklich mit einpünktiger Bestimmtheit zur Gottverwirklichung kommen willst, gilt es, deine Pflichten und Aufgaben zu tun.

Vers 45

Die Veden sprechen von den 3 Eigenschaften der Natur. Erhebe dich über diese drei Eigenschaften. Oh Arjuna, befreie dich von den Gegensatzpaaren und weile immer in der Eigenschaft von Sattva (Tugend), frei von (dem Gedanken an) Erlangen und Behalten und ruhe fest im Selbst.

Es gibt 3 Eigenschaften (Gunas), Sattva, Rajas und Tamas. Die Veden sprechen über diese 3 Eigenschaften und sagen, kultiviere Sattva. Tamas – (Trägheit, Dunkelheit) gilt es zu überwinden. Das Egoistische, das Besser-sein-wollen als andere, Wunschstreben, das Getrieben sein von Gier und Ärger, Neid und Eifersucht gilt als rajasig. Überwinde dies.

Entwickle Sattva. Sattva heißt Reinheit, Licht, Harmonie. Das, was an Sat - der Wahrheit - ausgerichtet ist. Das, was aus Sat, der Wahrheit kommt, das, was dich zurückführt zu Sat.

Er sagt hier, erhebe dich über die Gegensatzpaare, aber verweile zuerst in der Eigenschaft von Sattva. Dann erhebe dich über die Gegensatzpaare wie Hitze und Kälte, Erfolg und Misserfolg, Vergnügen und Schmerz, Lob und Tadel usw. Diese sind nicht so wichtig. Dann verweile zwar in Sattva, erhebe dich aber darüber.

Der Mensch geht durch Veränderungen. Etwas Tamas wirst du immer haben, sei es, weil du müde bist. Etwas Rajas wirst du haben, mit dem Drang danach, etwas zu tun. Sattva wirst du auch haben. Aber du bist nicht Sattva. Du solltest sogar über Sattva hinauslaufen. Er spricht von einer Freiheit von Gedanken an Erlangen und Behalten.

Menschen wollen etwas erlangen. Sie wollen Geld haben. Sie wollen Eigentum haben und möchten geliebt werden. Anerkennung von anderen, Wissen erlangen und behalten ist den Menschen wichtig. Wenn man dies schon hat, dann will man es behalten. So lange wie man etwas erlangen will ist man vom Wunsch getrieben. Wenn man es dann behalten will, ist man wunschgetrieben. Es geht nicht darum, nicht etwas zu erlangen, sondern es geht darum, los zulassen. Es geht darum, dienen zu wollen und nicht verhaftet zu sein.

Vers 46

Für den Brahmanen mit Selbsterkenntnis sind alle Veden ebenso viel wert, wie ein Wasserbehälter an einem überfluteten Ort.

Nur ein Weiser, der das Selbst verwirklicht hat, für den haben die Veden keinen Nutzen, denn er besitzt das unendliche Wissen über das Selbst. Wenn genügend Wasser da ist, brauchst du nicht noch zusätzlich Wasser herbei zuschleppen. Krishna spricht deshalb besonders intensiv, weil Arjuna aus der Purva Mimamsa Tradition kommt. Ihm geht es darum, seine Pflicht zu tun und dann dafür Gutes zu bekommen. Ihm geht es eigentlich um die Gottverwirklichung. Er hat gelernt, wenn man dies macht, bekommt man das und wenn man jenes macht, kriegt man etwas anderes.

Er hat Angst, falsches zu tun. In diesem Fall beginge er Papa, eine Sünde. Das bedeutete negatives Karma. Er will deshalb Papa verhindern. Krishna sagt, gehe über das hinaus, was Sünde oder Nicht-Sünde ist. In späteren Versen im 3. Drittel der Bhagavad Gita sagt er, dass es ethische und unethische Handlungen gibt und dass er selbstverständlich das Ethische tun soll. Sattva ist wichtig. Sattva entspricht auch der Ethik und dem, was aus Liebe und Mitgefühl entsteht.

Vers 47

Du hast nur das Recht zu handeln und deinen Pflichten nachzukommen, aber keinen Anspruch auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlung dir Motiv zur Handlung sein, noch wende dich zum Müßiggang.

Das ist einer der wichtigsten Verse der Bhagavad Gita. Er sagt, dass du das Recht und die Aufgabe hast, deinen Pflichten nachzukommen. Es geht darum, dass du überlegst, was deine Pflicht ist, was dein Svadharma (Rechte und Pflichten) ist.

