Das Wort `Hatha´ kann verschieden interpretiert werden. Hatha wörtlich übersetzt heißt `Anstrengung´ und `Bemühung´. Hatha Yoga ist ein körperliches Übungssystem, wo du körperliche Übungen machst und dich bewusst bemühst.
Hatha Yoga wird aber auch anders interpretiert. `Ha´ heißt `Sonne´ und `Tha´ heißt `Mond´. Yoga heißt Einheit und Verbindung. Hatha Yoga ist also die Einheit und Verbindung von Sonne (Ha) und Mond (Tha) bzw. der Sonnen- und Mondenergie. Dieses ist eines der Themen im Kundalini Yoga, wo man von zwei Hauptenergien im Universum spricht:
- Die Sonnenenergie, deren Sitz im Bauch ist, im sogenannten Sonnengeflecht.
- Die Mondenergie, deren Sitz sich in der Stirn befindet.
Der Bauch sollte Wärme ausstrahlen bzw. sich auch warm anfühlen. Die Sonne steht auch für Durchsetzungsvermögen, Enthusiasmus, Begeisterungsfähigkeit, Strahlen und dafür, etwas bewirken zu können.
Die Mondenergie hingegen steht für das Kühlende, Empfangen, Entspannen und die Ruhe.
Hatha Yoga aktiviert beides: die Sonnen- und die Mondenergie.
Es gibt ja sogar die Aussage, dass du bereits mit einer gewissen Sonnen- und Mondenergie auf die Welt kommst. Kleine Kinder sind sehr aktiv, rennen viel durch die Gegend, sie wachsen und können viel bewirken. Dieses sind alles Funktionen von `Ha´, der Sonne.
Aber sie lernen auch viel, nehmen vieles auf und imitieren eine ganze Menge. Verletzungen heilen bei ihnen sehr schnell und sie regenerieren sich sehr schnell. Alles das sind Funktionen von `Tha´. Im Laufe des Lebens verbrauchen sich `Ha´ (Sonnenenergie) und `Tha´ (Mondenergie) auf.
So wird der alternde Mensch später weniger Sonnen- und Mondenergie haben. Das bedeutet, dass der alternde Mensch weniger bewirken möchte, er ist weniger aktiv, er hat weniger Enthusiasmus und Begeisterungsfähigkeit, also weniger `Ha´. Vielleicht hat dieser Mensch auch weniger `Tha´, also weniger Neugier dafür, etwas zu lernen, hat weniger Aufnahmebereitschaft und auch die körperliche Regeneration funktioniert nicht mehr so gut. Verletzungen heilen langsamer und Krankheiten dauern länger und manche bleiben sogar. Und im Hatha Yoga stärkst du dein `Ha´ und `Tha´ stärken und verjüngst dadurch und fühlst dich somit auch jünger an. Für eine Anti-Aging- bzw. Verjüngungskur ist Hatha einfach absolut geeignet.
Im Hatha Yoga stärkst du die Sonnenenergie unter anderem mit diesen Übungen:
- Bauchatmung
- Vorwärtsbeuge
- Drehsitz
- Kobra
- Affirmationen
- Visualisierungen
Die Mondenergie kannst du im Hatha Yoga ebenfalls stärken – mit z. B. diesen Übungen:
- Visualisierungen bzw. Vorstellungen, dass von oben Licht in dich hineinströmt
- Konzentration auf das Ajna Chakra
- Atemübungen
- Umkehrstellungen
- Kopfstand
- Schulterstand
- Skorpion
- Handstand
- Stehende Vorwärtsbeuge
So harmonisiert Hatha Yoga die Sonnen- und Mondenergie. Darüber hinaus gibt es viele andere Wirkungsweisen des Hatha Yoga.
Wie wirkt Shavasana?
Shavasana heißt `Entspannung´. Wenn du dich körperlich entspannst, kann das Prana besser fließen. Körperliche Verspannungen blockieren auch das Prana. Durch Entspannungstechniken öffnest du auch die Nadis. Es gibt sogar spezielle Formen von Shavasana, die sich Yoga Nidra nennen.Yoga Nidras sind kombinierte Entspannungsübungen, die im besonderen Maße auf Prana und auf Chakras wirken. Yoga Nidra ist in manchen Traditionen identisch mit Shavasana. In anderen Definitionen und Traditionen ist Yoga Nidra eine spezieller ausgearbeitete Form von Shavasana, wo du auch Visualisierungen, Bewusstseinslenkungen, eventuell auch Mantras und Affirmationen nutzt, um eine Wirkung auf Prana, Nadis und Chakras zu haben.
Surya Namaskar heißt `Gruß an Surya´. Surya ist zum einen die Sonne und du öffnest dich so für die Sonnenenergie, die als die äußere Energie gilt. Und so können wir uns auf die Sonnenenergie einstimmen. Es gibt im Vergleich dazu auch andere Hatha Yoga Übungen, mit denen man sich z. B. auf die Mondenergie einstimmt und sich z. B. Licht und Gnade von oben vorstellt. Eine weitere Form wäre z. B. die Einstimmung auf die Erdenergie, wo man sich beispielsweise vorstellt, dass man gut mit der Erde verwurzelt ist und die Energie von unten nach oben hochströmt.
Oft kann man sich zu Beginn von Surya Namaskar sich auch nochmal besonders vorstellen, mit der Erdenergie von unten und der Mondenergie von oben verbunden zu sein – und dann mit dem Sonnengruß die Surya Energie aktivieren.
Surya, also die Sonnenenergie, ist auch beim Menschen im Bauchbereich verwurzelt. Man kann sagen, Surya Namaskar ist im Grunde genommen die Bewegung um den Bauch herum. Nach hinten beugen, nach vorne beugen, Beine nach hinten und nach vorne. Dabei bleibt der Bauchbereich ruhig, aber alles darum herum bewegt sich. Und so ist Surya Namaskar auch die Aktivierung der Sonnenenergie im Bauch. Schon Surya Namaskar alleine hilft dir, dich aktiv, warm und energetisiert zu fühlen.
Die Asanas dehnen und drücken die verschiedenen Körperbereiche und so wirken sie auf die Nadis. Darüber hinaus aktivieren die Asanas aber auch Sonnen- und Mondenergie und harmonisieren insgesamt auch die sogenannte Vyana Vayu, also die Energie hinter dem Bewegungsapparat.
Asanas wirken aber auch auf die Chakras. Wenn du z. B. nach dem Yoga Vidya System die Yoga Vidya Grundreihe übst, dann kommt dies einer Reise durch die Chakras gleich.
Der Kopfstand aktiviert das Sahasrara und Ajna Chakra. Danach folgt der Schulterstand, der das Vishuddha Chakra aktiviert. Es folgen der Pflug und der Fisch, die beide auch das Vishuddha und zusätzlich das Anahata Chakra aktivieren. Die Vorwärtsbeuge aktiviert das Manipura sowie das Svadhishthana Chakra und lässt die Energie von dort hochsteigen, um die Sushumna zu öffnen. Dann folgt die Kobra, die wieder besonders das Anahata Chakra aktiviert. Die folgende Übung Heuschrecke wirkt auf das Vishuddha Chakra. Danach wird der Bogen geübt, der die Verbindung von Manipura, Anahata, Vishuddha bis hin zum Ajna Chakra aktiviert. Es folgt der Drehsitz, der die ganze Sushumna öffnet und lässt die Energie von unten bis zum Sahasrara Chakra hochstrahlen. Die weiteren Übungen sind alle darauf ausgerichtet, Prana weiter von unten nach oben zum Sahasrara Chakra und weiter darüber hinaus nach oben zu öffnen – Pfau, Vorwärtsbeuge und Trikonasana.