Es geht nicht darum, dass du deshalb dafür belohnt werden sollst. Du kannst deine Pflicht tun, trotz dem Misserfolg ernten und trotzdem Probleme bekommen. Wir müssen unser scheinbar negatives Karma ernten, um dadurch zu wachsen. Die Situationen, in die wir kommen, hängen nicht unbedingt damit zusammen, wie wir vor kurzem gehandelt haben. Wir haben karmische Lektionen bekommen, um unsere Erfahrungen damit zu machen und um zu handeln, so gut wir können. Was nachher dabei herauskommt ist nicht wichtig. Nur, was du tun solltest, um das größtmögliche Gute zu bewirken und dies nachher loslassen.

Wenn es dir nicht um die Früchte deiner Handlungen geht, dann heißt das nicht, dass du deshalb nicht engagiert tätig bist, sondern bedeutet, dass du das Richtige tust. Das ist manchmal ein Problem in gemeinnützigen Vereinen. Menschen, die etwas nicht dafür bekommen was sie tun, engagieren sich ein bisschen, soweit es ihnen Spaß macht. Wenn sie keine Lust mehr haben, lassen sie los und geben es ab, bzw. auf. Das ist keine Verhaftungslosigkeit, sondern das ist Verantwortungslosigkeit. Die wenigen in einem Verein, die verantwortungsbewusst sind, müssen dann immer wieder alles abfangen.

Wende dich nicht dem Müßiggang zu und handle nicht verantwortungslos. Erkenne, was zu tun ist und tue das, was zu tun ist mit großem Engagement, mit Hingabe und mit Freude. Tue es für Gott, tue es für die Menschen.

Vers 48

So handle, oh Arjuna und sei fest im Yoga. Gib alle Verhaftungen auf und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geist oder auch Gelassenheit wird Yoga genannt.

Hier gibt Krishna das Schlüsselwort für Gelassenheit, dem Handeln ohne Verhaftung. Tue, was zu tun ist, frage dich, was deine Aufgabe und deine Pflicht ist und wie gut du für das größtmögliche Gute tätig sein kannst. Was ist die Lektion hier? Dann handle, so gut du kannst ohne Verhaftung. Ohne Verhaftung an die Handlung deshalb, weil du vielleicht nachher das loslassen musst, weil diese Aufgabe vielleicht jemand anders übernehmen wird. Sei ohne Verhaftung an den Erfolg. Es kann sein, dass du alles richtig machst und trotz dem Misserfolg hast. Wenn du dich für etwas engagierst und alles gut ist, dir aber niemand für deine Tätigkeit dankt, sei ohne Verhaftung an die Früchte. Wenn du dies übst, dann bist du in Samatva (Gelassenheit und Gleichmut).

Vers 49

Handeln ist im Yoga der Weisheit weit unterlegen, oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit. Unglücklich sind die, deren Motiv die Früchte der Handlung sind.

Karma ist Handlung und zum anderen das Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist die Situation, in der du gerade bist. Krishna sagt, wenn du etwas nur tust, nur um das Gesetz von Karma auszunutzen, Gutes zu tun, um anschließend etwas Gutes zu bekommen und Schlechtes zu vermeiden, um karmische Bestrafung zu vermeiden, dann ist das nichts Bedeutungsvolles. Auf eine gewisse Weise heißt das, dass du motiviert bist durch Angst oder Belohnung. Damit kommst du nicht zur Befreiung.

Er sagt, das ist sehr dem Buddhi Yoga (Yoga der Einsicht) unterlegen. Die Einsicht, dass es deine Aufgabe ist, deine Pflicht zu tun und nicht verhaftet zu sein an Erfolg und Misserfolg, führt dich zur Befreiung. Wenn du nur Gutes tust, um belohnt zu werden, um das Gesetz des Karmas auszunutzen, dann wirst du dort gebunden sein. Du wirst unglücklich sein, wenn etwas nicht gelingt. Die karmischen Früchte überlagern sich. Es liegt nicht ganz in deiner Hand. Du kannst ein guter Mensch sein, du kannst alles geschickt tun und mit Engagement bei der Sache sein. Trotzdem kann alles, was du getan hast vollständig zusammenbrechen. Wenn du nur nach Anerkennung strebst, wirst du unglücklich sein, weil du ständig überlegen wirst, ob alle deine Tätigkeiten ausreichend waren.