Damit die Asanas auf die Energien besonders wirksam sind, sollten sie länger gehalten werden. Nach etwa einer Minute erreichen die Muskeln schon eine sehr gute Dehnung, denn es braucht ca. 1 min., bis die Muskeln gedehnt werden. Nach 3 min. wirkt die Asana stärker auf die inneren Organe. Und nach 5 min. ist die Wirkung stark auf Prana, Nadis und Chakras. Wenn du eine Asana mindestens 10 min. hältst, kann das zu einer Bewusstseinsveränderung führen und die Wirkung auf die Kundalini wird stärker. Wenn du 2 Stunden bewegungslos und entspannt eine Asana hältst, kannst du in Samadhi fallen.
Damit also eine Asana von ihrer Wirkung auf das Prana besonders intensiv ist, halte sie besonders lang.
Weiterhin ist für die Wirkung der Asanas die Konzentration besonders wichtig. Du kannst die Konzentration in den Asanas zum einen als statische Konzentration üben, dich also z. B. auf ein bestimmtes Chakra konzentrieren (z. B. im Kopfstand auf das Ajna Chakra).
Du kannst eine dynamische Konzentration machen, z. B. auf einen Energiefluss (z. B. einatmen zum Muladhara Chakra und ausatmen zum Sahasrara Chakra / oder einatmen: Muladhara Chakra und ausatmen: Svadhishthana, einatmen: Svadhishthana und ausatmen: Manipura Chakra, einatmen: Manipura Chakra und ausatmen: Anahata Chakra, einatmen: Anahata Chakra und ausatmen: Vishuddha Chakra, einatmen: Vishuddha Chakra und ausatmen: Ajna Chakra, einatmen Ajna Chakra und ausatmen: Sahasrara Chakra).
Du kannst auch eine ganze Bewusstseinsreise machen mit jeweils einem Atemzug zu den folgenden Chakren: vom Ajna Chakra zum Trikuti, zu Kantha, zu Hrid Chakra, zu Nabhi Chakra, zu Linga Yoni, dann jeweils zu jedem der 7 Hauptchakren.
Alternativ kannst du auch in der Vorwärtsbeuge einatmen mit Konzentration auf das Muladhara Chakra und ausatmend die Konzentration auf das Sahasrara Chakra. Oder in der Kobra kannst du dich einatmend auf das Manipura Chakra konzentrieren und ausatmend auf das Ajna Chakra, usw.
Letztlich ist Hatha Yoga Teil des Kundalini Yoga und sehr machtvoll auf die Energien. Während einer Yoga Vidya Yogalehrerausbildung lernst du, wie du deine Hatha Yoga Praxis so gestalten kannst, dass sie maximal auf Prana, Nadis und Chakras wirkt. Dass sie am besten wirkt, sodass du mehr, leichtere und subtilere Energie hast, denn wie Svatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika (die wichtigste Hatha Yoga Schrift) und großer Yogameister im indischen Mittelalter, in der Hatha Yoga Pradipika sagt: „Prana, Gesundheit und Psyche hängen zusammen“. Übe Hatha Yoga und du wirst gesünder sein, du wirst mehr Prana haben, du wirst dich besser fühlen, sowie leichter in die Meditation gehen können. Auch wirst du das Göttliche leichter empfinden können.
Bei Yoga Vidya gibt es besondere Kundalini Yoga Seminare, wo du die Hatha Yoga Praxis für das Energiesystem optimieren lernst. Im Einzelnen sind dieses die Seminare Kundalini Yoga Einführung, Kundalini Yoga Mittelstufe, Kundalini Yoga Intensivpraxis.
Auch auf unserem Yoga Vidya Hatha Yoga Kanal haben wir Energie-Yogastunden, also Yogastunden mit energetischen Wirkungen, wo du lernen kannst, deine Hatha Yoga Praxis so erlernen kannst, wie es am effektivsten ist für dein Prana, deine Nadis und Chakras.
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Sehr stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.
Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.
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