Vers 50

Der Mensch, der Weisheit (Gemütsruhe) besitzt, weist in diesem Leben, in dieser Welt, gutes wie auch schlechtes Karma von sich, deshalb widme dich dem Yoga. Yoga ist Geschick im Handeln.

Hier spricht er von Sukrita und Duskrita. Sukrita sind gute Handlungen und Duskrita sind schlechte Handlungen. Gute Handlungen sind Handlungen, die gutes Karma erzeugen. Duskrita sind schlechte Handlungen, die schlechtes Karma erzeugen. Er sagt, überwinde diese Vorstellung, Gutes zu tun, um Gutes zu bekommen und Schlechtes zu meiden, um schlechtes Karma zu vermeiden. Jemand, der Weisheit besitzt, handelt nicht mehr, um belohnt zu werden. Er hat keine Angst mehr vor Strafe. Er tut das, was gut ist und tut es so gut, wie er es kann. Er sagt deshalb, Yoga ist Geschick im Handeln. Kaushala heißt Geschick und Engagement, Energie und Enthusiasmus. Es bedeutet auch loslassen. Daher sagt er, wenn du weise bist, dann überwinde die Vorstellung, dass du für gute Handlungen belohnt werden müsstest und höre auf, Angst vor falschen Handlungen zu haben. Tue das, was du tust mit Engagement, mit Geschick, so gut du kannst. Yoga Karma Sukhausalam, Kaushalam, dann lasse los.

Vers 51

Die Weisen, die mit Wissen erfüllt sind, die die Früchte ihrer Handlungen aufgegeben haben und die frei sind von den Fesseln der Geburt, gehen an einen Ort, der jenseits allen Leidens ist.

Was geschieht, wenn du wie ein Weiser bist, wie ein Weiser handelst und mit Wissen erfüllt bist? Wa passiert, wenn du das Wissen hast, das unsterbliche Selbst zu sein?

Darüber sprach er ab Vers 10 im 2. Kapitel. Weiterhin befasst er sich mit der Aussage: Du bist nicht der Körper. Der Körper kommt und geht. Er ist wie ein Kleidungsstück, das du anziehst und irgendwann wieder ausziehst. Die Erfahrungen, die du machst, kommen und gehen. Er sagte vorher, die Erfahrungen sind die Kontakte der Sinne mit den Objekten. Sie haben ein Anfang und ein Ende. Sie haben Höhen und Tiefen. Ertrage sie tapfer.

Sei weise; es geschieht, was geschehen soll. Tue deine Pflicht im Rahmen des kosmischen Ganzen, sei ein Instrument und hänge nicht an den Früchten des Handelns. Dann bist du gelöst von den Fesseln der Geburt. Das sind die Aussagen. Fesseln der Geburt heißt, dass du neues Karma schaffst. Du handelst, um etwas Gutes zu bekommen oder du lässt los und gehst an einen Ort jenseits allen Leidens.

Durch Erwartungen entsteht Leiden. Wenn du etwas tust, um etwas zu erreichen, entsteht Leiden.

Durch Karma Yoga hat man sofort die Wirkung, jenseits des Leidens zu gehen. Du wirst befreit von allen Verhaftungen, die kommen und gehen. Du erreichst einen Zustand jenseits von allem Leiden. Was heißt das? Wenn du darüber nachdenkst, dass alles Leiden durch Verhaftung und Erwartung entsteht, dann tue das, was zu tun ist, so gut wie du kannst. Dann lasse los.

Wie oft ärgere ich mich, dass ich nicht bekomme, was mir zusteht. Wie oft ärgere ich mich, weil ich nicht so behandelt werde, wie ich behandelt werden sollte. Wie oft ärgere ich mich, dass ich ungerecht behandelt wurde. Wie häufig habe ich Wünsche und bin traurig, dass sie nicht erfüllt wurden? Sei dir bewusst, dass Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Besserung ist. Lasse dann los und übergib es Gott.

Beobachte dich, wenn du plötzlich bemerkst, dass du die Motivation, etwas zu tun verlierst, wenn es dir nicht mehr darum geht, persönliches dafür zu bekommen.

Lächle darüber und werde dir dessen bewusst. Tu das, was zu tun ist, so gut wie du kannst und du wirst feststellen, dass es dir sogar Freude macht, ohne an Erfolg, Misserfolg, Angst und Bestrafung zu denken.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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